Kim vor Gipfel mit Trump in Hanoi eingetroffen

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zu seinem Gipfel mit US-Präsident Donald Trump in Hanoi eingetroffen. Im Mittelpunkt des zweiten Treffens der beiden Staatsmänner stehen morgen und am Donnerstag in der vietnamesischen Hauptstadt die Bemühungen um eine atomare Abrüstung Nordkoreas und mögliche Gegenleistungen der USA.

Nach einer Reise über 4.500 Kilometer in seinem Sonderzug stieg Kim heute Früh an der Grenze zwischen Vietnam und China ins Auto um und fuhr weiter nach Hanoi. Zweieinhalb Stunden nach der Ankunft in der Grenzstadt traf der Autokonvoi am Melia Hotel in der Hauptstadt sein, wo ein starkes Aufgebot von Sicherheitskräften die Straßen abriegelte.

Bahnstrecke nicht gut genug

Nordkoreas Machthaber legte den Rest der Reise von der Grenze über 160 Kilometer nach Hanoi mit dem Auto zurück, weil die Bahnstrecke nicht für die – von nordkoreanischer Seite aus Sicherheitsgründen geforderte – Geschwindigkeit von 60 km/h ausgelegt ist, wie vietnamesische Medien berichteten.

Trump war gestern aus Washington aufgebrochen. Nach einem Tankstopp auf der britischen Luftwaffenbasis Mildenhall wird er heute Abend in Hanoi erwartet. Morgen trifft Trump zunächst den Präsidenten und den Ministerpräsidenten des Gastgeberlandes Vietnam. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, sagte, Trumps erstes Treffen mit Kim sei für morgen Abend geplant.

Nordkoreas Führer Kim Jong Un steigt von Bodyguards umgeben aus Auto aus
Reuters/Jorge Silva

Zunächst sei ein kurzes Einzelgespräch Trumps und Kims zur Begrüßung vorgesehen, sagte Sanders. Dann wollten die beiden Staatsmänner zum Abendessen zusammenkommen. Trump werde dabei von Außenminister Mike Pompeo und seinem amtierenden Stabschef Mick Mulvaney begleitet. Am Donnerstag sind weitere Treffen geplant.

Kim kommt mit Schwester

Bei der Ankunft an Vietnams Grenze wurden Kim und seine Delegation auf dem Bahnhof von dem mächtigen vietnamesischen Propagandachef und Politbüromitglied Von Van Thuong empfangen. Freundlich winkte Kim in die Kameras und bestieg seine verlängerte Mercedes-Limousine. Zwölf großgewachsene nordkoreanische Leibwächter liefen zunächst neben dem Wagen, als er anrollte, und sprangen dann in dahinter fahrende Jeeps.

Kim reist mit Zug nach Vietnam

5.000 Kilometer fuhr Kim mit seiner Delegation durch China an die Grenze von Vietnam. (Videoquelle: EBU/ VNVTV)

In Kims Begleitung waren seine einflussreiche Schwester Kim Yo Jong, die praktisch als seine Stabschefin fungiert, und sein oberster Unterhändler in der Verhandlungen mit den USA, der berüchtigte frühere Geheimdienstchef Kim Yong Chol.

US-Presse aus Kims Hotel geworfen

Kleine Unstimmigkeiten zwischen den USA und Nordkorea hatte es bereits gegeben, wie das vietnamesische Außenministerium bekanntgab. Demnach wurde das US-Pressezentrum zuvor im selben Hotel eingerichtet, in dem Kim abstieg. Das gefiel dem Machthaber allerdings gar nicht, und die Journalistinnen und Journalisten mussten in das nahe gelegene internationale Medienzentrum umziehen.

CNN-Korrespondent Jim Acosta schrieb auf Twitter über die vietnamesische Ankündigung: „Übersetzung: Die US-Presse wird aus dem Hotel rausgeschmissen, in dem wir Tage damit verbracht haben, unseren Arbeitsbereich einzurichten.“ Die Nordkoreaner seien „offensichtlich nicht glücklich“ darüber gewesen, dass das amerikanische Pressezentrum im Hotel Melia eingerichtet worden sei.

Acostas CNN-Kollege Will Ripley schrieb auf Twitter: „Kim Jong Un hat weiterhin das Sagen, ob in Nordkorea oder Vietnam.“ John Hudson von der „Washington Post“ schrieb auf Twitter, Kim wolle das amerikanische Pressezentrum nicht im selben Hotel haben, in dem er wohnt. Ins US-Pressezentrum – das heute offiziell eröffnet werden sollte – sei viel Arbeit investiert worden. Etwa 3.500 internationale Journalistinnen und Journalisten sind für das Medienspektakel registriert.