Die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg
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Schwedens junge Klimaaktivistin

Per Zug zum Weltwirtschaftsforum

Die junge schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat den langen Weg zum Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos mit der Bahn in Angriff genommen. Dienstagfrüh trat die 16-Jährige in Schweden ihre erste Etappe auf der etwa 25-stündigen Reise an – „Morgenzug zum Weltwirtschaftsforum in Davos“, schrieb sie dazu auf Twitter.

Im Gepäck hat die Schülerin einen Rucksack, einen kleinen roten Koffer und ein Demonstrationsschild mit der Aufschrift „Skolstrejk for klimatet“ (Schulstreik fürs Klima). Sie kündigte an, von Mittwoch bis Freitag bei der Konferenz dabei zu sein.

Weil Flugreisen viel CO2 ausstoßen und damit klimaschädlich sind, entschied sie sich für die Anreise per Zug. Sie habe bereits erreicht, dass ihre Eltern vor einigen Jahren mit dem Fliegen aufgehört hätten, sagte sie im Voraus in einem Interview der schwedisch-norwegischen Sendung „Skavlan“.

An vorderster Front für den Klimaschutz

In der Tat gehören die Schweden und Schwedinnen zu den Vielfliegern. Sie würden durchschnittlich siebenmal so oft in ein Flugzeug steigen wie Menschen aus anderen Ländern, schrieb kürzlich die deutsche „taz“. Stattdessen bevorzugt Thunberg den Zug, wo man die Zeit auch gut nutzen könne, um allerlei Dinge zu tun – zum Beispiel eine Rede zu schreiben, so die 16-Jährige. Für einen Kommentar war sie über Soziale Netzwerke während der Reise nicht zu erreichen.

Emotionale Rede in Katowice

Thunberg setzt sich an vorderster Front für ein stärkeres Klimabewusstsein ein. Sie fordert, dass mehr gehandelt und weniger bloß über den Klimawandel geredet wird. Im Rahmen ihrer Protestaktion „Schulstreik fürs Klima“ demonstriert sie jeden Freitag vor dem Reichstag in Stockholm. Die Aktion fand bereits Nachahmerinnen und Nachahmer in aller Welt.

Auf der UNO-Klimakonferenz im polnischen Katowice hatte Thunberg im Dezember gesagt: „Wir müssen verstehen, was für ein Chaos die älteren Generationen angerichtet haben, das wir nun aufräumen und mit dem wir leben müssen.“ Ihre emotionale Rede ging um die Welt, die Jugendliche dient vielen vor allem jungen Menschen als Vorbild.

Greenpeace fordert Klimaschwerpunkt in Davos

Das 49. Weltwirtschaftsforums steht 2019 unter dem Motto „Globalisierung 4.0 – Auf der Suche nach einer globalen Architektur im Zeitalter der Vierten Industriellen Revolution“. Dass Klimapolitik dieses Jahr ein wichtiges Thema sein werde, war den ersten Informationen aus Davos zufolge kaum zu vernehmen. Ab Mittwoch würden insgesamt mehr als 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über Lösungen für brennende Probleme der Gegenwart sprechen, hieß es in diversen Aussendungen.

Blick auf das Kongresszentrum in Davos
Reuters/Arnd Wiegmann
Im schneebedeckten Davos wird heuer wieder die weltwirtschaftliche Schwerpunktsetzung von der Finanzelite diskutiert

Es soll in Diskussionsrunden um Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Europa und Afrika gehen. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte aber insbesondere von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, sie müsse einen starken Fokus auf die Erderwärmung richten. „Ich erwarte, dass sie die Klimakrise als riesige Bedrohung für die Welt anspricht“, sagte Greenpeace-International-Chefin Jennifer Morgan der dpa. Ein Kohleausstieg bis 2030 sei notwendig, nur so könne das Paris-Ziel erreicht und die Bedrohung der Erwärmung auf weniger als 1,5 Grad gehalten werden.

Diplomat: Politik wird Forum „völlig“ bestimmen

Mit den globalen Handelskonflikten und dem weltweiten Aufstieg von Populisten werde diesmal die Politik „völlig“ die Diskussionen bestimmen, vermutete indes ein hochrangiger europäischer Diplomat gegenüber der dpa – selbst wenn Politgrößen wie US-Präsident Donald Trump, die britische Premierministerin Theresa May und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wegen politischer Herausforderungen in ihren Heimatländern abgesagt hatten.

Auf der Rednerliste finden sich aber Politikerinnen und Politiker wie etwa Brasiliens neuer rechtsradikaler Staatschef Jair Bolsonaro, für den Davos die erste Auslandsreise ist, und Merkel. Für China spricht Vizepräsident Wang Qishan, für Großbritannien der britische Handelsminister Liam Fox.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) wird unter anderen von IWF-Chefin Christine Lagarde und der neuen Chefvolkswirtin des IWF, Gita Gopinath, vertreten. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nimmt zusammen mit FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl teil. Die Veranstalter um den Gründer Klaus Schwab verweisen zudem auf die mehr als 800 angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den USA, darunter die Chefs weltweit führender Unternehmen.