Frauen in EU trommeln zum Streik

Anlässlich des heutigen Internationalen Frauentages rufen zahlreiche Organisationen in Europa wieder zum Frauenstreik auf. Welches Ausmaß dieser annehmen kann, zeigte sich letztes Jahr in Spanien: Rund 5,7 Millionen Menschen gingen in rund 120 Städten auf die Straße, um für Frauenrechte und Gleichheit zu demonstrieren.

Erster belgischer Frauenstreik

Dieser Erfolg soll heuer wiederholt werden. Und das nicht nur in Spanien: In zahlreichen europäischen Staaten wollen Organisationen Frauen zum Ausstand mobilisieren. In Brüssel und auch in anderen belgischen Städten will das Kollektiv 8 maars den ersten belgischen Frauenstreik überhaupt auf die Beine stellen. „Es ist das erste Mal, dass sich feministische NGOs zusammenschließen“, so Inge Chen, eine der Organisatorinnen, gegenüber ORF.at.

Ankündigung zur Demonstration am Frauentag in Brüssel
ORF.at/Saskia Etschmaier

Die Wienerin Chen, Pressesprecherin des grünen EU-Abgeordneten Michel Reimon, hat gemeinsam mit der Journalistin Sara Hassan das Frauennetzwerk Period.Brussels gegründet. Dieses will auch abseits des Frauentages unter anderem auf die ungleiche Machtverteilung in der EU aufmerksam machen.

Vor allem Männer in EU-Topjobs

Dabei sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache: Derzeit sind 37 Prozent der EU-Abgeordneten und nur zwei von elf Fraktionsvorsitzenden weiblich. Mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, EU-Ratspräsident Donald Tusk und EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani sind alle EU-Topämter männlich besetzt.

In der Geschichte des EU-Parlaments gab es nur zwei Parlamentspräsidentinnen und keine einzige Rats- oder Kommissionspräsidentin. An Letzterem wird wohl auch die EU-Wahl im Mai nichts ändern: Mit Manfred Weber (EVP/CSU) hat erneut ein Mann die besten Chancen auf das Amt des Kommissionspräsidenten. Und unter den österreichischen Spitzenkandidaten befindet sich ebenfalls nur eine Frau: die NEOS-Politikerin Claudia Gamon.

Unterstützt wird der Streik in Brüssel von mehreren Gewerkschaften. Auch einige Fraktionen im EU-Parlament – Sozialdemokraten, Grüne und die linke GUE – haben Mitarbeiterinnen ermutigt, sich dem Streik anzuschließen. Dieser kann in den verschiedensten Formen erfolgen, so Chen. Und freilich könnten sich auch Männer dem Streik anschließen.

Audio dazu in oe1.ORF.at

Mit dem Sessel auf die Straße

Unter anderem auch in Deutschland haben Bündnisse dazu aufgerufen, entlohnte und nicht entlohnte Arbeit niederzulegen. In rund 40 Städten sollen sich Streikende um fünf vor zwölf mit Sesseln auf die Straße stellen und deutlich machen, wofür sie eintreten. In Österreich gibt es zwar auch Bündnisse für Frauenstreiks, mit großen Aktionen wird aber nicht gerechnet.