Löwe
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Löwe tötet Besitzer

Tschechien bekommt Privatzoos nicht in Griff

In Tschechien ist es nicht verboten, sich privat Tiere wie Löwen und Tiger zu halten – etwa 140 Raubkatzen gibt es landesweit in Privatzoos, möglichweise sogar mehr. Ein durchaus gefährliches Hobby, wie sich regelmäßig zeigt – nicht nur für die Tierhalter selbst. Doch das Land bekommt das Problem nicht in den Griff: Im Osten Tschechiens wurde jetzt ein Mann von seinem Löwen getötet.

Der 34-Jährige hatte die Großkatze zu Hause gehalten, wie die Agentur CTK am Dienstag berichtete. Der rund acht Jahre alte Löwe und eine ebenfalls in dem Gehege gehaltene trächtige Löwin wurden in dem Dorf Zdechov von Polizeispezialkräften erschossen. „Das war unbedingt notwendig, damit die Rettungskräfte zu dem Mann vordringen konnten“, sagte eine Sprecherin.

Der Tod des Löwenbesitzers hat eine mediale Vorgeschichte: Der Großkatzenhalter war im Sommer 2018 in die Schlagzeilen geraten, als seine Löwin bei einem Spaziergang mit einem Radfahrer in Konflikt geraten war. Die Polizei stufte den Vorfall später als Verkehrsunfall ein. Obwohl der Mann für das Gehege auf seinem Privatgrundstück keine Baugenehmigung hatte, schienen die Behörden hilflos.

Einsatzkräfte vor Privatzoo
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Polizei auf dem Anwesen des toten Raubtierhalters

Spaziergang mit Löwen an der Leine

Der Polizeibericht war damals recht nüchtern formuliert: „Es kam zum Kontakt zwischen Löwin und dem vorbeifahrenden Radfahrer, der anschließend einen Arzt aufsuchen musste“, hieß es. Beschrieben war der Umstand, dass der Besitzer seinen Löwen an der Leine ausgeführt hatte. Der Bürgermeister gab sich gegenüber Medien ratlos, als er erklärte, von „entsetzten Müttern“ kontaktiert zu werden. Die Begegnungen mit Löwen im Ort Zdechov seien keine Seltenheit.

Gleichzeitig erklärte der Bürgermeister, kaum eine Möglichkeit zu haben, gegen die Raubtierhaltung vorzugehen. Verboten ist sie nicht. „Ich kann nichts unternehmen, außer dem Besitzer ins Gewissen zu reden“, sagte der Bürgermeister. Nur einige wenige in dem Ort an der Grenze zur Slowakei würden die Löwenhaltung begrüßen – als Werbung für den Tourismus.

Mann getötet – Polizei erschoss Löwen

In Tschechien ist ein Mann von seinem privat gehaltenen Löwen getötet worden. Die Polizei griff nach dem Vorfall ein – zwei Löwen wurden von Spezialkräften erschossen.

Doch auch in anderen tschechischen Orten ist die Chance vergleichsweise hoch, auf ein Raubtier zu treffen – schließlich erlebt die Haltung von Raubkatzen im Land einen regelrechten Boom: So werden in tschechischen Privatzoos nach Angaben des Prager Umweltministeriums 44 Löwen, 49 Pumas, 20 Tiger, 15 Ozelots und acht Leoparden gehalten.

Illegale Geschäfte

Vergangenen Sommer hatte die Prager Regierung die Regeln für die Haltung von Großkatzen verschärft. Anlass dafür war die illegale Tötung von mindestens drei Tigern. Den Tätern war vorgeworfen worden, die Tiger getötet zu haben, um die Körperteile für die traditionelle chinesische Medizin zu verwenden. Auf dem Schwarzmarkt in Asien werden für die Tigerprodukte Höchstpreise gezahlt.

Gleichzeitig wurde 2018 der Export von Tigern für kommerzielle Zwecke in Länder außerhalb der EU untersagt. Ferner war angekündigt worden, die Tierschutzregelungen zu verschärfen – die Halter von Raubkatzen sollten stärkeren Kontrollen unterliegen. In Tschechien gibt es eine ganze Reihe von „Zooparks“ bzw. „Bioparks“, in denen die Raubkatzen unter unzureichenden Bedingungen leben.

Zwischenfälle im Vorjahr

In einem solchen „Biopark“ waren Mitte des Vorjahrs zwei Tiger und ein Löwe aus ihren Transportkäfigen entkommen. Die Polizei musste mit einem Großaufgebot anrücken. Die Bewohner eines nahen Dorfes durften ihre Häuser nicht verlassen. Am Ende konnten die Tiere mit Schüssen aus dem Narkosegewehr betäubt werden. Sie hatten sich in aller Ruhe einen schattigen Platz unter einer Kiefer ausgesucht.

Tragisch endete indes das Leben von mindestens drei Tigern in einem anderen „Zoopark“ bei Prag. Bei einer Razzia, ebenfalls im Sommer des Vorjahrs, machte die Polizei einen grausamen Fund: Neben einem frisch getöteten Tiger stießen sie auf tiefgefrorene Kadaver, auf Tigerfelle und Produkte wie „Tigerwein“ – in Spirituosen eingelegte Tigerknochen.