Fans beim des Eurovision Song Contest
ORF.at/Dominique Hammer
Tel Aviv

Fans ärgern sich über Song-Contest-Preise

Karten für den Eurovision Song Contest (ESC) können jedes Jahr ins Geld gehen – heuer dürfte das ebenso der Fall sein. Am Dienstag veröffentlichte der israelische Austragungssender KAN die Eintrittspreise und löste damit Ärger unter den ESC-Fans aus. Das teuerste Ticket kratzt an der 500-Euro-Marke. Zudem gelangen nicht allzu viele Karten in den freien Verkauf.

Nach monatelangen Spekulationen ließ der für die Übertragung zuständige Fernsehsender KAN die Katze aus dem Sack: Die Ticketpreise für die Finalshow am 18. Mai starten bei 1.150 Schekel, umgerechnet rund 280 Euro. Ein Platz ganz nah an der Bühne wird 415 Euro kosten. Für die teuersten Karten der Finalshow in Tel Aviv müssen Fans knappe 490 Euro hinlegen – diese Tickets gelten dabei gar nicht für die Eventhalle in der Expo Tel Aviv, sondern für einen der 1.500 Plätze in der „Green Room VIP Section“, wo alle teilnehmenden Kandidatinnen und Kandidaten zwischen den Auftritten warten und die Show auf großen Bildschirmen verfolgen.

Damit fallen die Preise weit höher aus als im Jahr davor beim Bewerb in Lissabon. Dort lagen die Preise zwischen 35 und 299 Euro. In Wien 2015 gab es das teuerste Finalticket um 390 Euro, das günstigste mit Sichtbehinderung um 34 Euro. Nur Kiew im Jahr 2017 war ähnlich teuer: Auch hier zahlte man für das teuerste Ticket rund 500 Euro.

Sender musste Geld auf den Tisch legen

Zahlreiche Fans kritisierten am Dienstag in Sozialen Netzwerken die hohen Preise für die Shows in Tel Aviv. „Wahnsinn. Wie viele Menschen werden durch diesen Preis ausgeschlossen @Eurovision @EBU_HQ?“, hieß es etwa auf Twitter.

Fans beim des Eurovision Song Contest
APA/AFP/Francisco Leong
Netta Barzilai gewann 2018 den Wettbewerb und holte ihn so nach Israel

Eine Sprecherin für den ESC in Israel wollte sich am Dienstag nicht zu den Gründen für die hohen Ticketpreise äußern. Die Kosten für die Großveranstaltung sind freilich enorm: 42 Länder nehmen heuer teil. Die Ausrichtung allein ist mit Kosten von rund 24 Millionen Euro verbunden. Bis Mitte August musste KAN zwölf Millionen Euro als Sicherheit bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU) hinterlegen, andernfalls hätte der Song Contest nicht in Israel stattfinden können. Bis zuletzt stritt der Sender mit Israels Regierung, wer für wie viel aufkommen sollte.

Zu große Bühne

Der Streit ums Geld begann schon mit dem Sieg Nettas 2018, die den Song Contest mit dem Lied „Toy“ nach Israel holte. KAN hatte im vergangenen Jahr mehrfach die israelische Regierung kritisiert, sie halte ihre Finanzierungsversprechen für den Wettbewerb nicht ein. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte sich anfangs dafür eingesetzt, Jerusalem als Austragungsort 2019 auszuwählen. EBU und KAN entschieden sich schließlich für Tel Aviv.

Der ESC 2019

Die beiden Halbfinale finden am 14. und 16. Mai statt, das Finale am 18. Mai. Es gibt vier Moderatoren: Bar Refaeli, Eres Tal, Assi Asar und Lucy Ayoub. Das Motto lautet heuer: „Dare to Dream“.

Nun muss sich KAN an die Vorgaben der EBU, die den Song Contest veranstaltet, halten, und das ist mit Kosten verbunden. So ist etwa vorgeschrieben, dass der Veranstaltungsort Platz für rund 10.000 Zuschauer bereitstellen muss. Das führte laut einem Bericht der „Jerusalem Post“ zu einem Problem in der Tel Aviver Expo-Halle: Die große Bühne habe dazu geführt, dass von ursprünglich bis zu 10.000 Plätzen nur 7.300 Sitzplätze übrig blieben. Deswegen musste zusätzlich noch der VIP-Bereich mit 1.500 weiteren Sitzplätzen eingerichtet werden.

Wenige Tickets im freien Verkauf

Hohe Kosten werden auch bei Infrastruktur und Sicherheit anfallen: Tel Aviv rechnet im Mai mit etwa 10.000 Gästen. Am Meer im Südwesten der Stadt wird das Eurovision Village eingerichtet. Zudem beschloss die Stadtverwaltung, während des Song Contests in einem Park nahe dem Expo-Kongresszentrum eine Zeltstadt einzurichten. Dort kommen dann immerhin die Gäste unter, die bereits ihr ganzes Geld für die Eintrittskarten hingelegt haben. Auf Ablehnung der Fans stießen aber nicht nur die Preise, sondern auch der Mangel an Tickets: Für jede der drei TV-Shows werden nur rund 4.300 Karten für den Verkauf freigegeben. Der Rest wird laut KAN für die Delegationen der Teilnehmerländer, EBU-Vertreter und Werbepartner reserviert.