Haitis Präsident: Konflikt ohne Gewalt lösen

Gut eine Woche nach dem Beginn von heftigen Protesten gegen die Regierung in Haiti hat sich Präsident Jovenel Moise erstmals an die Bevölkerung gewandt. Er sprach sich für eine Konfliktlösung ohne Gewalt aus. Er werde das Land nicht in die Hände bewaffneter Banden und Drogenhändler geben, sagte Moise gestern Abend (Ortszeit) laut der Tageszeitung „Le Nouvelliste“ in einer Rede an die Nation im haitianischen Fernsehen.

Moise kritisierte Mitglieder der Opposition, die an den Demonstrationen teilgenommen hätten. „Es ist inakzeptabel, dass Leute, die eine offizielle Funktion haben, in den Straßen Seite an Seite mit von der Justiz gesuchten Bandenchefs demonstrieren.“

Der Präsident von Haiti, Jovenel Moise
Reuters/Andres Martinez Casares

Moise mahnte an, dass ein Bürgerkrieg in Haiti niemanden nützen würde. „Ich habe die Stimme des Volks gehört. Ich kenne die Probleme, die es quält“, sagte der Präsident. Einem Rücktritt erteilte er eine Absage. Gestern waren erneut Tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um den Rücktritt des Präsidenten zu fordern.

Öffentliches Leben steht still

In der Hauptstadt Port-au-Prince blieben aus Sicherheitsgründen mehrere ausländische Vertretungen und Botschaften geschlossen. Das öffentliche Leben in dem Karibikstaat ist seit Beginn der Proteste am vergangenen Donnerstag weitgehend lahmgelegt.

Die Demonstranten werfen der Regierung vor, Geld aus einem Hilfsfonds veruntreut zu haben, das eigentlich für den Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben 2010 verwendet werden sollte. Bei dem Beben waren Hunderttausende Menschen ums Leben gekommen.

Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Der Staat ist weitgehend von Hilfszahlungen aus dem Ausland abhängig, neben der grassierenden Korruption ist auch Gewaltkriminalität ein großes Problem.