Bohrmaschine am Ort, wo das Kind vermisst wird
APA/AFP/Jorge Guerrero
Bub in Schacht

Letzte Phase der Bergung beginnt

Hunderte Helfer in Spanien arbeiten fieberhaft daran, zu dem zweijährigen Julen vorzustoßen, der in einem tiefen Loch verschollen ist. Der Bergungsschacht ist nun fertig, er muss nur noch stabilisiert werden. Dann beginnt die letzte Phase der Bergung.

Eigens angeforderte Minenarbeiter warteten im andalusischen Totalan auf ihren Einsatz, um sich in 70 bis 80 Meter Tiefe in einem waagerechten Tunnel zu der Stelle vorzuarbeiten, an der der Zweijährige vermutet wurde. Sie hätten mit ihrer Grabung eigentlich bereits am Dienstag beginnen sollen, jedoch musste der bereits fertiggestellte Schacht verbreitert werden, weil die zur Stabilisierung vorgesehenen Rohre nicht passten.

Mittwochfrüh habe ein Tunnelbohrer die Vergrößerung des Schachtes beendet und Techniker hätten begonnen, die Stabilisierungsrohre einzusetzen, erklärte die Unterpräfektur der Provinz Malaga. Sobald der Schacht durch die Rohre stabilisiert ist, sollen Minenspezialisten mittels einer speziellen, an einem Kran befestigten Kapsel in den Parallelschacht herabgelassen werden.

Grabung unter Extrembedingungen

Wegen des begrenzten Platzes sollen den Behördenangaben zufolge jeweils nur zwei Arbeiter gleichzeitig in der Kapsel abgeseilt werden. Am Grund des Parallelschachts sollten sie mit Spitzhacken und Presslufthämmern einen vier Meter langen horizontalen Tunnel graben, um zu dem Kind vorzustoßen.

Bohrung in Spanien
Reuters/Jon Nazca
Ein Großaufgebot an Helfern ist im Dauereinsatz

Die Männer müssen dabei unter Extrembedingungen arbeiten, da es in dieser Tiefe nicht nur an Platz, sondern auch an Licht und Sauerstoff mangele, schrieb die Zeitung „La Vanguardia“. Je nach der Härte des Gesteins seien eventuell auch kleinere Sprengungen nötig, hieß es. Die Verbindung wird nur einen Meter breit und 1,20 Meter hoch sein, sodass die Kumpel liegend oder bestenfalls kniend werden arbeiten müssen. Der Sprecher der Einsatzkräfte, Angel Garcia Vidal, rechnet für diese Arbeit mit insgesamt 20 bis 24 Stunden.

Mitarbeiter eines Rettungsteams
Reuters/Jon Nazca
Professionelle Minenarbeiter warten auf ihren Einsatz

Justiz eingeschaltet

Der zweijährige Julen war nach Angaben seiner Familie am 13. Jänner in der Nähe der andalusischen Gemeinde Totalan in das Loch gefallen, während seine Eltern in der Nähe picknickten. Der 110 Meter tiefe Erkundungsschacht mit einem Durchmesser von nur 25 Zentimetern war laut örtlichen Medien im Dezember bei der Suche nach Wasser gebohrt worden. Demnach war der Schacht nicht abgesichert und nicht gekennzeichnet. Das spanische Fernsehen berichtete, die örtlichen Justizbehörden in Malaga hätten Ermittlungen eingeleitet, um die Umstände des Unglücks genau zu klären.

Karte von Spanien
Grafik: APA/ORF.at

Rund 300 Helfer versuchen seitdem Tag und Nacht in einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit, den Buben zu finden und zu bergen. Geröll und Erde, die Julen bei seinem Sturz offenbar mit sich gerissen hatte, blockieren in etwa 70 Metern Tiefe das Loch. Zudem ist es zu eng für die Bergungskräfte. Seit Beginn des Einsatzes gab es kein Lebenszeichen von Julen.