Russland will Trennung vom Internet testen

Russland will sich offenbar kurzfristig vom Internet trennen. Laut BBC handelt es sich dabei um ein Experiment, um sich auf künftige Cyberkriege vorzubereiten. Die Trennung soll noch vor 1. April stattfinden, ein exaktes Datum sei noch nicht genannt worden, berichtete BBC gestern unter Berufung auf die Technologiewebsite ZDNet.

Die Ergebnisse des Experiments sollen schließlich in einen Gesetzesentwurf einfließen, der bereits im Dezember 2018 ins Parlament eingebracht wurde. Laut ZDNet sah der Erstentwurf vor, dass russische Internetanbieter die Unabhängigkeit russischsprachiger internetangebote (Runet) im Falle einer „ausländischen Aggression“ gewährleisten sollten, wenn es zu einer Abkapselung kommt.

„Technische Mittel“ installieren

Außerdem müssten russische Telekommunikationsfirmen „technische Mittel“ installieren, um den gesamten russischen Internetverkehr an Austauschstellen umzuleiten, die von der russischen Telekomaufsichtsbehörde Roskomnazor verwaltet werden.

Roskomnazor soll laut ZDNet den Datenverkehr überprüfen, um verbotene Inhalte zu blockieren, und um sicherzustellen, dass der Datenverkehr zwischen russischen Nutzern und Nutzerinnen im Land bleibt und nicht über Server im Ausland umgeleitet wird, wo er abgefangen werden könnte.

Der Test sei bereits im Jänner genehmigt worden, hieß es in den Berichten. Alle Internetbetreiber hätten den Zielen zugestimmt, äußerten aber Bedenken bei der technischen Umsetzung. Deshalb soll das Experiment Daten über die Folgen einer Trennung liefern.

Eigene Version des Adressensystems des Internets

Wie BBC zudem berichtete, gehöre zu den im Gesetz beschriebenen Maßnahmen, dass Russland eine eigene Version des Adressensystems des Internets (Domain Name System) aufbaut. Das soll dann zum Hauptbestandteil des Runet sein, wenn die Betreiber das Land vom Rest der Welt trennen.

Das Gesamtziel bestehe nach Ansicht von ZDNet darin, dass die russischen Behörden ein Filtersystem wie Chinas „Great Firewall“ implementieren, das schon jetzt den Internetverkehr des Landes überwacht und zensuriert. Möglich wäre aber auch ein funktionsfähiges landesweites Intranet, wie es bereits in Nordkorea der Fall ist. Dort heißt es Kwangmyong und wird staatlich kontrolliert.

Für die nötige technische Umrüstung, die nach dem Test auf die russischen Unternehmen zukommen könnte, sollen die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen aufkommen.