Die beiden Apps Messenger und Whatsapp auf einem Smartphone-Bildschirm
ORF.at/Christian Öser
Messenger, WhatsApp, Instagram

Facebook will seine Messenger fusionieren

Das Soziale Netzwerk Facebook, dem auch WhatsApp und Instagram gehören, will all seine Messengerdienste zusammenführen. Das berichtete die „New York Times“ am Freitag. Zwar sollen sowohl Facebook Messenger als auch WhatsApp und Instagram als einzelne Apps weiterbestehen, im Hintergrund sollen die Dienste künftig aber miteinander verbunden sein. Dieser Schritt dürfte auch konzernintern umstritten sein.

In Zukunft könnten damit etwa Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer direkt mit Menschen Kontakt aufnehmen, die nur bei WhatsApp angemeldet sind. Gegenüber der BBC bestätigte Facebook, dass das der Beginn eines „langen Prozesses“ sei. Zunächst muss nämlich die Infrastruktur der Dienste zusammengeführt werden.

Laut „New York Times“ („NYT“) könnte das ein besonders aufwendiges Projekt werden. In dem Bericht, der sich auf die Aussagen mehrerer Facebook-Angestellter stützt, sollen „Tausende“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daran arbeiten, WhatsApp, Instagram und den Facebook Messenger entsprechend umzustellen. Momentan sei das Projekt in einer frühen Phase, heißt es – bis Ende 2020 soll es jedoch fertiggestellt sein.

Fusion als persönliches Anliegen Zuckerbergs

Die Zusammenführung dürfte ein persönliches Projekt von Facebook-Chef Mark Zuckerberg sein. Zuckerberg, der Instagram 2012 und WhatsApp 2014 aufkaufte, versprach über viele Jahre Autonomie der eingekauften Dienste. Nach dem Erfolgslauf der zwei Apps, dürfte er jedoch seinen Kurs geändert haben, so die „NYT“. Seit letztem Jahr soll er unternehmensintern dafür geworben haben, die Dienste doch zusammenzuführen.

Das sorgte offenbar auch unternehmensintern für Streit. Im Herbst 2018 verließen die Instagram-Gründer Kevin Systrom und Mike Krieger Facebook. Auch WhatsApp-Gründer Jan Koum und Brian verließen den Zuckerberg-Konzern. Erst kürzlich sollen laut „NYT“ Dutzende WhatsApp-Mitarbeiter mit Zuckerberg aneinandergeraten sein, nachdem die Pläne für die Zusammenlegung bekanntgeworden waren.

Facebook-Chef verspricht mehr Sicherheit

Der Facebook-Chef soll sich auch dafür eingesetzt haben, dass in den Apps künftig miteinander verschlüsselt kommuniziert werden kann. Bisher fehlte Instagram die Möglichkeit, verschlüsselte Nachrichten zu übermitteln. Auch zwischen den Diensten sollen Nachrichten damit von niemandem mehr gelesen werden können.

Von Facebook heißt es in einer Stellungnahme, dass es „die besten Messaging-Erlebnisse schaffen will, die möglich sind. Die Leute wollen, dass Messaging schnell, einfach, zuverlässig und privat ist.“ Darüber hinaus arbeite man daran, „mehr unserer Messaging-Produkte durchgängig zu verschlüsseln“, und man überlege „wie wir es einfacher machen können, Freunde und Familie über Netzwerke hinweg zu erreichen“.

Dass die Dienste verschlüsselt werden sollen, könnte laut „NYT“ die Zusammenführung noch zusätzlich erschweren. Im Gegensatz zu Instagram und Facebooks eigenem Messenger speichert WhatsApp bisher keine Nachrichten. Sollte Facebook künftig alle privaten Nachrichten verschlüsseln, könnte das auch einige Regierungen auf den Plan rufen, die schon jetzt gegen die Verschlüsselung bei WhatsApp vorgehen wollen, wie etwa zuletzt in Australien.

Neue Sorgen für Datenschützer

Ein gemeinsames Messaging-Meganetzwerk wird zweifellos jedoch gerade bei Datenschützern für Aufregung sorgen. So reichte bisher für eine Anmeldung bei WhatsApp die Angabe der Telefonnummer, bei Instagram die Angabe einer Mail-Adresse – Facebook verlangt darüber hinaus etwa die Angabe des vollen Namens und sperrt im Zweifel das Benutzerkonto.

Dass diese Daten jetzt zumindest intern zusammengeführt werden könnten, könnte in Zeiten der EU-Datenschutzverordnung für den Konzern problematisch werden. Facebook wird bereits jetzt für den Umgang mit Nutzerdaten kritisiert – und muss sich nach wie vor für die Datenaffäre rund um Cambridge Analytica rechtfertigen.

Geschäftsmodell noch unklar

Klar ist, dass mit der Fusion die Verweildauer bei Diensten von Facebook ausgebaut werden soll – so könnte der mögliche Generationenkonflikt zwischen Instagram- und Facebook-Nutzern durch eine direkte Verbindung der beiden Dienste minimiert werden.

Doch laut der „NYT“ soll es noch keinen genauen Plan geben, wie die Fusion auch finanziell profitabel werden könnte. Mehr Verweildauer könnte zu „neuen Werbeformen“ führen, so die mit dem Projekt vertrauten Personen. Denkbar ist auch, dass Facebooks Kleinanzeigenplattform Marketplace eine größere Rolle spielen könnte.