The-Prodigy-Frontsänger Keith Flint
APA/AFP/Ed Jones
1969–2019

Prodigy-Sänger Keith Flint ist tot

Keith Flint, Sänger der britischen Big-Beat-Band The Prodigy, ist tot. Er wurde am Montag in seinem Haus in Essex tot aufgefunden. Flint war 49 Jahre alt. Die Polizei sagte, der Tod werde nicht als verdächtig eingestuft.

Flint war neben seiner exzentrischen Erscheinung auch für seinen ausschweifenden Lebensstil bekannt. Zuletzt hatte er sich neben seiner Musikerkarriere auch für den Motorradsport begeistert und besaß ein eigenes Rennteam. Nach Bandangaben verübte Flint Suizid.

Flint hatte The Prodigy gemeinsam mit Liam Howlett Anfang der 90er Jahre gegründet, dazu kamen Keith „Maxim“ Palmer, Keyboarder Leeroy Thornhill und Tänzerin Sharky. Ihren Durchbruch schaffte die Band 1994 mit dem Album „Music for the Jilted Generation“. Ihren größten Hit hatte die Band 1996 mit der Single „Firestarter“, das Album „The Fat of the Land“ war ein internationaler Millionenseller.

Vom Tänzer zum Frontmann

An der Seite des musikalischen Masterminds Howlett war Flint zunächst eigentlich der Tänzer der Gruppe, die in den ersten Jahren vor allem in der Rave-Szene bekannt war. Schon auf „Music for the Jilted Generation“ wurden die Beats schwerer, mit einem Industrial-Sound rückte die Band auch Richtung Rock.

The-Prodigy-Frontsänger Keith Flint
picturedesk.com/EPA/Hugo Marie
Flint live bei einem Konzert 2015

Bei „Firestarter“ war Flint dann erstmals als Sänger zu hören – gemeinsam mit einem völlig neuen und radikal in Richtung Punk gehenden Outfit schaffte es die Band, international bekannt zu werden. Für Kontroversen sorgte die Single „Smack My Bitch Up“, deren Text als gewaltverherrlichend und frauenfeindlich kritisiert wurde. Im Video dazu schaffte es die Band zumindest teilweise, der Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen. In den folgenden Jahren versuchte es Flint auch mit Soloprojekten, blieb damit aber eher erfolglos.

Gern gesehene Liveband

Vier weiter Alben veröffentlichte die Band, zuletzt 2018 „No Tourists“. Teilweise wechselten die Besetzungen neben dem Duo Flint und Howlett. In Großbritannien schafften alle den Sprung an die Spitze der Album-Charts, dennoch konnte die Band nicht mehr an die früheren Erfolge anschließen.

The Prodigy waren aber bis zuletzt eine gern gesehene Liveband im sommerlichen Festivalzirkus. In den vergangenen Jahren waren sie auch mehrfach in Österreich aufgetreten, zuletzt im vergangenen Sommer beim Nova Rock Festival in Nickelsdorf. Auch für heuer waren etliche Konzerte der Band angekündigt.

Trauer in der Musikszene

Musik- und Kunstschaffende reagierten mit Trauer und Bestürzung auf die Todesnachricht. „O Gott, so traurig, das über Keith Flint zu hören“, schrieb Ed Simons, „(…) war immer liebenswürdig zu mir und Tom (Rowland, Anm.), als wir begonnen haben, gemeinsam aufzutreten.“ Auf Instragram postete Simons ein Bild, das zeigt, wie Flint bei einem Konzert der Chemical Brothers 1995 überraschend die Bühne entert. Auch Theo Ellis, Bassist der Band Wolf Alice, wies auf Flints Bühnenqualitäten hin: „Einer der besten Liveperformer (…), die ich je gesehen habe. Er wird für immer eine Inspiration bleiben.“

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall. Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen.

Eine „verdammte Legende“

Auch das englische Electropunk-Duo Sleaford Mods, das mit The Prodigy den Song „Ibiza“ aufnahm, bekundete sein Beileid. Der Musiker Rou Reyno von der Band Enter Shikari würdigte Flint als „verdammte Legende“. „The Prodigy waren eine der ersten Bands, für die wir im Vorprogramm aufgetreten sind, und Keith hat eigenhändig mit meiner Vorstellung aufgeräumt, große Stars seien arrogant und abgehoben“, so Reyno.

Der schottische Schriftsteller John Niven schrieb: Flint sei ein „wunderbarer Kerl“ gewesen und einer aus der Handvoll Popstars, die Eltern vor den Kopf stoßen.