Filmstill aus „Roma“
AP/Netflix/Image by Alfonso Cuarón
„Roma“ vs. „The Favourite“

Der Zehnkampf um die Oscars

Mit jeweils zehn Nominierungen gehen Alfonso Cuarons stiller Familienfilm „Roma“ und der Kostümschinken „The Favourite“ in diesem Jahr als Favoriten ins Rennen um die Oscars.

Auch Adam McKays Politsatire „Vice“ mit Christian Bale sowie die mit Lady Gaga prominent besetzte Musikbiografie „A Star Is Born“ gehören mit je acht Nennungen zum Favoritenkreis der heurigen, 91. Gala, die am 24. Februar in Hollywood über die Bühne geht. Hinzu kommen in den meisten Hauptkategorien das Actionspektakel „Black Panther“ und Spike Lees Buddy-Politmovie „BlacKkKlansman“, die mit sieben respektive sechs Nominierungen gut dabei sind. Mit „Black Panther“ hat erstmals eine Comicverfilmung Chancen auf den Oscar – und mit „Roma“ erstmals eine Netflix-Produktion.

In der wichtigsten Kategorie „Bester Film“ nominiert sind „Black Panther“, „Green Book“, „Roma“, „BlacKkKlansman“, „Bohemian Rhapsody“, „A Star Is Born“, „The Favourite“ und „Vice“. Beste Hauptdarstellerin könnte in diesem Jahr Lady Gaga werden – sie ist Anwärterin für ihre Rolle in „A Star Is Born“, ihre Konkurrentinnen sind Glenn Close („The Wife“), Olivia Coleman („The Favourite“), Melissa McCarthy („Can You Ever Forgive Me?“) und Yalitza Aparicio („Roma“).

Freddie Mercury und Dick Cheney

In der Regiekategorie nominiert sind Cuaron, Spike Lee („BlacKkKlansman“), Giorgos (Yorgos) Lanthimos („The Favourite“), Adam McKay („Vice“) und Pawel Pawlikowski („Cold War“). Bei den Hauptdarstellern ist Rami Malek für seine Darstellung von Queen-Frontman Freddie Mercury nominiert. Er bekommt es mit Christian Bale zu tun, der in „Vice“ den ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney spielt, sowie mit Bradley Cooper („A Star Is Born“), Willem Dafoe („At Eternity’s Gate“) und Viggo Mortensen („Green Book“).

Bei den Nebendarstellerinnen messen sich mit Emma Stone und Rachel Weisz zwei Schauspielerinnen aus „The Favourite“ mit Marina De Tavira („Roma“), Regina King („If Beale Street Could Talk") und Amy Adams (Vice“). Adam Driver („BlacKkKlansman“) ist bei den Nebendarstellern nominiert, ebenso wie Mahershala Ali („Green Book“), Sam Elliott („A Star is Born“), Richard E. Grant („Can You Ever Forgive Me?“) und Sam Rockwell („Vice“).

Donnersmarck wieder nominiert

Der deutsche Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck ist mit „Werk ohne Autor“ ebenfalls für einen Oscar nominiert worden. Das Künstlerdrama konkurriert in der Kategorie des besten fremdsprachigen Films unter anderem gegen „Roma“. Henckel von Donnersmarck hatte bereits 2006 mit dem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ einen Oscar gewonnen. Österreichs Beitrag „Waldheims Walzer“ von Ruth Beckermann hatte es nicht auf die Shortlist für die Auslandsoscars geschafft.

Filmstill aus „The Favourite“
AP/Fox Searchlight Films/Atsushi Nishijima
Szene aus „The Favourite“, der dieses Jahr einer der Favoriten bei den Oscars ist

Mit seinem Titelsong „All the Stars“ für „Black Panther“ hat Rapper Kendrick Lamar zusammen mit Sängerin SZA Chancen auf den Oscar als bester Song – ebenso wie Lady Gaga mit „Shallow“.

Gala ohne Moderation

Die Oscar-Akademie hat mittlerweile Spekulationen bestätigt, wonach die Gala am 24. Februar in Los Angeles ohne Moderator über die Bühne gehen wird. Den Job sollte ursprünglich der US-Comedian Kevin Hart übernehmen. Als bereits länger zurückliegende, schwulenfeindliche Tweets und Witze Harts auftauchten, machte er einen Rückzieher.

Filmstill aus „Black Panther“
AP/Disney
Lupita Nyong’o, Chadwick Boseman und Letitia Wright (von links): Mit „Black Panther“ könnte ein Film aus dem Marvel-Universum zu Oscar-Ehren kommen

Das US-Magazin „Variety“ tippte bereits im Vorfeld auf eine Zeremonie ohne Moderation. Die bisher letzte Show ohne festen Moderator liegt 30 Jahre zurück. Damals eröffnete der Schauspieler Rob Lowe die Oscars mit einer zwölfminütigen Tanz- und Gesangsnummer. Der peinliche Auftritt an der Seite von Schneewittchen ging als einer der größten Patzer in die Oscar-Geschichte ein.

Filmstill aus „A Star is Born“
AP/Warner Bros. Pictures
Cooper und Lady Gaga in „A Star Is Born“ – beide haben Chancen auf den Oscar in der Schauspielkategorie

„Avengers“ sollen Zeremonie retten

Es könnte aber auch der gegenteilige Fall eintreten – und gleich ein ganzes Team durch den Abend führen: Medienberichten zufolge soll das Ensemble der „Avengers“-Filme rund um Robert Downey jr. den Abend retten. Fix ist dagegen, dass die Gala wieder kürzer ausfällt. Fast vier Stunden zog sich die Oscar-Gala im Vorjahr hin, eine der längsten Shows der vergangenen Jahrzehnte. Heuer wird die TV-Ausstrahlung auf drei Stunden begrenzt, einige Preise sollen während Werbepausen vergeben werden.