Leeres Klassenzimmer
ORF.at/Wolfgang Rieder
Nach Herbstferien

Ruf nach genereller Reform der Schulferien

Während ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann am Montag Details der Herbstferien geklärt hat, wird der Ruf nach einer generellen Reform der Schulferien laut. So fordert NEOS eine „zukunftsfitte Lösung“ der Schulferien. Die Herbstferien seien nur eine „halbe Sache“. Auch Jetzt (ehemals Liste Pilz) kann zwar den Herbstferien etwas abgewinnen, fordert allerdings ebenfalls, sich des Problems der Ferienbetreuung anzunehmen.

Die Ankündigung einer einheitliche Regelung zu den Herbstferien sei zwar begrüßenswert, allerdings bleibe diese Maßnahme nur Stückwerk, so NEOS-Bildungssprecher Douglas Hoyos. Eine Reform der Schulferien sei mehr als überfällig, es dürfe aber nicht bei halben Sachen bleiben, so Hoyos in einer Aussendung. Es brauche endlich zukunftsfitte Lösungen, von denen die Kinder profitierten „sowie mehr Lebensqualität in der Familie und weniger Stress für die Eltern möglich wird“, so Hoyos weiter.

NEOS sprach sich daher für eine Verkürzung der Sommerferien von neun auf sechs Wochen aus. Sieben der so gewonnenen 15 Tage sollten Schultage und für die Vermittlung digitaler Kompetenzen zweckgewidmet werden, so die Vorstellung von NEOS. Die restlichen acht sollten laut NEOS für Herbstferien sowie die Verlängerung der Osterferien auf zwei Wochen genutzt werden.

„Viele Familien haben es schwer“

Es brauche eine sinnvolle lernpsychologische Gestaltung des Schuljahres, forderte Hoyos. „Jahr für Jahr werden die Kinder komplett aus dem Schulrhythmus herausgerissen, um sich später im Herbst wieder mühsam einzugewöhnen. Das Schuljahr selbst ist dafür oft viel zu dicht", so der NEOS-Politiker. Das bringe auch Stress für die Eltern mit sich. Viele Familien hätten es schwer, in den neunwöchigen Sommerferien eine passende Betreuung zu finden. „Wir fordern daher die bessere Verteilung der Ferientage, um es Eltern zu erleichtern, die richtige Kinderbetreuung zu finden“, so NEOS.

Jetzt für flächendeckende Gratisbetreuung

Auch Jetzt schlägt in ein ähnliche Kerbe. „Wir begrüßen grundsätzlich die bundesweit einheitliche Lösung der Herbstferien“, so Stephanie Cox, Bildungssprecherin von Jetzt. Allerdings stelle sich hier die Frage nach der Ferienbetreuung für die Kinder. Das treffe im Übrigen auch auf die Sommerferien zu.

Laut Cox brauche es hier ein konkretes Modell. „Wir haben bereits letztes Jahr die Forderung nach einer flächendeckenden und kostenlosen Ferienbetreuung eingebracht", heißt es weiter in der Aussendung. „Unser Lösungsansatz, dass Lehramtsstudierende diese Lücke in der schulfreien Zeit füllen und damit Praxiserfahrung erwerben können, wurde von der Regierung abgelehnt. Nun ist das Ministerium am Zug, ein Modell zu liefern.“

Faßmann: Kein wirkliches Haar in der Suppe

Faßmann findet indes bei der Einführung einheitlicher Herbstferien zwischen 26. Oktober und 2. November ab 2020/21 „kein wirkliches Haar in der Suppe“. Mit der Maßnahme werde bei gleichbleibender Zahl der schulfreien Tage die Vereinbarkeit von Schule, Beruf und Familie gefördert, so Faßmann am Montag bei einer Pressekonferenz.

Herbstferien und dafür nicht mehr schulfreie Tage
Grfik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Nicht zuletzt bringe die Maßnahme auch eine Vereinfachung für die Gemeinden als Schulerhalter. Im Gegensatz zu den verstreuten schulautonomen Tagen hätten sie nun Gewissheit, wann eine Ferienbetreuung angeboten werden müsse, sagte der Minister. Im Bildungsinvestitionsgesetz, in dem die Förderung ganztägiger Schulformen geregelt ist, werde man daher entsprechende Maßnahmen vorsehen.

Einheitliche Herbstferien kommen

Bisher konnte jede Schule die „Herbstferien“ selbst bestimmen, nun hat die Regierung beschlossen, dass künftig überall zur gleichen Zeit Ferien im Herbst sind.

Die ab 2020 geltende Regelung sieht vor, dass in ganz Österreich von 26. Oktober bis 2. November schulfrei ist. Umgekehrt wird an den Dienstagen nach Ostern und Pfingsten unterrichtet, und es werden (je nach Fall des 26. Oktober) einer bis drei schulautonome Tage gestrichen. Im Schuljahr 2019/20 können die Bildungsdirektionen in den Bundesländern diese Regelung bereits einführen, sie müssen es aber nicht: die meisten Bundesländer verzichten allerdings auf diese Möglichkeit, im Rahmen einer Übergangsregelung schon heuer Herbstferien einzuführen – mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Elternbeirat: Betreuungsfrage muss gelöst werden

Faßmann sagte, er sei sich durchaus im Klaren, dass die nach jahrzehntelangen Diskussionen mit Eltern, Lehrern und Schülern zustande gekommene Regelung nicht alle zufriedenstellen wird. „Hätten wir weiter versucht, einen Konsens zu suchen, wären wir auch diesmal nicht weitergekommen.“

Auch die Koordinatorin des Elternbeirats, Elisabeth Rosenberger, sah das ähnlich: „Die einzige einheitliche Meinung unter den Eltern ist, dass es keine einheitliche Meinung geben kann.“ Es mache eben einen Unterschied, ob man daheim ein Volksschulkind habe oder einen Schüler, der im Maturajahr seine Vorwissenschaftliche Arbeit schreibt. Wichtig sei aber, dass die Betreuungsfrage in den Herbstferien gelöst werde.

„Sinnvoll, eine Rast einzulegen“

Die Vorarlberger Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) hob die Planungssicherheit für die Eltern hervor. Das Bundesland ist das einzige, das durch eine landesgesetzliche Regelung bereits seit 2004 „künstliche“ Herbstferien hat. Die Eltern könnten sich sicher sein, dass ihre Kinder im Gegensatz zur Regelung mit den schulautonomen Tagen alle zur gleichen Zeit frei haben.

Der niederösterreichische Bildungsdirektor Johann Heuras sieht die neue Ferienstruktur ebenfalls positiv. Im Gegensatz zum mit Ferien- und Feiertagen gespickten Sommersemester sei der Weg vom Schulbeginn bis Weihnachten doch sehr weit. „Da ist es sinnvoll, eine Rast einzulegen – vor allem für jüngere Kinder.“ Sein Bundesland werde den Gemeinden jedenfalls organisatorisch, finanziell und personell dabei helfen, in den Herbstferien ein Betreuungsangebot auf die Beine zu stellen. Bundesschulsprecher Timo Steyer von der ÖVP-nahen Schülerunion wiederum begrüßte die geplante Regelung: Wichtig sei vor allem, dass die verbleibenden schulautonomen Tage auch weiter von den Schulen vergeben werden dürfen.