Web-Erfinder Berners-Lee warnt vor Missbrauch des Netzes

Vor 30 Jahren hat der britische Physiker Sir Tim Berners-Lee den Grundstein für das World Wide Web gelegt – heute warnt er vor dem Missbrauch seiner Erfindung. „Der Kampf für das Web ist eines der wichtigsten Anliegen unserer Zeit“, schrieb Berners-Lee gestern Abend in einem offenen Brief.

Tim Berners-Lee
APA/AFP/Fabrice Coffrini

Berners-Lee warnt in seinem Brief vor Datenmissbrauch, Desinformationen, Hassreden und Zensur. Absichtlich verbreiteten böswilligen Inhalten könne mit Gesetzen und Computercode entgegengewirkt werden. Geschäftsmodelle, die die Weiterverbreitung von Falschinformationen fördern, könnten unterbunden werden.

Berners-Lee sieht Unternehmen in der Pflicht

„Unternehmen müssen mehr tun, um sicherzustellen, dass ihr Gewinnstreben nicht auf Kosten von Menschenrechten, Demokratie, wissenschaftlichen Fakten und öffentlicher Sicherheit geht“, schrieb Berners-Lee. Er wirbt mit seiner Stiftung dafür, dass Firmen, Regierungen und die Zivilgesellschaft einen Vertrag für ein besseres Web ausarbeiten.

30-Jahr-Feier im CERN

Berners-Lee nimmt bei der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) in Genf an einer 30-Jahr-Feier des Web teil. Berners-Lee legte seine Pläne im März 1989 vor, als er am CERN arbeitete. „Angesichts der Artikel über den Missbrauch des Web ist es verständlich, dass viele Leute sich sorgen und unsicher sind, ob das Web wirklich einen positiven Einfluss hat“, schrieb Berners-Lee. „Aber es wäre defätistisch und einfallslos anzunehmen, dass das Web in seiner heutigen Form in den nächsten 30 Jahren nicht zum Besseren verändert werden kann.“

Berners-Lee wollte damals ein System zum besseren Informationsaustausch für Wissenschaftlerinnnen und Wissenschaftler und Universitäten entwickeln. „Vage, aber interessant“, schrieb sein Vorgesetzter auf das Papier. Heute ist die Hälfte der Weltbevölkerung online.