US-Gouverneur Ralph Northam
APA/AFP/Getty Images/Alex Edelman
Wirbel um Skandalfoto

US-Gouverneur will nicht zurücktreten

Ein 34 Jahre altes Foto sorgt momentan für Aufregung in der US-Politik. Dem demokratischen Gouverneur des US-Bundesstaats Virginia, Ralph Northam, wird vorgeworfen, auf einem rassistischen Foto abgebildet zu sein. Erst entschuldigte sich Northam – nach Druck aus der eigenen Partei bestritt er am Samstag jedoch, auf dem Foto zu sein. Den von Parteikollegen geforderten Rücktritt lehnte er ab.

„Das bin definitiv nicht ich“, so Northam am Samstag vor Journalistinnen und Journalisten. „Das erkenne ich, wenn ich es mir ansehe“, zitiert die „New York Times“ den US-Demokraten. An einen Rücktritt denkt er nicht: „Solange ich das Gefühl habe, dass ich den Bundesstaat führen kann, werde ich das auch tun.“

Das Foto aus dem Jahrbuch einer medizinischen Hochschule aus dem Jahr 1984 war zunächst von einer Website ins Netz gestellt und dann von mehreren US-Medien übernommen worden. Auf einer Seite mit Northams Name als Titel und anderen Fotos des Gouverneurs ist auch das umstrittene Foto abgedruckt: Es zeigt eine Person in einer weißen Kutte des rassistischen Ku-Klux-Klans und eine Person als „Blackface“, also mit schwarz angemaltem Gesicht.

Jugendbild von Gouverneur Ralph Northam zeigt ihn mit einem angemalten Gesicht neben einem Kind in Kukluksclan-Gewand
AP/Eastern Virginia Medical School
Northam streitet ab, eine der beiden Personen auf dem rassistischen Foto zu sein

Demokraten fordern Rücktritt

Nachdem das Foto im Netz kursierte, wurden schnell Rufe nach Northams Rücktritt laut. Der republikanische US-Präsident Donald Trump kritisierte das Foto via Twitter als „unverzeihlich“. Außerdem ließ er eine Spitze gegen das Wahlkampfteam des Republikaners Ed Gillespie los, der Northam bei den Gouverneurswahlen 2017 unterlegen gewesen war: Gillespie sollte seine damaligen Helfer wegen „Pflichtversäumnis“ zur Rechenschaft ziehen, schrieb Trump. „Wenn sie dieses schreckliche Bild vor der Wahl entdeckt hätten, hätte er mit 20 Prozentpunkten Vorsprung gewonnen!“

Der demokratische Ex-Vizepräsident Joe Biden schrieb etwa: „Es gibt keinen Platz für Rassismus in Amerika. Gouverneur Northam hat die gesamte moralische Autorität verloren und sollte sofort zurücktreten, (Vizegouverneur, Anm.) Justin Fairfax ist der Anführer, den Virginia jetzt braucht.“

Das Bild rufe wieder „Jahrhunderte der Wut, Qualen und rassistischen Gewalt“ hervor, erklärte der afroamerikanische US-Senator Cory Booker wenige Stunden nach seiner Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Es habe das Vertrauen in Northam erschüttert, deshalb sollte er zurücktreten, fügte Booker hinzu. In Northams Bundesstaat Virginia kam es umgehend zu Protesten auf der Straße, die den Rücktritt des Gouverneurs forderten.

Erst Entschuldigung, dann Rückzieher

Der Demokrat reagierte in der Nacht auf Samstag auf die Vorwürfe und entschuldigte sich zunächst für das „klar rassistische und widerwärtige“ Kostüm, ohne zu sagen, welcher der beiden Personen auf dem Foto er sei. „Dieses Verhalten hat nichts mit dem zu tun, wie ich heute bin, und die Werte, für die ich durch meine gesamte Karriere hindurch gekämpft habe.“

Demontrationsteilnehmer fordern den Rücktritt von US-Gouverneur Ralph Northam
Reuters/Jay Paul
In Virginia wurde bei einem Protest der Rücktritt Northams gefordert

Auf die Frage, warum er sich zuerst für das Foto entschuldigte, sagte Northam, dass er die „Verantwortung übernehmen“ wollte „für ein furchtbares Foto, das auf meiner Seite mit meinem Namen war“. Während der Pressekonferenz gab er allerdings zu, 1984 bei der Army als Michael Jackson aufgetreten zu sein, und dafür sein Gesicht mit Schuhpasta angemalt zu haben. Er bereue diese Aktion sehr, so Northam.

Northam bittet um Verzeihung

Northam wollte den Rufen nach seinem Rücktritt nicht folgen, stattdessen bat er um Verzeihung: „Ich bitte um die Möglichkeit, mir Ihre Vergebung zu verdienen“, so der angeschlagene Gouverneur. Die Rücktrittsforderungen rissen aber auch nach der Pressekonferenz nicht ab – der Druck auf Northam könnte damit in den kommenden Tagen noch steigen.