Experte: Mittelmeer immer noch tödlichste Grenze

Das Mittelmeer sei immer noch die tödlichste Grenze der Welt, erklärte der Migrationsexperte Gerald Knaus gestern in der ZIB2. „Wir hatten im letzten Jahr 2.300 Tote im Mittelmeer“, so Knaus. Das seien immer noch „sehr viel mehr Tote als vor fünf Jahren“. Die Strategie der EU, die Leute durch eine immer gefährlicher werdende Überfahrt an der Flucht zu hindern, gehe also nicht auf.

Zwar sei die Zahl der Flüchtlinge, die in Italien ankämen, zurückgegangen, sagte der Erfinder des Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei. Doch hätten gerade die großen Unfälle 2013 dazu geführt, dass sich viele Staaten und NGOs mit Schiffen auf den Weg gemacht hätten, um die Menschen zu retten.

Knaus kritisiert Italien

In Libyen gebe es laut UNO unzumutbare Zustände, so Knaus. Noch schlimmer sei es allerdings, dass es in Italien eine Politik gebe, die „nicht nur in Kauf nehme, dass Menschen auf ihren Booten ertrinken, sondern die dann auch noch versucht, die Seenotretter“ zu kriminalisieren. „Da zeigt sich Europa wirklich von seiner hässlichsten Seite.“

Migrationsexperte über Flüchtlingssituation

Migrationsexperte Gerald Knaus erklärt, dass zwar weniger Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, der Prozentsatz aber höher ist als in den vergangenen Jahren.

In einem hätten aber der italienische Innenminister Matteo Salvini und die österreichische Bundesregierung recht, so Knaus: Ein Zurückgehen zur Situation vor zwei, drei Jahren könne nicht die Lösung sein. Vielmehr brauche es ein Signal, „dass sich Menschen gar nicht auf den Weg nach Europa machen“, sagte er.

Dazu brauche es aber die schnellere Bearbeitung von Asylanträgen und Rückführungsabkommen mit den Herkunftsländern. Der Strategie von Innenmister Herbert Kickl (FPÖ), das Signal zu senden, dass keine Asylanträge mehr angenommen werden, stünde den von Österreich unterzeichneten Konventionen entgegen, so Knaus. Der einzige Weg wäre es daher, Verfahren zu beschleunigen, menschliche Aufnahmezentren zu haben, „denn die meisten bekommen nämlich keinen Schutz und bleiben trotzdem jahrelang in Europa“.