Paenda
ORF/Thomas Ramstorfer
Paenda

Mit guter Laune zum Song Contest

Paenda wird der neue heimische Song-Contest-Star – das ist seit Dienstagfrüh bekannt. Die 31-jährige Steirerin gibt sich in einem ersten Interview humorvoll und energiegeladen. Ihre Musik sei „Elektro-Pop“, ihr Song für Tel Aviv „gut“.

Gut gelaunt zeigte sie sich beim Interview mit Ö3 – und auch zum Scherzen aufgelegt, Lachen und Blödeln standen im Vordergrund: „Ich bin Steirerin, aber ich sprech’ schöner. Damit ihr mich versteht’s.“ Danach konnte man ihr im Video die Angst ansehen, die Steirer gegen sich aufgebracht zu haben.

Trotzdem wird Paenda wohl weder eine der Spaßkandidatinnen werden noch im Glitzerkleid mit Windmaschine Schlager singen, als hätten wir noch die 70er. Paenda steht für eine selbstbewusste, junge Generation heimischer Popmusikerinnen und -musiker, die sich weder für die Hochglanz-PR-Schiene hergeben noch das „Produkt“ einer Casting-Show sind, sondern ihre Songs selbst schreiben und ausschließlich mit ihrer Musik und ihrer Bühnenperformance zu überzeugen versuchen. Paenda beschreibt ihren Sound als Electronic Pop, „mit allen Facetten, die es gibt“. Über ihren Song-Contest-Song verrät sie noch nicht rasend viel. Auf die Frage, wie der sich denn so anhöre, sagt sie schlicht: „Gut.“

Paenda präsentiert sich

Die steirische Sängerin Paenda wird Österreich beim nächsten Song Contest in Tel Aviv vertreten. Ihre Musik produziert die 31-Jährige alleine in ihrem Wohnzimmer.

„Gleichberechtigung und Liebe“

Wichtig ist ihr beim Song Contest vor allem, wofür er steht – nämlich für Liebe, Toleranz und Respekt: „Ich finde, dass das eine super Veranstaltung ist, die für so tolle Themen wie Gleichberechtigung und Liebe steht und eigentlich jedes Jahr aufs Neue ein Zeichen setzt. Deshalb freut es mich, dass ich da heuer hinfahren darf.“ Auch sie selbst will diesbezüglich Akzente setzen: „Meine Message ist die Gleichberechtigung von Frauen. Mit der Zeit ist mir bewusst geworden, dass ich dafür einstehe, dass Frauen das genauso gut können wie Männer.“

Ob sie den Song Contest auch als Sprungbrett für ihre Karriere sieht? „Ja natürlich, blöd wär’ ich.“ Paenda scheint vor Energie zu sprühen. Mit einem „Tataaa“ wirft sie sich in den Fokus der Ö3-Kamera. Gute Voraussetzungen für den Song Contest, bei dem Schüchternheit nicht gerade von Vorteil ist.

Vielschichtiges Debütalbum

Die Sängerin, Multiinstrumentalistin und Produzentin hat sich mit ausgefeiltem Electropop in der Szene längst einen Namen gemacht. In Tel Aviv präsentiert sie ihren Song „Limits“ – der abgesehen vom Titel noch ein gut gehütetes Geheimnis ist. „Limits“ ist eine „atmosphärisch aufgeladene Electronic-Pop-Ballade“, so viel ist zu erfahren. In den nächsten Wochen wird der Song der Öffentlichkeit vorgestellt. Vergangenen Februar hatte Paenda mit „Evolution I“ ihr vielschichtiges Debütalbum vorgelegt. Electropop trifft darin auf Hip-Hop-Elemente, virtuoser Gesang auf Beats, die zum Tanzen einladen.

Die in Wien lebende 31-Jährige tritt beim größten Musikwettbewerb der Welt in große Fußstapfen: Im Vorjahr holte Österreichs Song-Contest-Vertreter Cesar Sampson in Lissabon den sensationellen dritten Platz – mit der besten Jurybewertung aller teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler.

Auf der großen Bühne

Bereits in ihrer Jugend begann Paenda in der Steiermark mit dem Musikmachen. Mit Anfang 20 zog sie nach Wien, um Gesang zu studieren. Nach verschiedenen musikalischen Projekten startete sie 2015 ihre Solokarriere. Als Solokünstlerin begann sie nicht nur, selbst zu komponieren und Songtexte zu verfassen, sondern auch ihre Musik selbst zu produzieren. „Das hätte ich mir als junges Mädchen im Schulchor in der Steiermark nicht einmal zu träumen gewagt“, sagte die Künstlerin.

Die ersten Singles „Waves“ und „Good Girl“ zogen bereits einige Aufmerksamkeit auf sich. Auf der großen Bühne konnte Paenda vergangenen Sommer überzeugen, als sie im Vorprogramm des britischen Popstars Jessi J vor 3.000 Zuseherinnen und Zusehern in der Wiener Arena auftrat. Am 26. April erscheint mit „Evolution II“ ihr zweites Album beim Wiener Label Wohnzimmer Records.

Knapp drei Wochen später, am 18. Mai, steigt im Expo Center in Tel Aviv das Song-Contest-Finale. Zwei Tage zuvor muss Österreich im zweiten Halbfinale um den Einzug in die Runde der Besten kämpfen. Paenda bekommt es im Wettstreit um die zehn begehrten Finaltickets mit 17 Konkurrentinnen und Konkurrenten zu tun.

Australien dabei, Bulgarien setzt aus

Beim Song Contest sind in diesem Jahr Vertreterinnen und Vertreter aus 42 Nationen dabei – eine weniger als im Vorjahr. Dauergast Australien nimmt teil, dafür setzt Bulgarien heuer – trotz einiger Erfolge in den vergangenen Jahren – aus finanziellen Gründen aus.

PAENDA
ORF/Thomas Ramstorfer
Paenda veröffentlichte im Vorjahr ihr Debütalbum

In den meisten Ländern sucht man derzeit noch in Vorentscheiden nach Kandidatinnen und/oder Songs, bis Mitte März darf man sich dafür noch Zeit lassen. Erst am Anfang ist man mit der Suche etwa in Schweden, wo das sechsteilige Melodifestivalen dem eigentlichen Song Contest an Beliebtheit in nichts nachsteht, und in Deutschland, wo man am 22. Februar in der Fernsehshow „Unser Lied für Israel“ TV-Publikum und Jury einen Beitrag auswählen lässt.

YouTuber vertritt Frankreich

Anderswo hat man die Suche schon hinter sich, etwa in Frankreich, wo der 19-jährige YouTuber Bilal Hassani in der Show „Destination Eurovision“ das Ticket nach Tel Aviv lösen konnte. Mit seinem extravagantem Auftritt und seinem Song „Roi“ (Botschaft: ein Recht auf selbstbestimmtes Leben) muss er sich in der Song-Contest-Blogger-Bubble schon jetzt mit Conchita Wurst und „Rise Like a Phoenix“ vergleichen lassen.

In einer internen Auswahl kürte San Marino den Song-Contest-Veteranen Serhat (2016 im ersten Semifinale ausgeschieden) zum Kandidaten, dem man offenbar ein zweites Mal zutraut, die fast schon legendäre Misserfolgsserie des Landes zu beenden. Ähnliche Hoffnungen setzt Spanien in Miki Nunez, den man bei der „Eurovision Gala“ vom Publikum küren ließ.

Tel Aviv träumt

In Tel Aviv laufen unterdessen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Das Motto „Dare to Dream“ („Trau dich zu träumen“) steht schon seit Oktober fest, die Bühne wird einmal mehr von Florian Wieder – der schon mehrfach, unter anderem auch in Wien 2015, für das Song-Contest-Bühnendesign verantwortlich war – gestaltet. Dem sehr begrenzten Platzangebot für Fans in der Halle will man mit großzügig bemessenen Fanzonen im am Meer gelegenen Charles-Clore-Park entgegenwirken, dank des freilufteventfreundlichen Klimas sollen eigens eingerichtete Campingplätze den angereisten Fans Wucherpreise und schwierige Hotelsuche ersparen. Moderiert wird der 64. Song Contest vom israelischen Model Bar Refaeli.