Österreichische Nationalbank
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OeNB

Neues Direktorium für Nationalbank

Die ÖVP-FPÖ-Regierung hat am Mittwoch im Ministerrat ein neues Direktorium für die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) nominiert. Der von der FPÖ vorgeschlagene frühere Weltbank-Direktor Robert Holzmann wird neuer OeNB-Gouverneur. Er löst damit Anfang September den langjährigen OeNB-Chef und Ex-SPÖ-Politiker Ewald Nowotny ab.

Der Chef des Fiskalrats Gottfried Haber wird Vizegouverneur. Er sitzt auf einem ÖVP-Ticket. Neue Direktoren der OeNB werden Thomas Steiner und Eduard Schock. Steiner ist seit dem Jahr 2013 Geschäftsführer der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) und war zuvor stellvertretender Kabinettschef der damaligen Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP). Der FPÖ-Politiker Schock ist nicht amtsführender Wiener Stadtrat.

Ernannt werden die Mitglieder des Direktoriums formal von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Steiner soll seinen neuen Job als OeNB-Direktor ab 1. Mai und Schock ab 11. Juli beginnen. Holzmann startet als Gouverneur am 1. September und Haber als Vizegouverneur ab 11. Juli. Der OeNB-Gouverneur sitzt als Vertreter Österreichs auch im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), der unter anderem über die Zinsentwicklung entscheidet.

Team laut Löger „Vorzeigeexperten“

Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) sprach von „Vorzeigeexperten“. Die Regierung sei dem Vierervorschlag des Generalrats gefolgt, und „damit haben wir eine gute Mischung von Experten“, so Löger, der auch die „Unabhängigkeit“ der OeNB gewahrt sah. Auf die Kritik an der Bestellung des FPÖ-Kommunalpolitikers Schock angesprochen, sprach Löger von „der professionellen Arbeit des Generalrats“. Er könne die Kritik nicht zuordnen, so der Finanzminister. Schock habe sein Vertrauen.

Ex-Weltbank-Direktor Robert Holzmann
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Der neue OeNB-Gouverneur Holzmann

Dass das OeNB-Direktorium nicht wie ursprünglich geplant – die Bankenaufsicht soll ja von der Notenbank zur Finanzmarktaufsicht (FMA) wandern – von vier auf drei Personen verkleinert wurde, begründete Löger mit den zahlreichen Aufgaben der OeNB. Im November 2018 war eine SMS von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache öffentlich geworden. Darin reklamierte er vehement einen zweiten Direktor für seine Partei und sprach sich gegen eine Verkleinerung des Direktoriums auf drei Personen aus.

Auch für Strache: Alle vier Kandidaten Experten

Strache verteidigte die Nominierung des neuen OeNB-Direktoriums und wies die Kritik an der Bestellung von Schock zurück. Alle vier Kandidaten seien Experten in diesem Bereich und hätten entsprechende Erfahrungen. Es habe ein Hearing gegeben, und die Bestgereihten seien vom Generalrat der OeNB vorgeschlagen worden, so der Vizekanzler. Die Regierung folge nun mit ihrer heutigen Nominierung diesem Vorschlag.

SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer übte hingegen scharfe Kritik an der Bestellung der OeNB-Direktoren. „Niemand hat Erfahrung in der Geldpolitik, niemand ist auf europäischer Ebene mit anderen Nationalbanken vernetzt“, sagte Krainer. Die nominierten Personen hätten „keinerlei Erfahrung“ bei der Führung von größeren Unternehmen. Holzmann sei „ein ausgewiesener Pensionsexperte“, habe aber in der Geldpolitik „keine Erfahrung“.

SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Brunner vermisst im Vierervorschlag für das OeNB-Direktorium eine Frau. Das sei „mehr als enttäuschend“, so die SPÖ-Politikerin. Die vormalige SPÖ-ÖVP-Regierung nominierte in der letzten Funktionsperiode auch keine Frau als OeNB-Direktorin. Auch Jetzt-Klubobmann Bruno Rossmann kritisierte die Nationalbank-Personalia. „Das SMS des Vizekanzlers hat Früchte getragen: Der Direktor fürs ‚Däumchendrehen‘ ist gesichert.“ Das sei „Postenschacher der übelsten Sorte“, so Rossmann.