LKW wird mit Kohle beladen
Reuters/Siphiwe Sibeko
Druck von Investoren

Rohstoffriese friert Kohleabbau ein

Nun bekommt offenbar auch der weltweit größte Kohleexporteur Glencore die Klimakrise zu spüren – und zwar wirtschaftlich: Glencore will aufgrund des Drucks von Investoren seine Kohleproduktion zumindest einfrieren. Für Glencore dürfte das aber auch einen Vorteil haben.

Im Kampf gegen die Klimakrise mahlen die Mühlen sowohl auf politischer als auch wirtschaftlicher Ebene langsam. Die von vielen Fachleuten geforderte drastische Änderung der gewohnten Produktions- und Konsumgewohnheiten ist schwer. Aber jahrelanger Druck von Investoren und Banken hat jetzt auch den Schweizer Rohstoffriesen Glencore dazu bewogen, eine gewisse Revision in Sachen Kohleförderung zu beschließen. Der von Ivan Glasenberg geführte Konzern kündigte an, seine Kohleförderung bei 150 Millionen Tonnen jährlich einzufrieren. Das entspricht der für heuer geplanten Fördermenge.

Laut „Financial Times“ wird die Ankündigung die Kohleindustrie erschüttern, da Glencore bisher immer den Kohleabbau vorangetrieben hat. Der weltweit größte Kohleexporteur – und einer der größten außerhalb Chinas – hat bisher stets auf Kohle gesetzt. Zuletzt brachte der Kohleabbau etwa ein Drittel des Konzerngewinns ein.

Kupferschmelze in einem Glencore-Werk
Reuters/Cheryl Ravelo-Gagalac
Neben Kohle ist Glencore auch ein bedeutender Förderer von Kupfer und anderen Metallen

Kein Ausstieg geplant

Allerdings denkt Glencore nicht daran, das lukrative Geschäft aufzugeben, wie das etwa Konkurrent Rio Tinto bereits im Vorjahr angekündigt hat. Zumindest 15 Jahre noch will Glencore laut „FT“ Kohle produzieren.

Damit will der Konzern seine Geschäfte an die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens anpassen. So überlegt Glencore etwa auch, aus Handelsverbänden, die aktiv für die Förderung fossiler Brennstoffe lobbyieren, auszusteigen. Die Ankündigung dürfte für den Konzern auch wirtschaftlich durchaus Sinn ergeben, wie die „FT“ anmerkt. Denn die Nachfrage nach Kohle ist zwar im Westen rückläufig, doch weltweit wächst der Bedarf rasant. Eine Verknappung des Angebots dürfte damit die Preise steigen lassen.

Lob von Investoren

Die Kirche von England, einer der führenden Investoren, die Glencore zu einer weniger klimaschädlichen Firmenpolitik drängen, lobte die Ankündigung als wichtiges Signal für den Bergbausektor, dass Kohle „kein nachhaltiger Teil ihres Portfolios mehr ist“. Glencore habe bisher den Kohleabbau immer stark vorangetrieben. „Dass sie jetzt zustimmten, ihre Kohlekapazität nicht weiter auszubauen, ist ein klares Signal“, so Edward Mason von der Church of England. Die australische NGO The Australasian Centre for Corporate Responsibility sagte laut „Wall Street Journal“ in Anspielung auf den Begriff „Peak Oil“, das bedeute „Peak Coal“ für Glencore. Mit Peak Oil wird verkürzt der Zeitpunkt bezeichnet, ab dem die Ölförderung zurückgehen wird.

Glencore will nach eigenen Angaben Geld, das durch Kohlegeschäfte lukriert wurde, in den Abbau von Metallen investieren, die für Elektroautos, Batteriespeicher und erneuerbare Energie gebraucht werden. Glencore-Aufsichtsratschef Tony Hayward, betonte, sein Konzern bemühe sich zunehmend darum, „die gesellschaftliche Erlaubnis, aktiv zu sein“, zu bewahren. Sein Unternehmen könne im Übergang zu einer CO2-ärmeren Wirtschaft eine „Schlüsselrolle“ spielen.

Glencore-Werk nahe Johannesburg
Reuters/Siphiwe Sibeko
Eine Kohlemine in Rustenburg in Südafrika

Kohleindustrie stark unter Druck

Die Kohleindustrie gerät seit Jahren immer stärker unter Druck – allerdings betrifft das vor allem die Industrieländer. Die meisten westlichen Banken haben wegen Bedenken ihrer Investoren bereits aufgehört, in Kohleminen zu investieren. Letzte Woche hatte das japanische Handelshaus Itochu angekündigt, nicht mehr in weitere Kohleminen zu investieren. Außerdem verkaufte es seinen 12,5-Prozent-Anteil an einer australischen Kohlemine – an der auch Glencore beteiligt ist.

Der Schweizer Bergbau- und Rohstoffkonzern konnte im Vorjahr von den im Vergleich zum Vorjahr höheren Rohstoffpreisen profitieren und den Betriebsgewinn damit deutlich steigern. Der Gewinn ging allerdings vor allem aufgrund von Abschreibungen zurück.