Teile der SSC-8/9M729 Langstreckenrakete
Reuters/Maxim Shemetov
9M729 vs. MK-41

Zwei Raketensysteme hinter Eskalation

Die USA und Russland werfen sich gegenseitig eine Verletzung des INF-Vertrags vor. Bei dem Konflikt geht es um zwei Waffensysteme und die Uneinigkeit über deren Kompatibilität mit dem INF-Abrüstungsvertrag.

Der Vertrag verbietet landgestützte Raketen und Marschflugkörper (Cruise Missile) mit einer Reichweite zwischen 500 und 5.500 Kilometern, die Atomsprengköpfe tragen können. Die USA und die NATO werfen Russland vor, mit seinem Marschflugkörper 9M729 gegen das Abkommen zu verstoßen. Russland sieht sich vor allem durch das Raketenabwehrsystem MK-41 beziehungsweise Aegis bedroht.

Laut den USA hat Russland heimlich einen neuen Typ Marschflugkörper entwickelt. Das System 9M729 trägt den westlichen Codenamen SSC-8. Nach Einschätzung von US-Experten ist es eine landgestützte Version des im Syrien-Konflikt von See aus eingesetzten Kalibr-Marschflugkörpers. Moskau bestätigt zwar die Existenz des Systems 9M729. Nach russischen Angaben steht es jedoch mit dem INF-Vertrag in Einklang. Es sei weder verbotswidrig für die relevanten Reichweiten getestet worden, noch könne es für diese eingerichtet werden.

Russland ist das MK-41- beziehungsweise Aegis-System ein Dorn im Auge. Moskau sieht den Vertrag durch die Stationierung des landgestützten Raketenabwehrsystems Aegis Ashore in Rumänien verletzt. Nach russischer Bewertung ähnelt es dem seegestützten System MK-41, das Tomahawk-Marschflugkörper abfeuern kann. Laut den USA ist das Aegis-System in Rumänien zwar in einzelnen Komponenten dem MK-41-System ähnlich, kann aber keine nach dem INF-Vertrag verbotenen Mittelstreckenraketen abfeuern.