„Österreich kein Dopingland“: Strache sieht nur Einzelfälle

Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) hat heute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) und dem Chefermittler des Bundeskriminalamts (BK), Dieter Csefan, erneut beteuert, dass die Anti-Doping-Arbeit in Österreich gut funktioniert.

„Österreich ist mit Sicherheit kein Dopingland, sondern ein Vorbild, wenn es um die Bekämpfung von Doping geht“, sagte Strache und verwies auf die strengen Gesetze und die gute Zusammenarbeit der NADA und des BK. Gleichzeitig verwehrte er sich gegen Generalverdächtigungen. Es dürfe nicht sein, dass Einzelfälle einen Schatten auf die überwiegende Mehrheit der ehrlichen Sportler und Sportlerinnen werfen.

Kriminelle Organisation mit mafiaähnlichen Strukturen

Der aktuelle Fall zeige, dass die Kooperation der NADA mit den Ermittlungsbehörden der Schlüssel zur Aufklärung sei, ergänzte Strache. Das bekräftigte auch BK-Ermittler Csefan. Derzeit werte man die sichergestellten Beweise, Aussagen und täglich einlangenden Hinweise aus, so der Kriminalist. Entscheidendes erwartet er sich von den morgigen Vernehmungen des in Erfurt verhafteten mutmaßlichen Haupttäters Mark S. und dessen Vater in München. Dazu reiste Csefan mit Kollegen noch heute nach Deutschland.

Schon jetzt steht für ihn fest, dass Sportmediziner S. und seine Komplizen seit mehreren Jahren eine kriminelle Organisation mit mafiaähnlichen Strukturen aufgezogen hätten. Laut Csefan haben S. und seine Mittäter die Sportler durch anfängliche Gratisbehandlungen geködert.

„Die Athleten sind von ihm und seinen Komplizen zu Dopinganwendungen, die zu Beginn kostenlos waren, aufgefordert worden. So wurden Athleten gelockt und als Kunden lukriert, um sich dopen zu lassen.“

Anpassung der Kontrollschemen bei Blutdoping

Derzeit wisse man, dass S. und seine Komplizen nicht nur in Seefeld, sondern auch seit Jahren bei anderen internationalen Wettkämpfen und Großveranstaltungen anwesend gewesen seien. Welche das waren, wisse man aber noch nicht, gab Csefan an. Aktuell sind mit den Langläufern Johannes Dürr, Dominik Baldauf und Max Hauke sowie den Radprofis Stefan Denifl und Georg Preidler fünf heimische Sportler als Kunden des Blutdopingnetzwerkes bekannt. Sie haben allesamt Geständnisse abgelegt, ihnen drohen Sperren und Haftstrafen.

Strache kündigte zudem an, die Fördergelder an die NADA erhöhen zu wollen. Eine Konsequenz aus der Causa werde auch sein, die Kontrollschemen bei Blutdoping anzupassen, sagte NADA-Austria-Chef Michael Cepic. Außerdem werde man in den nächsten Tagen und Wochen auch noch einmal das sportlichen Umfeld und die Trainingskontakte der Sportler überprüfen.