Schlagloch auf einer Straße in Wien
ORF.at/Carina Kainz
Schlaglöcher

Eisiger Winter hinterlässt deutliche Spuren

Schnee, Eis und Kälte sind nicht nur eine Belastung für Mensch, Tier und Umwelt, auch Infrastruktur wie Straßen leidet unter den Temperaturen – vor allem unter den Schwankungen. In einigen Gebieten Österreichs zeichnet sich schon jetzt ein vermehrtes Aufkommen von Straßenschäden wie Schlaglöchern ab.

Wer aktuell etwa durch Wien fährt, muss an verkehrsexponierten Stellen immer öfter aufpassen, dass das Auto nicht über ein Loch oder größere Straßenerhebungen rumpelt. Dabei sind Schlaglöcher nicht nur komforttechnisch für Fahrer und Fahrerin und weitere Insassen unangenehm, sie können je nach Tiefe und Umfang sowie Geschwindigkeit des Autos auch nachhaltige Schäden an Reifen und Fahrwerk hinterlassen.

Für eine Einschätzung, ob der heurige Winter besonders belastend für die heimischen Straßen ist, sei es noch zu früh, hieß es auf Nachfrage bei der Stadt Wien, dem Autobahnbetreiber ASFINAG und dem ÖAMTC gegenüber ORF.at. Denn bisher gebe es noch keine großen Temperaturschwankungen, vor allem zwischen Tag und Nacht, die den Straßen durch Frost und Auftauen am meisten zusetzen.

aufgebrochene Straßen in Wien
ORF.at/Carina Kainz
Wenn Wasser in die aufgerissen Straßenoberfläche eindringt und dort friert, kann der Belag weiter zerstört werden

Laut ÖAMTC ist heuer allerdings durchaus mit mehr Schlaglöchern zu rechnen. Grund sei, dass etwa zahlreiche Landesstraßen in Österreich bereits einen Erhaltungsrückstand aufweisen würden, sprich saniert werden müssten, weil sie am Ende ihres Lebenszyklus angelangt seien. Wenn Straßen bereits in einem schlechten Zustand seien, würden Schäden entsprechend stärker ausfallen.

Schlaglöcher entstehen durch Eis

Schlaglöcher entstehen, wenn Wasser in durch starken Verkehr bereits aufgerissene oder schadhafte Stellen in den Straßenbelag einsickert und dort friert. Im gefrorenen Zustand dehnt sich das Wasser aus, die Fahrbahndecke wölbt sich entsprechend. Taut das Wasser wieder ab, bleibt der Hohlraum bestehen und kann bei entsprechender Belastung einbrechen – ein Schlagloch entsteht. Je stärker der Verkehr, der darüber rollt, desto größer kann in weiterer Folge das Loch werden. Auch Streusalz belastet den Straßenbelag zusätzlich.

Grafik zeigt die Entstehung von Schlaglöchern
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/ASFINAG

Damit entstehen Schlaglöcher verstärkt gegen Ende des Winters, wie auch eine entsprechende Statistik aus Wien zeigt. Im schlaglochstarken Jahr 2013 etwa wurden im Februar fast 44.000 Schlaglöcher gezählt, im Jänner war es mit knapp 20.000 nur knapp die Hälfte. Im März fiel die Zahl dann auf überdurchschnittliche 31.600 Schlaglöcher, statt sonst durchschnittlich rund 15.000 Schlaglöcher. Entdeckt werden Schlaglöcher entweder bei Kontrollen der zuständigen Stellen, sie können aber auch direkt bei der Straßenmeisterei gemeldet werden.

Kurzfristige vs. kostenintensive Sanierung

Schlaglöcher können relativ kurzfristig saniert werden, wobei die Haltbarkeit je nach Methode eingeschränkt sein kann. Erfolgt eine Reparatur mit Kaltmischgut, kann die Straße im Anschluss relativ schnell wieder befahren werden, hohen Belastungen hält diese Methode laut Angaben der Wiener Straßenverwaltung aber nicht so gut stand. Besser sei ein Heißmischgut, das aber erst ab einer Temperatur von mindestens 160 Grad verarbeitet werden kann und daher für kleinere Reparaturen weniger wirtschaftlich sei.

Dauerhafter haltbar ist naturgemäß eine umfassende Sanierung, das scheitert aber nicht selten an den notwendigen Mitteln. Oft werden aufgrund knapper Budgets reine Oberflächensanierungen durchgeführt. Die durchschnittliche Lebensdauer eine Straße beträgt rund 60 Jahre, dann ist üblicherweise eine Generalsanierung notwendig.

Viele der heimischen Straßen sind aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren, haben ihren Zenit also schon deutlich überschritten. Die Straßenbudgets der Länder wurden im Zuge der Übertragung der Zuständigkeit für Bundes- und Landesstraßen auf die Länder, der Aufhebung der Zweckbindung der Zuschüsse für den Straßenbau und der Finanzkrise aber immer wieder reduziert.

Rund 70.000 Kilometer Gemeindestraßen

1,6 Mrd. Euro haben die Gemeinden, ohne Wien, 2017 im Rahmen des Budgetpunkts Straßen- und Wasserbau und Verkehr ausgegeben, so eine Statistik des Gemeindebunds – das entspricht rund 182 Euro je Einwohner. In Österreich gibt es laut Gemeindebund rund 70.000 Kilometer Gemeindestraßen und 45.000 Kilometer Güterwege, über deren Zustand es wenige Daten gibt. Im selben Jahr flossen laut ÖAMTC aus Steuern und Abgaben rund um den Verkehr wie Mineralölsteuer und Versicherungssteuern sowie Vignettenerlöse, Umsatzsteuern und Parkgebühren insgesamt etwa 13,5 Milliarden Euro ins Budget und zur ASFINAG.

aufgebrochene Straße in Wien
ORF.at/Carina Kainz
Wird eine Straße zügig repariert bzw. saniert kann ein größerer Schaden mit höheren Kosten verhindert werden

Für die Erhaltung der rund 33.000 Kilometer Landesstraßen wurden laut einer Studie der Landesverkehrsreferenten von 2015 jährlich rund 277 Mio. Euro aufgewendet. Benötigt würde aber eigentlich rund das Doppelte, um Straßen, Brücken und Tunnels in akzeptablem Zustand zu erhalten, zitiert die Plattform Mobilität GSV aus der Studie.

Der Nachholbedarf steige progressiv an, wenn eine Straße länger nicht saniert werde. Ein Kilometer Sanierung koste zwischen 200.000 und 800.000 Euro. Für den Einsatz der Mittel und die Zuteilung seien ganz alleine die Länder zuständig, hieß es dazu aus dem Verkehrsministerium.

Nachhaltige Schäden möglich

Straßenschäden wie Schlaglöcher können durchaus nachhaltige Schäden hinterlasse, von defekten Reifen bis hin zu Schäden an den Spurgelenken und Stoßdämpfern. Straßenbetreiber haften laut ÖAMTC nur bei grober Fahrlässigkeit, wenn also etwa ein Schlagloch wochenlang ignoriert wurde. Grundsätzlich müssen Autofahrer ihre Fahrweise an den Zustand der Straße anpassen, bei entsprechenden Defekten müssen sie also auf Sicht und vorsichtig fahren. Das gilt auch für einspurige Fahrzeuge.

Eisige Straße
ORF.at/Carina Kainz
Erst im Frühjahr wird das ganze Ausmaß der heurigen Frostschäden sichtbar werden

Etwas anders ist die Lage auf den über 2.200 Kilometer mautpflichtigen heimischen Autobahnen und Schnellstraßen. Hier haftet der Erhalter ASFINAG bereits bei leichter Fahrlässigkeit, wenn also Maßnahmen zur Schadensbekämpfung oder -minderung nicht getroffen wurden. Die ASFINAG ist auch gesetzlich zu regelmäßigen Kontrollen verpflichtet.

Bei der ASFINAG sind laut eigenen Angaben bisher keine größeren Probleme durch Winterschäden bekannt, die Saison sei aber noch jung. Man setze ebenfalls auf umgehende Reparaturen mit schnell aushärtendem Mischgut, wenn das nicht reiche, müsse man die Stelle absperren. Geschwindigkeitsbeschränkungen wie sie in Deutschland bei sanierungsbedürftigen Straßen mittlerweile üblich sind, seien in Österreich allerdings kein Thema – es werde immer saniert, bevor eine Straße für höhere Geschwindigkeiten gesperrt werden müsste.