Rumänien: Ermittlungen gegen Ex-Korruptionsjägerin

In Rumänien hat die neue Sonderermittlungsbehörde für Straftaten im Justizsystem Ermittlungen gegen die angesehene frühere oberste Korruptionsjägerin, Laura Kövesi, eingeleitet. Der derzeit aussichtsreichsten Kandidatin für das Amt des künftigen Europäischen Generalstaatsanwalts droht ein Ausreiseverbot. Ihr werden Falschangaben, Amtsmissbrauch und Bestechungsannahme vorgeworfen.

Laura Kövesi
APA/AFP/Adrian Catu

Kövesi teilte gestern Abend mit, von der neuen Ermittlungsbehörde für den Tag vorgeladen worden zu sein, an dem sie sich im Europäischen Parlament im Rahmen des Bewerbungsverfahrens für das Amt des Europäischen Generalstaatsanwalts einer weiteren Anhörung stellen müsste. Die den regierenden Sozialisten (PSD) nahestehende Presse berichtete zudem, dass Kövesi mit einem Ausreiseverbot belegt werden könnte.

In einer ersten Reaktion sagte die 45-Jährige den rumänischen Medien, dass es sich dabei offenkundig um eine weitere „Schikane“ der rumänischen Behörden handle, ihre Bewerbung nach Strich und Faden zu untergraben. Trotzdem werde sie ihre Bewerbung unter keinen Umständen zurückziehen und alles daransetzen, um bei der Anhörung im Europäischen Parlament anwesend sein zu können, so die in der EU angesehene frühere Chefin der Antikorruptionseinheit der Staatsanwaltschaft (DNA).

Vorwürfe nicht neu

Die Vorwürfe gegen Kövesi sind nicht neu. Sie wurden von dem Unternehmer und früheren Abgeordneten der regierenden Sozialdemokraten (PSD) Sebastian Ghita erhoben, gegen den rund ein halbes Dutzend Korruptionsverfahren laufen und der sich deshalb schon vor zwei Jahren nach Serbien absetzt hat. Seine Anschuldigungen wurde von der Generalstaatsanwaltschaft des Landes bereits geprüft und für haltlos befunden.

Nun aber hat die von der PSD aus der Taufe gehobene und von der EU- und der Venedig-Kommission sowie der GRECO-Staatengruppe als „politisches Druckmittel“ kritisierte neue Sonderermittlungsbehörde die alte Anschuldigungen gegen Kövesi erneut aufgegriffen. Ermittlerin in der Causa ist keine andere als die vom rumänischen Justizminister als Kövesis Nachfolgerin an der DNA-Spitze vorgeschlagene Provinzstaatsanwältin Adina Florea, die für das Amt sowohl von Staatspräsident Klaus Johannis als auch vom Justizrat des Landes abgelehnt worden war.

Kövesi war Anfang Juli entlassen worden. Dieser Schritt hatte international für scharfe Kritik gesorgt. Kövesi hatte seit ihrem Amtsantritt 2013 zahlreiche Politiker der Korruption überführt und ins Gefängnis gebracht.