Ein KLM-Airbus
APA/AFP/Fabio Lima
Air France-KLM als Staatsaffäre

Niederlande verärgern Frankreich schwer

Die niederländische Regierung hat Anteile an der Luftfahrtallianz Air France-KLM übernommen und damit die französische Regierung schwer verärgert. Sie hält mit 14 Prozent nun fast so viel wie Frankreich. Den Haag will so mehr Kontrolle über den Kurs von Air France-KLM erlangen – zum Unmut der Franzosen.

Der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra hatte am Dienstag überraschend bekanntgegeben, dass die Regierung Aktien im Wert von 680 Millionen Euro gekauft habe. Damit hielt der niederländische Staat kurze Zeit 12,68 Prozent des Kapitals der Allianz zwischen der französischen Fluggesellschaft Air France und der niederländischen Airline KLM. Am Mittwoch teilte die Regierung in Den Haag mit, sich schließlich 14 Prozent an der Fluggesellschaft gesichert zu haben. Insgesamt habe der Kauf 744 Millionen Euro gekostet.

Ziel sei es, auf einen Anteil wie der französische Staat zu kommen, hatte Hoekstra bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz erklärt. Derzeit befinden sich 14,3 Prozent der Aktien von Air France-KLM im Besitz des französischen Staates. Zur Begründung sagte der Minister, seine Regierung wolle in der Lage sein, „die künftige Entwicklung von Air France-KLM direkt zu beeinflussen“. Wichtige Entscheidungen über die Strategie von KLM würden inzwischen zunehmend auf der Ebene von Air France-KLM getroffen.

Macron empört

Frankreich reagierte empört: „Es dürfen auf keinen Fall innenpolitische Debatten am Tisch des Verwaltungsrats ausgetragen werden“, warnte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Mittwoch und forderte die niederländische Regierung auf, über ihre Absichten aufzuklären. Noch deutlichere Worte fand Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire: „Die Entscheidung der niederländischen Regierung ist unverständlich und unerwartet.“ Die französische Regierung und der Verwaltungsrat der Allianz seien im Vorhinein nicht über das Vorhaben informiert gewesen.

Er warnte, die Prinzipien der guten Unternehmensführung müssten respektiert werden; es dürfe keine „staatliche Einmischung“ geben. Air France und KLM waren 2004 eine Allianz eingegangen. In den vergangenen Jahren hatten heftige Arbeitskämpfe bei Air France immer wieder für Turbulenzen gesorgt – und in den Niederlanden Sorgen um die Allianz geweckt. Beide Fluggesellschaften werden auch nach wie vor in vielen Bereichen getrennt geführt.

Chef von Air France-KLM Benjamin Smith, KLM-Chef Pieter Elbers (L) und Air France Chefin Anne Rigail
APA/AFP/Eric Piermont
KLM-Chef Pieter Elber, KLM-Air-France-Chef Benjamin Smith und Air-France-Chefin Anne Rigail nach der Bilanz-PK im Februar

KLM-Chef steht neuem Konzept im Weg

Zuletzt hatte es Spannungen um KLM-Chef Pieter Elbers gegeben. Die niederländische Regierung war eingeschritten, als Zweifel laut wurden, dass er auf seinem Posten bleiben würde. Medienberichten zufolge wird seine Rolle in der Allianz als „schwierig“ angesehen. Der neue Chef von Air France-KLM, der Kanadier Ben Smith, will die beiden Fluggesellschaften enger zusammenführen. Elbers gilt dabei als Hindernis.

Laut dem Konzept von Smith sollen Flotten, Flugpläne und Allianzen mit anderen Airlines schrittweise harmonisiert werden. Der Einkauf werde gebündelt, Kundendaten sollen gemeinsam genutzt werden. „Diese ersten Erfolge ebnen unserem Anspruch den Weg, eine führende Position in Europa und weltweit zurückzugewinnen“, sagte Smith letzte Woche in Paris. 2018 belasteten neben höheren Treibstoffkosten vor allem Streiks bei Air France den Konzern. Der Tarifkampf führte zum Rücktritt von Konzernchef Jean-Marc Janaillac, dessen Nachfolge der Kanadier Smith im September antrat.

Über 100 Millionen Passagiere

Die Fluggesellschaften Air France mit ihrer Billigsparte Hop, KLM und Transavia beförderten 2018 erstmals mehr als 100 Millionen Passagiere. Trotz eines Umsatzwachstums von 2,5 Prozent auf 26,5 Mrd. Euro brach der Betriebsgewinn um fast ein Drittel auf 1,33 Mrd. Euro ein. Unterm Strich gab es einen Gewinnanstieg.

Die Treibstoffkosten stiegen um rund zehn Prozent auf knapp fünf Mrd. Euro, Streiks des Flugpersonals kosteten 335 Mio. Euro. Wie bei der Lufthansa und anderen Konkurrenten fielen außerdem höhere Entschädigungsleistungen an Kunden an, weil durch die Streiks von Crews bei Air France, aber auch von Fluglotsen in Frankreich und Wetterkapriolen mehr Flüge als üblich ausfielen oder sich verspäteten. Smith will mehr Synergieeffekte, denn die Kerosinkosten werden laut Prognose heuer wohl um mehr als ein Zehntel steigen.

Bei KLM sorgt die Schwäche der Schwester aus Frankreich schon länger für Unmut: Die niederländische Airline glänzte 2018 mit einer operativen Rendite von 9,8 Prozent, während Air France nur 1,7 Prozent vom Umsatz an Betriebsgewinn erzielte.