Bagger in Totalan
Reuters/Marcelo del Pozo
Verzweifelte Suchaktion in Spanien

Bub tot in Brunnenschacht aufgefunden

Der seit knapp zwei Wochen in einem tiefen Brunnenschacht in Südspanien verschollene Bub ist in der Nacht tot gefunden worden. Die Leiche des zweijährigen Julen sei nach tagelangen Bohrungen in einer Tiefe von rund 70 Metern entdeckt worden, gab die Regionalregierung in Malaga bekannt.

„Die Einsatzkräfte haben um 1.25 Uhr den unglücklicherweise leblosen Körper des Kleinen lokalisiert“, teilte der Delegierte der Madrider Zentralregierung in Andalusien, Alfonso Rodriguez Gomez de Celiz, via Twitter mit. Er sprach den Eltern des Buben sein Beileid aus. Die spanische Zivilgarde schrieb: „Leider haben wir es trotz aller Bemühungen so vieler Menschen nicht geschafft … Ruhe in Frieden Julen.“ Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht mitgeteilt.

Retter hatten seit dem 13. Jänner versucht, zu dem Kind in dem extrem engen, nur 25 Zentimeter breiten Schacht an dem schwer zugänglichen Unglücksort am Hügel Cerro de la Corona nahe der Küstenstadt Malaga vorzudringen. Allerdings gab es keine Lebenszeichen, zudem war unklar, in welcher Tiefe des illegal auf der Suche nach Wasser gegrabenen Loches er sich befand.

Angehörige vom verstorbenen Julen
APA/AFP/Jorge Guerrero
Verwandte des Buben am Ort des Unglücks

Hoffnungen schrumpften zusehends

Dennoch hatten nicht nur die Eltern, die 2017 bereits einen Sohn verloren hatten, auf ein Wunder gehofft. Noch am Donnerstagabend waren Hunderte Anrainer aus dem Ort zu einer Mahnwache zusammengekommen, um für das Kind zu beten. Experten hatten versichert, dass es nicht ausgeschlossen war, das Kind lebend zu finden. Jedoch waren die Hoffnungen auf ein glückliches Ende des dramatischen Unfalls mit jeder Minute geschrumpft.

Besonders bei der Bohrung eines parallelen Schachts war es zu immer neuen Verzögerungen gekommen, weil die Retter auf extrem hartes Gestein stießen. Experten betonten, normalerweise seien für eine solche Aktion, bei der 40.000 Tonnen Erde abgetragen wurden, Monate nötig. Einen vergleichbaren Notfall in einer solchen Tiefe habe es weltweit noch nie gegeben, hieß es.

Arbeiten unter schwierigsten Bedingungen

Seit Donnerstagabend hatten erfahrene Bergarbeiter aus der nordspanischen Kohleregion Asturien unter schwierigsten Bedingungen vom Grund des Parallelschachts aus einen vier Meter langen horizontalen Tunnel gegraben, um zu Julen vorzudringen. Sie konnten dabei 36 Stunden lang nur kniend oder liegend in Zweierteams arbeiten und kämpften sich mit Spitzhacken und Presslufthämmern durch den Felsen.

Mehrmals waren Mikrosprengungen nötig, so noch am späten Freitagabend, als die Spezialisten nur noch wenige Zentimeter von Julen trennten. Zudem war bis zuletzt unklar, ob der Bub tatsächlich in der von den Experten vermuteten Tiefe gefunden werden würde.

Der Bub war bei einem Ausflug mit seiner Familie in das Loch gefallen. Bei Kameraaufnahmen war im Schacht ein Sackerl mit Süßigkeiten entdeckt worden, die Julen bei sich hatte, später waren Haare des Buben gefunden worden. Mehr als 300 Retter hatten sich an den Bergungsarbeiten beteiligt.