Politikberater Roger Stone
AP/Jose Luis Magana
Roger Stone angeklagt

Nächster Trump-Vertrauter in Muellers Visier

Der republikanische Politikberater Roger Stone, ein langjähriger Vertrauter von US-Präsident Donald Trump, ist im Zuge der Russland-Ermittlungen angeklagt und vorübergehend festgenommen worden. Er ist der 34. Angeklagte auf der Liste von Sonderermittler Robert Mueller.

Dem 66-Jährigen werden in der von Mueller erwirkten Anklage Behinderung von Untersuchungen durch den Kongress, Falschaussagen und Zeugenbeeinflussung vorgeworfen, wie das Büro des Sonderermittlers mitteilte. Stone wurde am frühen Freitagmorgen (Ortszeit) von Beamten der Bundespolizei FBI in seinem Haus in Fort Lauderdale im Bundesstaat Florida festgenommen, wie der Sender CNN berichtete. Am Nachmittag wurde er unter Auflagen und gegen Hinterlegung einer Kaution von 250.000 Dollar (220.000 Euro) wieder auf freien Fuß gesetzt.

„Größte Hexenjagd in der Geschichte“

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, mühte sich, jede Verbindung der Anschuldigungen zu Trump zurückzuweisen. „Die Vorwürfe gegen Roger Stone haben nichts mit dem Präsidenten zu tun“, sagte Sanders gegenüber CNN. „Der Präsident hat nichts Falsches getan.“ Es habe keinerlei geheime Absprachen mit Russland gegeben. Trump meldete sich auf Twitter zu Wort und beklagte sich dort über die „größte Hexenjagd in der Geschichte unseres Landes“. Selbst Menschenhändler und Drogendealer würden besser behandelt, so Trump. Mit Blick auf die Bilder der Festnahme schrieb er weiter: „Wer hat CNN alarmiert, dort zu sein?“

Stone war während des Präsidentschaftswahlkampfs in Verbindung zum Trump-Team gestanden. Im August 2016 führte er an, Kontakte zu WikiLeaks zu haben. Laut Ermittlern sagte Stone, er habe mit WikiLeaks-Gründer Julian Assange „kommuniziert“ und das als „vollkommen legal“ bezeichnet. Die Enthüllungsplattform veröffentlichte 2016 interne E-Mails der Parteizentrale der Demokraten und des Wahlkampfteams von Trumps Rivalin Hillary Clinton, die von mutmaßlichen russischen Hackern gekapert worden seien.

Kommunikation mit „Guccifer 2.0“

Später änderte Stone seine Schilderungen: Er habe nicht direkt mit Assange kommuniziert und auch nicht gewusst, dass Russland hinter dem Hack auf die Demokraten stand. Vergangenes Jahr wurde jedoch publik, dass Stone über Twitter mit „Guccifer 2.0“ kommunizierte, ein Pseudonym, dessen sich russische Geheimdienstler bedienten. Laut Anklage soll Stone später die Untersuchungen im Kongress zu den mutmaßlichen Cyberinterventionen und der Rolle von WikiLeaks dabei behindert haben.

Robert Mueller
Reuters/Aaron Bernstein
Sonderermittler Mueller hat einen weiteren Trump-Vertrauten belangt

Schlüsselfiguren im Gefängnis

Stones Name fiel im Zusammenhang mit der Russland-Affäre immer wieder – er ist Muellers 34. Angeklagter. Darunter finden sich zwei Dutzend Russen und mehrere Personen, die mit Trump selbst in Verbindung standen, darunter sein früherer nationaler Sicherheitsberater Michael Flynn und Paul Manafort, der frühere Leiter seines Wahlkampfs, der inzwischen im Gefängnis sitzt.

Besonders gefährlich könnte Trump Michael Cohen werden: Sein Ex-Anwalt und langjähriger Vertrauter gilt als eine Schlüsselfigur in den Russland-Untersuchungen. Cohen hat sich mit Trump überworfen und kooperiert inzwischen mit Mueller. Mit Spannung wird eine Anhörung Cohens vor dem US-Kongress erwartet. Wann genau es dazu kommt, ist noch unklar. Im Dezember hatte ein Bundesgericht in New York Cohen wegen Zahlung illegaler Wahlkampfbeihilfen, wegen Falschaussagen vor dem Kongress und wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

„Versuch, mich zum Schweigen zu bringen“

Stone hatte Muellers Ermittlungen, die Trump schon früher wiederholt als „Hexenjagd“ bezeichnete, in der Vergangenheit ebenfalls kritisiert. Im Mai sagte er im Sender NBC, mit den Ermittlungen sollten Trumps Unterstützer und Fürsprecher „zum Schweigen gebracht und bestraft“ werden. Es sei nicht ausgeschlossen, dass Mueller irgendwann auch eine „irrelevante Straftat“ gegen ihn „hervorzaubert“, sagte Stone damals. „Ich würde das als Versuch werten, mich zum Schweigen zu bringen.“

Stone hatte zudem angekündigt, nicht gegen Trump auszusagen. Er werde „unter keinen Umständen“ gegen den Präsidenten aussagen, „weil ich falsche Aussagen gegen ihn machen müsste“, sagte er im Dezember im Sender ABC. „Ich müsste Dinge erfinden, und das werde ich nicht tun.“ Dafür erntete er glühendes Lob vom Präsidenten, der Stones „Mut“ würdigte.

Nixon-Tattoo und Diktatorenberater

Stone blickt auf eine lange Karriere als Lobbyist und Politikberater zurück. Er begann seine Karriere bei der Wiederwahl von Richard Nixon (1972) und ließ sich den 37. Präsidenten auf seine Schulterblätter tätowieren. Zusammen mit Manafort beriet er zahlreiche Diktatoren wie Mobutu Sese Seko (1965—1997) in Kongo und Ferdinand Marcos (1965—1986) in den Philippinen. Während des Auszählungschaos in Florida bei der Präsidentschaftswahl 2000 war er an einer Protestaktion beteiligt, die zum Abbruch von Nachzählungen führte – und trug so womöglich zum hochumstrittenen Sieg von George W. Bush bei.

Seine Beziehung zu Trump reicht weit zurück. 1988 soll er zum ersten Mal versucht haben, diesen zu einer Präsidentschaftskandidatur zu überreden. Später soll er die treibende Kraft hinter der Verschwörungstheorie um das Geburtszertifikat von Ex-Präsident Barack Obama gewesen sein. Stones Engagement als Berater Trumps endete 2016, anschließend veröffentlichte er ein Buch namens „The Making of the President 2016“.