Kolumbien: ELN will weitere Friedensgespräche

Die kolumbianische Guerillagruppe Nationale Befreiungsarmee (ELN) hat sich trotz des tödlichen Bombenanschlags in Bogota für eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche ausgesprochen. ELN-Chefunterhändler Pablo Beltran sagte der Nachrichtenagentur AFP gestern in einem Exklusivinterview in Havanna, er wünsche, dass die Spannungen zurückgingen und dass die Gespräche wieder aufgenommen würden.

Der Anschlag auf eine Polizeiakademie in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota mit 21 Toten sei eine Reaktion auf „Angriffe“ gegen die ELN gewesen, sagte Beltran. „Niemand kann von uns verlangen, dass wir tatenlos zusehen, wenn wir angegriffen werden.“ Seit dem Amtsantritt des rechtsgerichteten Präsidenten Ivan Duque im vergangenen August habe es „viele“ solcher Angriffe auf die Guerillagruppe gegeben.

Weder die ELN-Führung noch die Verhandlungsdelegation in der kubanischen Hauptstadt Havanna habe aber von den Anschlagsplänen gewusst, beteuerte Beltran. „Wir sind seit acht Monaten in Kuba.“ Die Pläne der ELN-Kämpfer in Kolumbien „fallen nicht in unseren Zuständigkeitsbereich“.

Duque erklärt Friedensgespräche für beendet

Ein Angreifer hatte am Donnerstag beim Angriff auf eine Polizeiakademie in Bogota 20 Menschen getötet. Auch der Angreifer starb bei der Attacke. Nach dem Anschlag erklärte Staatschef Duque die Friedensgespräche mit der Guerillagruppe in Havanna für beendet. Außerdem setzte er die Haftbefehle gegen zehn ELN-Unterhändler wieder in Kraft.

Nach Abbruch der Friedensgespräche muss die ELN-Delegation laut Protokoll binnen zwei Wochen nach Kolumbien zurückkehren. Im AFP-Interview forderte Beltran „Garantien“ der Regierung. Er schloss aus, dass die Mitglieder der Delegation Asyl beantragen könnten.

Mit rund 1.800 Kämpfern ist die ELN die letzte aktive Rebellengruppe Kolumbiens. Die Friedensgespräche mit der ELN lagen seit Duques Amtsantritt auf Eis. Duques Amtsvorgänger Juan Manuel Santos hatte im November 2016 den jahrzehntelangen Guerillakrieg mit den linksgerichteten Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) mit einem Friedensabkommen beendet. Die FARC-Kämpfer gaben daraufhin ihre Waffen ab und wandelten sich in eine politische Partei um.