Zehntausende „Gelbwesten“ bei Protesten in Frankreich

In Frankreich haben gestern erneut Zehntausende „Gelbwesten“ gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron demonstriert. Landesweit gingen rund 69.000 Menschen auf die Straße, wie das Innenministerium am Abend mitteilte.

In Paris demonstrierten demnach rund 4000 „Gelbwesten“. Dort kam es am Place de la Bastille zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstrierenden. Nach Angaben der Präfektur wurden dort 22 Menschen festgenommen.

Teilnehmerzahlen leicht zurückgegangen

Die Bewegung der „Gelbwesten“ hatte den elften Samstag in Folge zu Demonstrationen gegen den Reformkurs Macrons aufgerufen. Im Vergleich zum vorherigen Samstag gingen die Teilnehmerzahlen leicht zurück. Am vergangenen Wochenende hatten sich landesweit 84.000 Menschen beteiligt, in Paris waren es 7.000 gewesen.

Bei den Auseinandersetzungen am Pariser Bastille-Platz setzte die Polizei Tränengas und einen Wasserwerfer ein, um Demonstranten zurückzudrängen, die Wurfgeschosse auf Polizisten warfen.

„Mit Gelbwesten verkleidete Randalierer“

Zusammenstöße gab es auch in den „Gelbwesten“-Hochburgen Toulouse und Bordeaux im Südwesten Frankreichs sowie im Süden in Montpellier und Avignon, außerdem in mehreren westfranzösischen Städten. Frankreichs Innenminister Christophe Castaner verurteilte die Gewalt durch „mit Gelbwesten verkleidete Randalierer“.

Erstmals hatten Aktivisten am Bastille-Platz zudem zu einer „gelben Nacht“ aufgerufen. Vorbild war die Sozialbewegung „Nuit debout“, die 2016 gegen die Arbeitsrechtsreform der sozialistischen Vorgängerregierung protestierte. Die Versammlung wurde nach Angaben von AFP-Journalisten jedoch schnell beendet.

Gegenbewegung zu „Gelbwesten“

Heute will erstmals eine Gegenbewegung zu den „Gelbwesten“ auf die Straße gehen: Eine Gruppe namens „Rote Schals“ („Foulards Rouges“) rief für den frühen Nachmittag zu einem Marsch zum Bastille-Platz auf. Unter dem Motto „Stop – jetzt reicht’s“ will sie gegen die Gewalt bei den seit mehr als zwei Monaten andauernden „Gelbwesten“-Protesten demonstrieren.

Der Initiator der „Roten Schals“, Laurent Soulie, steht der Partei Die Republik in Bewegung (La Republique en Marche) von Präsident Emmanuel Macron nahe. Der 51-Jährige und seine Mitstreiter werben für ein „friedliches und respektvolles Frankreich“ ohne „Hass“.