Oppositionschef Juan Guaido am Flughafen
Reuters/Carlos Jasso
Venezuela

Oppositionschef Guaido wieder im Land

Nach einer eineinhalbwöchigen Werbetour durch Südamerika will der venezolanische Oppositionsführer und selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaido wieder in den Machtkampf mit Staatschef Nicolas Maduro eingreifen – dazu ist er am Montag wieder ins Land eingereist.

Auf dem Flughafen Maiquetia nahe der Hauptstadt Caracas wurde der Politiker von einer jubelnden Menge empfangen. Guaido machte sich dann auf den Weg nach Caracas, wo mehrere tausend weitere Anhänger auf ihn warteten. „Venezuela, wir haben gerade die Einreisekontrolle passiert und gehen jetzt dorthin, wo unsere Leute sind.“

„Wir sind wieder in unserem geliebten Land“, schrieb Guaido auf Twitter. „Wir werden auf den Straßen weitermachen, die Mobilisierung dauert an“, rief er bei seiner Ankunft. Neben einer Gruppe von Anhängern des 35-Jährigen waren auch die Botschafter mehrerer EU-Länder auf dem Flughafen zur Begrüßung Guaidos versammelt. Rund 50 Staaten haben den selbst ernannten Übergangspräsidenten anerkannt.

Festnahme droht

Eine Festnahme droht, weil er Venezuela trotz eines Ausreiseverbots verlassen hatte. Deshalb schickte Guaido eine Warnung voraus: „Wenn das Regime versucht, mich zu verschleppen, sind die weiteren Schritte klar: Demonstrationen, Zusammenarbeit mit unseren internationalen Verbündeten, mit Parlamentariern auf der ganzen Welt“, sagte er in einem auf Twitter veröffentlichten Video.

Demonstranten in Venezuela
APA/AFP/Matias Delacroix
Guaido mobilisierte seine Anhänger im Vorfeld seiner Einreise – viele folgten dem Aufruf

Um Unterstützung geworben

Guaido hatte in den vergangenen Tagen in Kolumbien, Brasilien, Argentinien, Paraguay und Ecuador um Unterstützung im Machtkampf mit Maduro sowie um humanitäre Hilfe für sein krisengeschütteltes Land geworben. Damit verstieß er gegen ein Reiseverbot, dass das oberste Gericht verhängt hatte, nachdem sich der Parlamentspräsident am 23. Jänner zum Übergangspräsidenten erklärt hatte.

Er hatte das Land heimlich verlassen, um Hilfslieferungen von Kolumbien aus nach Venezuela zu bringen. Allerdings scheiterte dieser Versuch am 23. Februar, weil die Maduro noch ergebenen Sicherheitskräfte die Grenzübergänge zu Kolumbien und Brasilien blockierten und Hilfslieferungen nicht durchließen.

Tausende gingen auf die Straße

Im ganzen Land gingen am Montag Tausende Menschen für Guaido auf die Straße. Auch die USA bezogen Stellung. „Die sichere Rückkehr von Juan Guaido nach Venezuela hat für die USA höchste Bedeutung. Jede Art von Bedrohung, Gewalt oder Einschüchterung gegen ihn wird nicht toleriert. Die Welt schaut zu“, schrieb US-Vizepräsident Mike Pence auf Twitter.

„Guaido kann nicht einfach kommen und gehen“

Vergangene Woche hatte Maduro seinen Widersacher vor einer Rückkehr gewarnt. „Guaido kann nicht einfach kommen und gehen; die Justiz hat ihm das Verlassen des Landes verboten“, sagte er in einem Interview des US-Senders ABC.

Guaido nach Venezuela zurückgekehrt

Guaido ist nach Venezuela zurückgekehrt. Er traf am späten Nachmittag auf dem Flughafen nahe der Hauptstadt Caracas ein und wurde von zahlreichen Anhängern in Empfang genommen.

USA gratulieren Guaido zu sicherer Rückkehr

Die Vereinigten Staaten gratulierten Guaido zur sicheren Rückkehr in sein Land. Das venezolanische Volk habe durch sein Handeln einen friedlichen, demokratischen Übergang geschaffen, hieß es in einer Mitteilung des US-Außenministeriums vom Montag (Ortszeit). Guaido sei während seines Auslandsaufenthalts diplomatisch erfolgreich gewesen. Die internationale Gemeinschaft müsse sich nun einen und sich gegen das brutale Regime stellen.

Guaido hatte sich am 23. Jänner zum Interimspräsidenten erklärt und Maduro damit offen herausgefordert. Zuletzt scheiterte sein Versuch, Hilfsgüter von Kolumbien und Brasilien aus nach Venezuela zu bringen. An den Grenzübergängen kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Oppositionsanhängern und Sicherheitskräften. Dabei wurden mehrere Menschen getötet und Hunderte verletzt.

Das ölreichste Land der Welt leidet unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Aus Mangel an Devisen kann Venezuela kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs für die notleidende Bevölkerung einführen. Viele Menschen hungern, über drei Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner haben ihre Heimat bereits verlassen.