Proteste in Haiti legen öffentliches Leben lahm

Die Demonstrationen gegen die Regierung in Haiti sind den fünften Tag in Folge fortgesetzt worden. In der Hauptstadt Port-au-Prince waren Stadtteile durch Straßenbarrikaden für den Verkehr blockiert, wie die Nachrichtenagentur HPN gestern berichtete.

Hunderte Jugendliche aus dem Armenviertel Cite Soleil marschierten in Richtung Stadtzentrum. Sie forderten den Rücktritt von Präsident Jovenel Moise. Auch in anderen Städten dauerten die Demonstrationen an.

Vorwurf an Regierung: Hilfsgelder veruntreut

Das öffentliche Leben ist seit Beginn der heftigen Proteste weitgehend zum Stillstand gekommen. Die Schulen wurden geschlossen, der öffentliche Verkehr ist teilweise eingestellt. Die Demonstrierenden errichteten Straßensperren und zündeten diese an. Die Polizei setzte Tränengas ein. Lokale Medien meldeten mindestens fünf Tote, eine offizielle Angabe gab es zunächst nicht.

Brennende Reifenstapel blockieren eine Straße in Port-au-Prince
APA/AFP/Hector Retamal

Viele Menschen werfen der Regierung vor, Geld aus einem Hilfsfonds veruntreut zu haben, das eigentlich für den Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben 2010 verwendet werden sollte. Bei dem Beben kamen Hunderttausende ums Leben.

Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Der Staat ist weitgehend von Hilfszahlungen aus dem Ausland abhängig, neben der grassierenden Korruption ist auch Gewaltkriminalität ein großes Problem.