Afghanischer Präsident für Gespräche mit Taliban

Der afghanische Präsident Ashraf Ghani hat heute in einer landesweit übertragenen TV-Ansprache die radikalislamischen Taliban zur Aufnahme von direkten Friedensgesprächen mit seiner Regierung aufgerufen. Bisher sprechen die Aufständischen, die mittlerweile wieder weite Landstriche kontrollieren, ausschließlich mit den USA über Wege zur Beilegung des langwierigen Konflikts.

„Wir wollen Frieden“

Ghani sagte, die Aufständischen sollten die „Forderung der Afghanen nach Frieden“ erfüllen und „ernsthafte Verhandlungen mit der afghanischen Regierung aufnehmen“. „Wir wollen Frieden“, bekräftigte er. „Wir wollen ihn schnell, aber wir wollen ihn mit einem Plan.“

Ashraf Ghani
APA/AFP/Wakil Kohsar

Die Taliban hätten zwei Möglichkeiten: Sie könnten entweder mit den Afghanen zusammenstehen oder das Werkzeug fremder Mächte und ihrer Ziele sein. Kein Afghane könne akzeptieren, dass seine Kinder Kanonenfutter würden oder ans Ausland verloren gingen. Gleichzeitig wünsche sich kein Afghane eine länger andauernde Präsenz internationaler Truppen. Aktuell sei das aber eine Notwendigkeit.

Taliban verhandeln mit USA

Erst am Samstag hatte die jüngste und mindestens fünfte Gesprächsrunde seit Juli 2018 zwischen Vertretern der Taliban und einer US-Delegation geendet. Darin ging es um einen Abzug der internationalen Truppen, einen Waffenstillstand und um die Frage, wie verhindert werden kann, dass das Land ein sicherer Hafen für Terroristen wird. Beide Seiten sprachen danach von Fortschritten.

Von den direkten US-Taliban-Gesprächen fühlte sich Kabul in der Vergangenheit zeitweise vor den Kopf gestoßen und ausgeschlossen. Im Dezember twitterte der Nationale Sicherheitsberater Hamdullah Mohib, dass nur die Bevölkerung Afghanistans und seine gewählten politischen Führer Entscheidungen über die Zukunft des Landes treffen könnten.