Helfer am Unglücksort
Reuters/Maheder Haileselassie
Österreicher unter Toten

Suche nach Ursachen für Boeing-Absturz

157 Tote hat der Absturz der Boeing 737 Max 8 am Sonntag gefordert – darunter auch drei österreichische Ärzte. Vollkommen unklar ist die Ursache des Unglücks. Der Geschäftsführer der betroffenen Fluglinie Ethiopian, Tewolde Gebremariam, kündigte eingehende Untersuchungen an: „Es ist zu früh, um über die Ursache des Unfalls spekulieren zu können.“

Es seien weitere Ermittlungen in Zusammenarbeit mit dem Flugzeughersteller Boeing, der Ethiopian Civil Aviation Authority und anderen internationalen Organisationen im Gange. Seine Gesellschaft wolle „die Familien der Opfer mit allen nötigen Mitteln unterstützen“, versicherte Gebremariam am Sonntag.

Die Maschine war Sonntagfrüh auf dem Weg von Johannesburg in Südafrika in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba und sollte von dort Reisende nach Nairobi bringen. Laut Gebremariam waren erst Anfang Februar „strenge Wartungen“ an der Maschine durchgeführt worden. Der Pilot sei ein erfahrener Pilot gewesen, der 8.000 Flugstunden absolviert hatte. Da auch Franzosen bei dem Unglück ums Leben kamen, leitete nun auch die französische Staatsanwaltschaft Untersuchungen ein.

Drei Österreicher unter den Toten

Nach Angaben der Fluglinie kamen bei dem Unglück 149 Passagiere und Passagierinnen sowie acht Besatzungsmitglieder aus 35 unterschiedlichen Nationen ums Leben. Nach Angaben der Vereinten Nationen soll sich rund ein Dutzend UNO-Mitarbeiter unter den Passagieren befunden haben.

Flugzeugabsturz: Drei österreichische Ärzte unter Toten

Beim Absturz einer Boeing 737 der Ethiopian Airlines sind alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Unter den Opfern befanden sich auch drei Österreicher.

Unter den Toten sind auch drei österreichische Ärzte, geboren in den Jahren 1987 und 1988. Sie waren in Krankenhäusern in Linz und Steyr beschäftigt – mehr dazu in ooe.ORF.at. Einer der Ärzte soll aus Wien stammen, ein weiterer aus Wieselburg in Niederösterreich. Das Ordensklinikum der Barmherzigen Schwestern in Linz bestätigte, dass einer der Ärzte bei ihnen gearbeitet habe.

Warum sich der bei ihnen beschäftigte Mediziner in Äthiopien aufgehalten hatte, konnte das Linzer Ordensklinikum nicht sagen. Jedenfalls sei er nicht für das hauseigene Hilfsprojekt in Afrika im Einsatz gewesen. Möglicherweise hatte der Arzt die Absicht, gemeinsam mit seinen Kollegen auf der Tansania vorgelagerten Insel Sansibar eine Zeit lang für ein Spital zu arbeiten, das von einer gebürtigen Österreicherin betrieben wird. Fest steht, dass die Getöteten von Addis Abeba mit einer Zwischenlandung in Nairobi nach Sansibar wollten, „um dort medizinisch zu arbeiten“, wie Peter Guschelbauer, der Sprecher des Außenministeriums, erklärte.

Absturz wenige Minuten nach dem Start

Die Absturzstelle der Maschine liegt nach Angaben der Fluggesellschaft 62 Kilometer südöstlich von Addis Abeba. Der Flug ET302 war um 8.38 Uhr vom Flughafen Bole International gestartet. Nur wenige Minuten später brach der Kontakt zum Tower ab. Gebremariam bestätigte Probleme unmittelbar nach dem Start.

Der Pilot habe unmittelbar nach dem Abheben dem Tower mitgeteilt, dass es ein Problem gebe, und habe darum gebeten, zurückkehren zu können. Die Flugleitung habe ihm dafür grünes Licht erteilt. Das Flugzeug war Sonntagfrüh von Südafrika kommend in Addis Abeba gelandet. Während des dreistündigen Aufenthalts am Boden seien bei den üblichen Checks keine Unregelmäßigkeiten aufgezeichnet worden.

Lion-Air-Absturz mit demselben Flugzeugtyp

Bei der verunglückten Boeing 737 dürfte es sich um eine neue Maschine handeln. Laut der Datenbank Planespotters wurde sie erste Mitte November an die Fluglinie ausgeliefert. Die schwedische Website Flightradar24 wiederum berichtete, das Flugzeug habe nach dem Start eine „instabile Vertikalgeschwindigkeit“, also Probleme beim Steigflug, aufgewiesen.

Teile des Flugzeugwracks
AP
Die Maschine stürzte wenige Minuten nach dem Start 62 Kilometer südöstlich von Addis Abeba ab

Im Vorjahr war ebenfalls eine Boeing des gleichen Typs – von der indonesischen Billigfluglinie Lion Air abgestürzt. Dabei kamen 189 Menschen ums Leben. Hier zeigten erste Ermittlungen, dass die Maschine schon am Vortag nicht flugtauglich gewesen war. In mehreren Medien wurde darüber spekuliert, die Problem könnten mit einem bei diesem Typ installierten Programm zusammenhängen, das einen Strömungsabriss verhindern soll. Es drückt demnach unter bestimmten Umständen die Nase des Flugzeugs automatisch nach unten. Bisher gibt es keine Hinweise, ob auch beim Ethiopian-Flug ähnliche Probleme auftraten.

Ethiopian Airlines, mit rund elf Millionen Passagieren pro Jahr größte Fluglinie Afrikas, gilt als vergleichsweise sichert. Zuletzt war im Jänner 2010 eine Maschine der Airline kurz nach dem Start in Beirut abgestürzt.

Beileidsbekundungen von Kurz und Van der Bellen

Beileidsbekundungen sprachen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) und FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl den Betroffenen aus. „Ich möchte in diesen schweren Stunden allen Angehörigen der Opfer des tragischen Flugzeugunglücks der #EthiopianAirlines mein aufrichtiges Beileid aussprechen“, verbreitete Kurz über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen kondolierte via Twitter: „Die Nachricht vom Flugzeugabsturz in Äthiopien ist bestürzend. Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme ist bei den Angehörigen der Opfer.“