Nadelwald im Nebel
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Heimische Wälder

Bedrohung von mehreren Seiten

Trockenheit, Sturmschäden, Borkenkäfer und Krankheiten setzen dem Wald in Österreich zu. Die meisten Schäden gehen auf die eine oder andere Art auf das Konto des Klimawandels. Folgen hat das nicht nur für die Forstwirtschaft.

Ganze Landschaften könnten sich verändern, wie es am Donnerstag im Vorfeld eines Klima- und Waldgipfels in Niederösterreich hieß. Dort – aber auch in anderen Bundesländern – hat sich zuletzt der Borkenkäfer extrem ausgebreitet. Große Flächen werden maschinell abgeholzt, um den Befall einzudämmen. Trockenheit schwächt die Bäume, die Schädlinge können sich leichter vermehren.

Die Folgen der Klimakrise, Sturmschäden (Windwurf) und Borkenkäferbefall hätten schon das Jahr 2018 „bestimmt“, hieß es in einer Bilanz der Österreichischen Bundesforste (ÖBF) vor knapp drei Wochen. Hinzugekommen seien „überdurchschnittlich hohe Temperaturen und außergewöhnliche Trockenperioden“, die Menge an Schadholz sei von 700.000 auf rund 920.000 Festmeter gestiegen. Die Schäden durch Käferbefall waren im Vorjahr laut Bundesforsten geringer ausgefallen als 2017. In diesem Jahr dürfte es mit großer Wahrscheinlichkeit wieder anders aussehen.

„Klimawandel in unseren Wäldern angekommen“

„Der Klimawandel ist in unseren Wäldern angekommen“, hieß es auf dem Waldgipfel von rund 400 Forstwirten, Experten und Politikern am Donnerstag in Burgschleinitz im niederösterreichischen Waldviertel. Was in den 1980er Jahren der „saure Regen“ durch Schwefeldioxid in der Luft gewesen sei, seien heute Wetterextreme und in weiterer Folge Schädlingsbefall.

Gerodeter Wald
ORF
Riesige Flächen müssen maschinell entwaldet werden

Allein in Niederösterreich sei die Menge an Schadholz von 113.000 im Jahr 2014 auf voraussichtlich drei Mio. Festmeter gestiegen. Die Menge entspreche einer Anbaufläche von 10.000 Hektar (100 Quadratkilometer) oder in etwa 14.000 Fußballfeldern – mehr dazu in noe.ORF.at.

Auch Kiefern sterben

Für Kiefern bzw. Föhren sind Borkenkäfer weniger das Problem, doch auch diese Bestände seien lokal in Gefahr, heißt es von Forstwirten und Experten. Betroffen ist aktuell unter anderem das südliche Burgenland. Allerdings sei das Kiefernsterben bei Weitem kein lokales Phänomen, sondern trete in ganz Österreich und auch in Deutschland auf.

Auch hier sei eine Ursache der Klimawandel, lautet die Einschätzung des Burgenländischen Waldverbandes (BWV). Es regne lange nicht, und wenn, dann extrem stark. Beides ist für den Wald alles andere als optimal – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Bei Eschen sorgt bereits seit geraumer Zeit eine Pilzkrankheit für eine Bedrohung der Bestände. Zuletzt teilte die Stadt St. Pölten mit, dass in einem Auwaldgebiet auf einer Fläche von sechs Hektar alle Eschen geschlägert werden müssten, nachgepflanzt würden andere Sorten wie Eiche. Im niederösterreichischen Tulln und Korneuburg und in den Donau-Auen mussten bereits Tausende Bäume geschlägert werden. Die Pilzkrankheit lässt erst Triebe, später Wurzeln absterben.

Schwere Waldschäden durch Schnee

Mancherorts wurden Wälder durch das große Gewicht der Schneemassen arg in Mitleidenschaft gezogen – ein weiterer Rückschlag für die Waldbesitzer nach der Borkenkäferplage im Herbst.

Waldfläche trotzdem größer geworden

Trotz aller Probleme ist die Waldfläche in Österreich in den letzten Jahren aber gewachsen. Sie umfasst erstmals vier Mio. Hektar (bzw. 40.000 Quadratkilometer) und damit eine Fläche zweimal so groß wie Niederösterreich. Fast die Hälfte der Fläche Österreichs ist von Wald bedeckt. Vor allem Laub- und Mischwälder werden größer, der Anteil von Nadelwald, vor allem der von Monokulturen, geht zurück, hieß es im Jänner vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) – mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Borkenkäfer im Holz
ORF
Borkenkäferbefall bei Fichtenholz

Die Bundesforste schätzen jedenfalls, dass der Wald der Zukunft anders aussehen wird, die Auswirkungen des Klimawandels zwängen zum Umdenken. In niedrigen und trockenen Lagen werde die Fichte „langfristig ausfallen“, hieß es im Jänner. Forstwirte müssten sich nach Alternativen umsehen. Künftig werde es statt Fichtenmonokulturen mehr Mischwälder geben. Grundsätzlich gelte: Je artenreicher und naturnäher die Wälder bewirtschaftet würden, umso besser sei das für das Ökosystem, die Umwelt und den Menschen.