Tränengas bei Gelbwesten-Demonstration
APA/AFP/Eric Cabanis
„Gelbwesten“-Protest

Zusammenstöße mit Polizei fordern Verletzte

Bei erneuten Protesten der „Gelbwesten“-Bewegung sind am Samstag in Paris mehrere Demonstranten und Demonstrantinnen verletzt worden. Bei einer Auseinandersetzung mit Sicherheitskräften wurden einem Mann mehrere Finger abgerissen – wenn nicht sogar die ganze Hand, hieß es aus Behördenkreisen.

In der Nähe des Parlaments wollte der Mann eine Blendgranate der Polizei zurückwerfen. Sie sei in seiner Hand explodiert, hieß es laut Behörden. Mit der Blendgranate hätte die Polizei versucht, die Demonstranten und Demonstrantinnen vom Parlamentsgebäude zurückzudrängen, sagte ein Augenzeuge den Nachrichtenagenturen. Bei dem Betroffenen handle es sich um einen Fotografen der „Gelbwesten“. Er wurde von der Rettung abtransportiert.

In Paris marschierten Tausende vom Triumphbogen über die Champs-Elysees in Richtung Eiffelturm. Entlang der Route kam es vereinzelt zu weiteren Zwischenfällen. Demonstranten und Demonstrantinnen warfen Gegenstände auf die Einsatzkräfte, die zum Teil mit Tränengas und Gummigeschoßen antworteten. Einige Bushaltestellen wurden zerstört. Bis 14.00 Uhr wurden nach Angaben der Polizeipräfektur zehn Menschen festgenommen.

„Gelbwesten“ kritisieren Polizeieinsatz

Es ist bereits der 13. Samstag, an dem es zu Massenkundgebungen der „Gelbwesten“ kam. Seit dem 17. November demonstrieren immer wieder Zehntausende in mehreren Städten gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron. Die Proteste entzündeten sich an Plänen der Regierung, die Benzinpreise zu erhöhen, und wuchsen sich aus zu Massendemonstrationen gegen Macron und seine Wirtschaftspolitik.

Gelbwesten-Demonstration
APA/AFP/Mehdi Fedouach
Auch in Bordeaux, Toulouse und Nantes marschierten Mitglieder der „Gelbwesten“ gegen die Politik Macrons

Die Kritik der „Gelbwesten“ richtet sich aber auch dagegen, dass die Polizei Gummigeschoße eingesetzt hat, durch die viele Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Die Polizei geht zudem immer wieder mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Als Reaktion auf die Proteste hat Macron einen nationalen Dialog begonnen, in dem er sich unter anderem in Diskussionsveranstaltungen Bürgern stellt.

Innenminister fordert Ende von Gewalt

Innenminister Christophe Castaner prangerte am Samstag unterdessen die Stimmungsmache gegen Repräsentanten der Demokratie an. „Vielleicht ist es Zeit, mit der Gewalt aufzuhören“, sagte Castaner am Samstag bei einem Besuch im nordfranzösischen Arcueil. Grund für seine scharfen Worte ist ein versuchter Brandanschlag auf das Haus des Präsidenten der Nationalversammlung, Richard Ferrand.

Schwerverletzter bei „Gelbwesten“-Protesten

Bei den „Gelbwesten“-Protesten in Frankreich ist es wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Ein Mann wurde durch eine Blendgranate verletzt.

Der Politiker hatte am Freitagabend Anzeige erstattet wegen des vorsätzlichen Versuchs, sein privates Domizil in der Bretagne in Brand zu stecken. An einem „kriminellen Ursprung“ dieses Vorfalls gebe es „keinen Zweifel“, sagte er. Wegen Ausschreitungen im Zuge der seit November andauernden „Gelbwesten“-Proteste gegen Macron seien die französischen Sicherheitskräfte ohnehin „präsent“, sagte Castaner.

Wasserwerfer bei Gelbwesten-Demonstration
APA/AFP/Mehdi Fedouach
In Paris wurden auch Wasserwerfer gegen die Demonstranten eingesetzt

Ihm wäre es aber lieber, wenn sich die Sicherheitskräfte auf die alltäglichen Probleme der Franzosen konzentrieren könnten „und nicht auf die Handhabung einiger Personen, denen es im Grunde darum geht, unseren Sicherheitskräften zu schaden, unseren Institutionen zu schaden“ oder „Parlamentarier zu bedrohen“. Ob hinter dem Anschlag Mitglieder der „Gelbwesten“ stehen, ist allerdings nicht bekannt.

Beteiligung ging zuletzt zurück

Die Beteiligung an den seit fast drei Monaten anhaltenden Protesten war zuletzt zurückgegangen. Am vorangegangenen Samstag gingen nach Angaben des französischen Innenministeriums 58.600 Menschen gegen Macrons Politik auf die Straße, darunter 10.500 in Paris. Die „Gelbwesten“ selbst sprachen allerdings von 116.000 Demonstranten und Demonstrantinnen. Zum Start der Protestbewegung waren es Mitte November noch mehr als 280.000 gewesen.

Ausschreitungen bei Gelbwesten-Demonstration
APA/AFP/Zakaria Abdelkafi
Immer wieder kommt es zu Ausschreitungen während der Demonstrationen

Am Samstag richteten sich die Proteste auch gegen ein geplantes Gesetz, das erleichterte Demonstrationsverbote und harte Strafen für Vermummte vorsieht. Einige Aktivisten und Aktivistinnen hatten dazu aufgerufen, sich gezielt zu vermummen. Wer künftig sein Gesicht teilweise oder ganz verhüllt, muss mit einem Jahr Haft und 15.000 Euro Geldstrafe rechnen.