Kälte in den USA
AP/Brian Peterson
Minus 40 Grad

USA kämpfen mit extremer Kälte

Eine extreme Kältewelle lässt vielen US-Amerikanern derzeit den Atem gefrieren. Vor allem im Mittleren Westen wurden am Donnerstag Temperaturen von bis zu 41 Grad Celsius unter null gemessen. Behörden sprechen von „lebensbedrohlichen“ Bedingungen und warnten davor, nach draußen zu gehen. Laut US-Medien hängen bereits zwölf Todesfälle mit der Kälte zusammen.

Drei US-Staaten – Illinois, Wisconsin und Minnesota – riefen den Katastrophenfall aus. Chicago, am Michigan-See im Norden der USA gelegen, stand im Zentrum der großen Kälte. Die Behörden richteten Dutzende Wärmestuben für Odachlose ein. Zusätzlich nahm jede Polizeidienststelle Menschen auf, die sich vor der Kälte schützen wollten. In Chicago, das zuletzt einer Geisterstadt glich, werden noch minus 33 Grad erwartet. Damit würde der höchste Wert überhaupt von minus 32 Grad aus dem Jahr 1985 überschritten.

Die Kälte legt vielerorts auch das öffentliche Leben lahm. Bis Mittwochabend fielen mehr als 3.000 Flüge den Temperaturen zum Opfer. Die Flughäfen kamen mit dem Enteisen der Maschinen nicht nach, teils gefror das Frostschutzmittel während der Anwendung. Das Bahnunternehmen Amtrak sagte am Mittwoch alle Zugsverbindungen von und nach Chicago ab. Zuvor hatte das Unternehmen auf den Gleisen Feuer entfacht, um sie eisfrei zu halten – nun scheint auch das nicht mehr auszureichen.

Grafik zur Kältewelle in den USA
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/National Weather Service

„Das ist offensichtlich eine historische Kälte“, sagte Bürgermeister Rahm Emanuel. „Die Temperaturen sind lebensgefährlich, und wir müssen dementsprechend handeln.“ In Michigan ordnete Gouverneurin Gretchen Whitmer die Schließung aller nicht essenziellen Behörden bis Freitag an. Auch die Schulen blieben geschlossen.

In Detroit platzten aufgrund der extremen Kälte Wasserrohre, vielerorts kam es zu Stromausfällen. Selbst die Boten des wettergeprüften US-Postdienstes mussten vielerorts kapitulieren. Die Post teilte mit, der Dienst werde in Iowa, Minnesota sowie in Teilen von Wisconsin und Illinois eingestellt. In vielen Bundesstaaten bleiben zudem Schulen und manche Universitäten geschlossen. Auch bei Autoherstellern führte die Kälte zu Problemen. General Motors, Fiat Chrysler und Ford kündigten Unterbrechungen in der Produktion an.

Gefrorener Pier in den USA
AP/Nam Y. Huh
Ein Pier am Lake Michigan, dick in Eis eingehüllt

Gefühlt Werte von minus 55 Grad

Bis Montag soll noch ein Viertel der US-Bevölkerung eine ähnliche Eiseskälte von minus 17 Grad oder darunter erfahren. Die gefühlten Temperaturen – in den USA spricht man von „Windchill“-Werten – liegen aber sogar oft noch deutlich tiefer. Schon Dienstagfrüh wurden laut NWS im US-Staat Maine Werte von bis zu minus 49 Grad Celsius errechnet. Der Windchill-Effekt beschreibt die Abkühlung der Haut bei erhöhter Windgeschwindigkeit. In Ponsford in Minnesota sollen so bereits gefühlte Temperaturen von minus 55 Grad Celsius errechnet worden sein.

Gefrorener Wasserfall in den USA
AP/Julio Cortez
Ein Spaziergang im Great Falls National Historic Park erwies sich zuletzt als frostige Angelegenheit

Der Wetterdienst warnte vor Erfrierungen auf ungeschützter Haut innerhalb von Minuten. Im Bundesstaat Iowa empfahl die Behörde den Menschen, „tiefe Atemzüge“ zu vermeiden und so wenig zu sprechen wie möglich: „Das hier ist die kälteste Luft, die viele von uns jemals erlebt haben“, hieß es in ihrem Wetterbericht von Dienstagfrüh (Ortszeit). Bis Sonntag müssen die Betroffenen einen starken Kreislauf beweisen. Dann sollen die Temperaturen vielerorts um mehr als 30 Grad Celsius steigen.

Eiseskälte in den USA

Eisige Kälte hält den Mittleren Westen der USA im Griff. In der Nacht wurden Temperaturen von fast minus 40 Grad Celsius gemessen.

Trump vs. Wetterdienst

Verantwortlich für diese arktische Kälte ist der Polarwirbel, ein Band kalter Westwinde, das normalerweise über dem Nordpol kreist. Wird der Wirbel geschwächt, kann die Luft in niedrigere Breiten entweichen. Zahlreiche Experten vermuten einen Zusammenhang mit dem Klimawandel. US-Präsident Donald Trump spottete gleichwohl angesichts der Extremkälte über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Klimakrise. „Was zum Teufel ist mit der Erderwärmung los? Bitte komm schnell zurück, wir brauchen dich“, schrieb er auf Twitter.

Die US-Klimabehörde (NOAA), welche die Atmosphäre und Ozeane überwacht, twitterte unterdessen: „Winterstürme sind kein Beweis dafür, dass es keine globale Erwärmung gibt.“ Die Behörde verlinkte ihre Botschaft mit einem erläuternden Artikel dazu, warum die Erwärmung der Ozeane für polare Kältewellen und Rekordschnee mitverantwortlich ist.