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Sicherheitsbedenken

Mobilfunker wegen Huawei unter Druck

Die Debatte über Sicherheitsbedenken rund um den weltgrößten Netzwerkausrüster Huawei könnte den Markt für Mobilfunkausrüster kräftig aufmischen. Immer mehr Länder auch in Europa wollen auf den chinesischen Hersteller nicht nur beim Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G verzichten – zu womöglich deutlich höheren Kosten für Mobilfunker. In Österreich gibt man sich abwartend.

In Österreich kommt Huawei in den Netzen der drei Mobilfunker A1 Telekom Austria, T-Mobile Austria und „3“ zum Einsatz. Aus der heimischen Branche heißt es, dass Huawei mit günstigen Preisen den Markt aufmischt und wichtiger Technologiepartner sei. Ein Ausschluss wäre daher für den Wettbewerb und den Netzausbau schädlich. Laut Angaben aus der Branche setzt die A1-Mutter Telekom Austria beim Netz vorwiegend auf Nokia, „3“, Tochter des Hongkonger Hutchison-Konzerns, hauptsächlich auf ZTE und T-Mobile auf Huawei.

T-Mobile-Sprecher Lev Ratner wollte das gegenüber der APA so nicht bestätigten. Laut Ratner sind im Netz von T-Mobile unterschiedliche Ausrüster im Einsatz. Für alle Zulieferer gelte, dass die Hardware nach den Spezifikationen der Konzernmutter Deutsche Telekom gebaut und durch eigene Sicherheitsabteilungen geprüft werde. Es gebe bisher keine Erkenntnisse, die den kompletten Ausschluss von bestimmten Herstellern rechtfertigen würden, so Ratner weiter. Dennoch bewerte T-Mobile seine Beschaffungsstrategie neu.

Deutschland überlegt Komplettausstieg

Hintergrund für die Neubewertung ist offenbar die jüngst auch intensiver geführte Debatte in Deutschland. Die deutsche Regierung hat ebenfalls Bedenken gegen Huawei. Ein Sprecher des deutschen Innenministeriums sagte diese Woche, das chinesische Cybersicherheitsgesetz verpflichte Unternehmen, in bestimmten Fällen auch im Ausland gewonnene Erkenntnisse an staatliche Stellen weiterzugeben. Diese Regelung biete „Anlass zur Sorge“.

Die Deutsche Telekom soll sich laut einem Bericht des „Handelsblatts“ bereits auf einen kompletten Verzicht auf Infrastruktur von Huawei vorbereiten, ebenso wie der deutsche Mobilfunker Telefonica. Entsprechende Rückbaupläne würden von beiden Unternehmen ausgearbeitet, so die Zeitung unter Berufung auf Firmenkreise. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht. Die Konzerne hoffen laut dem Bericht, dass es nicht zu einem Bann kommt.

Mobilfunker fürchten aufwendigen Umbau

Die Deutsche Telekom hatte als Alternative zuvor eine Art „Sicherheits-TÜV“ vorgeschlagen, der auch von den Konkurrenten Vodafone und Telefonica begrüßt wurde. Das sei eine sachliche Grundlage für die Debatte anstatt pauschal geäußerter Sicherheitsbedenken, so Ratner. Ein Rückbau von Huawei-Technik sei dagegen sehr aufwendig, sagte ein Telefonica-Sprecher gegenüber dem „Handelsblatt“. „Hier sprechen wir nicht von wenigen Monaten, sondern von längeren Zeiträumen.“

„Ohne chinesische Hardware, ohne amerikanische Software können wir im großen Konzert nicht mitspielen. Man könnte Diskussionen zu Zertifizierung und Sicherheitsmaßnahmen führen, aber Mauern hochzuziehen ist sicher der falsche Weg“, sagte auch „3“-Sprecher Tom Tesch am Freitag zur APA. Bei „3“ komme Huawei als Netzwerkausrüster nur wenig zum Einsatz. „Dort, wo wir Huawei einsetzen, sind wir mit dem Unternehmen zufrieden“, so Tesch.

Minister und RTR haben keine Bedenken

Der auch für Technologie zuständige Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) sagte diese Woche, er teile die Vorbehalte anderer Staaten gegen Huawei nicht so sehr, um den chinesischen Netzwerkausrüster schlichtweg vom Ausbau des Mobilfunkstandards 5G in Österreich auszuschließen. „Wir haben diese Bedenken nicht in diesem Ausmaß“, so Hofer.

Die Telekombehörde RTR sieht das ähnlich: „Die Netzsicherheit überwachen die Betreiber selbst.“ Die RTR übernehme eine Aufsichtsfunktion anhand der Vorgaben der ENISA, der EU-Agentur für Netz- und Informationssicherheit. Auf deren Basis gebe es keine Sicherheitsbedenken, hieß es Mitte Jänner auf Anfrage aus der RTR. Ende Februar werden in Österreich die ersten 5G-Frequenzen versteigert.

Vorteil für Konkurrenten aus Europa

Von einem Ausschluss Huaweis und womöglich des chinesischen Konkurrenten ZTE könnten Hersteller aus den USA und Europa profitieren. Die wichtigsten Konkurrenten sind Ericsson und Nokia aus Europa und in Teilen Cisco, Intel und Qualcomm aus den USA. Es gibt also Alternativen, allerdings mischt Huawei den Markt seit Jahren mit günstigen Preisen auf – ein Umstieg könnte also teuer werden. Zudem ist ein Austausch wohl nicht in allen Bereichen so einfach durchzuführen.

Es gibt auch Befürchtungen, dass China als Gegenmaßnahme etwa Ericsson und Nokia Aufträge entzieht, die sie anderswo gewinnen. Hinzu kommt, dass Huawei als Konzern gilt, der viel Geld und Aufwand in Forschung und Entwicklung gesteckt hat und auch neuen Trends wie Künstlicher Intelligenz, Cloud-Computing und Chipentwicklung von Beginn an Aufmerksamkeit schenkte. Entsprechend viele Patente halten die Chinesen.

In den vergangen zehn Jahren hat Huawei seinen Marktanteil auf nunmehr 28 Prozent verdoppelt. 2017 überholten die Chinesen laut Daten von IHS Markit den bisherigen Branchenprimus Ericsson. Nokia war 2017 mit 23 Prozent Marktanteil die Nummer drei auf dem globalen Markt. Viertgrößter Ausrüster ist ZTE, der wie Huawei aus China kommt, allerdings an der Börse notiert und deshalb mehr Einblick in sein Geschäft geben muss.