Nutella Fabrik in Villers-Ecalles
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Produktionsstopp

„Qualitätsmängel“ im größten Nutella-Werk

Für den italienischen Süßwarenproduzenten Ferrero, Hersteller unter anderem von Nutella, hat es diese Woche eine gute und eine schlechte Nachricht gegeben. Positiv fiel die Bilanz des Geschäftsjahres 2017/2018 aus, eine Hiobsbotschaft kam aus der Normandie: Die größte Nutella-Fabrik der Welt muss vorübergehend stillgelegt werden.

In dem Werk Villers-Ecalles, in dem ein Viertel der weltweiten Nutella-Produktion entsteht, wurden am Dienstagabend „Qualitätsmängel“ entdeckt, die Produktion wurde vorübergehend eingestellt. Es handle sich lediglich um eine Vorsichtsmaßnahme, schon ausgelieferte Ware müsse nicht vernichtet werden. „Wir können vorerst sagen, dass kein derzeit auf dem Markt befindliches Produkt von der Situation betroffen ist und dass die Belieferung unserer Kunden ununterbrochen fortgesetzt wird“, kündigte die französische Tochtergesellschaft von Ferrero an.

Die Mitteilung erfolgte, nachdem bei der Qualitätskontrolle Mängel in einem der Inhaltsstoffe von Nutella und Kinder-Bueno-Schokoriegeln festgestellt worden waren. „Das entspricht nicht unseren Standards. Daher haben wir uns entschieden, die Produktion im Werk vorübergehend einzustellen.“ Die Stilllegung ermögliche es, Untersuchungen durchzuführen, deren Ergebnisse bis Ende der Woche bekannt sein werden. Ob es ein bakterielles Problem gibt, konnte Ferrero noch nicht beantworten.

Nutella Fabrik in Villers-Ecalles
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In der Fabrik in der Normandie entsteht ein Viertel der weltweiten Nutella-Produktion

Wilde Szenen bei Rabattaktion

In dem Werk werden täglich 600.000 Nutella-Gläser produziert, zu Versorgungsengpässen soll es nun dennoch nicht kommen. Das wäre angesichts der Obsession der Franzosen für Nuss-Nougat-Creme auch problematisch. Bestes Beispiel dafür war eine Rabattaktion in französischen Supermärkten im Jänner letzten Jahres: In den Intermarche-Filialen des Landes kostete ein 950-Gramm-Glas Nutella statt 4,50 Euro nur 1,41 Euro. Das führte zu wilden Szenen und langen Warteschlangen vor den Märkten noch vor der Öffnung: „Es war ein richtiger Aufstand“, sagte damals eine Angestellte. „Die Leute sind übereinander hergefallen und haben alles umgestoßen, wir waren kurz davor, die Polizei zu rufen.“

Die süße Creme, die zu mehr als 87 Prozent aus Zucker und Fett besteht, zählt zu den weltweit beliebtesten Brotaufstrichen. 365 Millionen Kilo werden jährlich konsumiert, die Herstellung verschlingt ein Viertel der globalen Haselnussvorräte, wie das Onlinemagazin Quartz unlängst berichtete. In zwei Esslöffeln Nutella befinden sich 21 Gramm Zucker – die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt nicht mehr als 50 Gramm täglich zu sich zu nehmen.

Nutella Fabrik in Villers-Ecalles
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Nach der Ursache für den Mangel in der Produktion wird bis Ende der Woche gesucht

Unangefochtener Marktführer

In der Heimat Italien erwächst Ferrero demnächst Konkurrenz: Der Teigwarenhersteller Barilla will mit der Produktion eines eigenen Nougataufstrichs ohne Palmöl starten, der mit Nutella konkurrieren soll. „Pan di Stelle“ mit Sonnenblumenöl soll auch zehn Prozent weniger Zucker als Nutella enthalten. Wirklich fürchten muss sich Ferrero vorerst allerdings nicht: Nutella beherrscht weiterhin unangefochten den Markt. Der Anteil beträgt weltweit laut Euromonitor 54 Prozent, in Italien sind es sogar 88 Prozent. Der bisher größte Mitbewerber bei Schokoaufstrichen, die türkische Yildiz Holding, deckt mit Cokokrem zwei Prozent des Weltmarktes.