Airbus 380
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Weltgrößter Passagierjet

Airbus stellt Produktion von A380 ein

Anzeichen dafür hat es schon länger gegeben. Seit Donnerstag ist es fix: Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus stellt die Produktion des weltgrößten Passagierjets A380 ein. Auslöser ist eine kleinere Bestellung der arabischen Fluglinie Emirates. Doch Sorgen bereitete das doppelstöckige Flugzeug schon länger.

Die Grundlage für eine Weiterführung der Maschine für bis zu 853 Passagiere und Passagierinnen fehle, so der Konzern. Die Nachfrage der Airlines sei zu gering, nun habe auch die arabische Fluggesellschaft Emirates als größter Abnehmer des A380 ihre Bestellung um 39 Maschinen reduziert – von 162 auf 123 – argumentierte das Unternehmen in Toulouse in Frankreich. Emirates-Chef Ahmed bin Saeed al-Maktoum äußerte Bedauern darüber, dass er den Großauftrag kürzen musste.

Schon in den vergangenen Jahren drohten Airbus die Bestellungen auszugehen. Zeitweise wurden bis zu 30 Maschinen pro Jahr gefertigt, zuletzt waren es oft nur noch sechs. 2021 soll nun der letzte Airbus ausgeliefert werden. Bis Jänner diesen Jahres gab es 313 Bestellungen für den A380 – 234 davon wurden ausgeliefert. Das ursprüngliche Verkaufsziel lag laut BBC bei 700.

Qantas stornierte ebenfalls

Vor rund einem Jahr hatte der langjährige Airbus-Verkaufschef John Leahy gewarnt, dass der Hersteller die Produktion des Fliegers ohne eine größere Neubestellung über kurz oder lang einstellen müsste. Wenig später bestellte Emirates 20 Maschinen und sicherte sich eine Option auf 16 weitere Exemplare. Doch diese Rettung dauerte nur kurz an. Weitere Aufträge waren Mangelware.

Airbus 380 auf seinem ersten Flug
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Der erste A380-Flug im April 2005 wurde akribisch verfolgt

Erst vor wenigen Tagen zog die australische Fluggesellschaft Qantas Airways die Bestellung von acht A380-Passagierjets zurück. Der Auftrag an das französisch-deutsche Flugzeugkonsortium stammte noch aus dem Jahr 2006. Gründe für die Stornierung wurden keine genannt. Ein Sprecher sagte lediglich: „Diese Maschinen gehörten schon seit einiger Zeit nicht mehr zu den Plänen der Linie für Flotte und Streckennetz.“

Kritik an Flächenstruktur

Qatar-Chef Akbar al-Baker erklärte Anfang Februar, dass er über die vorzeitige Produktionseinstellung des A380 nicht traurig wäre. Seiner Ansicht nach sei der A380 zu schwer, weil seine Tragflächen für die nie gebaute Langversion ausgelegt seien. „Die Flächenstruktur der A380 könnte weitere 100 Tonnen Gewicht tragen, es wäre besser gewesen, wenn sie die Flügel für das tatsächliche Gewicht des Flugzeugs maßgeschneidert und damit wesentlich leichter gebaut hätten“, so Baker gegenüber dem Luftfahrtportal Aero.de.

Vergleich der beiden größten Passagiermaschinen Airbus A380nd Boeing 747-8
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Airbus

Die Fluglinien kämpfen oft mit der Größe des Fliegers, der viel Treibstoff verbraucht. Das ist vor allem dann, wenn der Riesenjet nicht vollbesetzt ist, nicht wirtschaftlich. Das Kalkül von Airbus zur Jahrtausendwende, dass mit steigenden Passagierzahlen auch größere Flugzeuge nachgefragt werden, ging nicht auf.

A380

Der weltgrößte Passagierjet hat eine Reichweite von 15.200 Kilometern und ist 72 Meter lang. Seine Flügelspannweite beträgt knapp 80 Meter. Planungen begannen in den 90er Jahren. Der erste Flug fand am 27. April 2005 statt. Einige Flughäfen mussten für den A380 neue Terminals bauen.

Der Großteil der Fluglinien entscheidet sich für mittelgroße Großraumjets, die im Gegensatz zum A380 und zu Boeings Jumbo-Jet 747-8 statt mit vier nur mit zwei Triebwerken auskommen. Solche Jets wie die Boeing 787-„Dreamliner“ und der Airbus 350 lassen sich auch auf weniger stark gefragten Strecken rentabel einsetzen. Der A380 sei ein faszinierendes Flugzeug, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr: „Es hat sich allerdings gezeigt, dass ein profitabler Einsatz des A380 nur auf den extrem nachgefragten Strecken möglich ist.“

Airbus sichert weiter Unterstützung zu

„Die heutige Ankündigung ist schmerzlich für uns und für die A380-Communities weltweit", so Airbus-Konzernchef Tom Enders laut einer Mitteilung am Donnerstag. Der Passagierjet werde aber noch viele Jahre lang am Himmel unterwegs sein. Selbstverständlich werden wir die Betreiber der A380 auch weiterhin uneingeschränkt unterstützen“, betonte Enders. Der kommerzielle Einsatz der Maschine war im Oktober 2007 gestartet. Das gesamte Programm soll rund 22 Milliarden Euro gekostet haben, berichtete BBC – begleitet von Kontroversen über Subventionen von Frankreich und Deutschland.

Airbus 380 wird hergestellt
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Ein Teil der A380-Produktion findet im französischen Blangnac statt

Innerhalb des Unternehmens sind 3.000 bis 3.500 Jobs betroffen. Airbus will dafür Gespräche mit den Sozialpartnern aufnehmen und erhofft sich zudem Möglichkeiten für interne Stellenwechsel. „Aber garantieren kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nichts“, sagte Enders. Es werde sicher eine Lösung gefunden werden. Einige Teile der Produktion sind auf mehrere Standorte in Deutschland aufgeteilt – darunter Hamburg, Bremen, Stade und Augsburg.

Airbus stellt A380 ein

Seit Donnerstag ist es fix: Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus stellt die Produktion des weltgrößten Passagierjets A380 ein.

Anleger begrüßen angekündigte Einstellung

Allzu schwierig dürften die Rochaden nicht sein. Dem Konzern Airbus geht es wirtschaftlich abseits vom A380 eigentlich gut. Gerade die Produktion des gut nachgefragten Mittelstreckenjets A320 laufe gut. Umsatz und Gewinn waren schon im vergangenen Jahr stärker als erwartet. Der Umsatz stieg auf 63,7 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis erreichte 5,83 Milliarden Euro. Grund war ein neuer Auslieferungsrekord ziviler Flugzeuge. Besonders hoch ist die Nachfrage bei kleineren Maschinen der A320-Serie.

Die Anleger reagierten positiv auf die angekündigte Einstellung des A380. Die Airbus-Aktien stiegen in Paris um bis zu 6,3 Prozent auf 110,94 Euro und verfehlten ihr bisheriges Rekordhoch nur um wenige Cent.