Deutschförderklasse
APA/Hans Klaus Techt
Ganztagsschulen

Ausbau soll vorangetrieben werden

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann will den Ausbau der ganztägigen Schulformen auf neue Beine stellen. Für den bisher schleppenden Ausbau seien nicht fehlende Mittel verantwortlich, so der Minister in einer Pressekonferenz am Dienstag – vielmehr sei ein großer Teil der dafür vorgesehenen Gelder von Ländern und Gemeinden nie abgeholt worden.

Festgeschrieben werden sollen die Änderungen, die etwa die Förderung von Horten und Ferienbetreuung vorsehen werden, in einer Neufassung des Bildungsinvestitionsgesetzes für die Jahre 2020 bis 2022, die noch mit den Ländern abgestimmt werden soll.

Die Novelle ist für Faßmann nicht nur notwendig, weil die aktuelle 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zum Ausbau der Ganztagsschulen mit dem Sommersemester 2019 ausläuft. Er ortete am Dienstag bei einer Pressekonferenz auch „Konstruktionsfehler“ bei der bisherigen Regelung.

Gemeinden hatten Angst vor laufenden Folgekosten

Die Gemeinden hätten bisher Angst gehabt, auf den Personalkosten im Freizeitteil sitzen zu bleiben, wenn die Anschubfinanzierung durch den Bund (etwa für Umbauten etc.) ausläuft. Während Bund bzw. Länder nämlich für die Finanzierung der Unterrichts- und Lernzeit verantwortlich sind, fällt der Freizeitteil in die Verantwortung der Schulerhalter, und das sind bei den Pflichtschulen (v. a. Volksschule, Neue Mittelschule) die Gemeinden.

Bildungsminister Heinz Faßmann
ORF
Faßmann präsentierte seine Pläne, mit denen er den Ausbau der Ganztagsschule vorantreiben will

Mindestens 110 Mio. Euro aus der laufenden 15a-Vereinbarung seien deshalb nicht abgerufen worden, die endgültige Abrechnung steht noch aus. Faßmann möchte deshalb, dass sich der Bund künftig mit rund 70 Prozent an den Personalkosten beteiligt, dafür sollen 129 der 203 Mio. Euro eingesetzt werden. Für den Ausbau sind 74 Mio. Euro vorgesehen. Auch dass bisher Ganztagsbetreuung an Schulen und dabei vor allem verschränkte Angebote mit einem Wechsel von Unterricht, Lern- und Freizeit bevorzugt wurden, hat laut Faßmann den Interessen von Ländern, Gemeinden und Eltern widersprochen und dazu geführt, dass der Ausbau schleppend voranging.

Gute Infrastruktur erleichtert Ausbau

Ziel des neuen Gesetzes ist es laut Faßmann, an 85 Prozent der Standorte – also Schulen für Sechs- bis 14-Jährige und Einrichtungen in unmittelbarer Nähe – ganztägige Betreuung anbieten zu können. Derzeit gibt es vor allem in den großen Städten, im Nordburgenland und in Vorarlberg viel Angebot. Wenn Infrastruktur wie Speisesäle vorhanden seien, sei auch ein weiterer Ausbau der Plätze leichter möglich, so der Minister. Die Zahl der Plätze soll bis 2022 von derzeit 190.000 auf 230.00 steigen.

Ausbau von ganztägigen Schulformen

Mehr Plätze bei ganztägigen Schulformen und bessere Qualität in der Nachmittagsbetreuung verspricht Bildungsminister Heinz Faßmann bis zum Jahr 2022.

Voraussetzung für die Förderung ist die Einhaltung von Qualitätskriterien: Die Schulen bzw. Gemeinden müssen von 7.00 Uhr bis Unterrichtsbeginn und am Nachmittag mindestens bis 16.00 Uhr Betreuung bieten. Für Zuschüsse zur Ferienbetreuung müssen die Einrichtungen mindestens von 8.00 bis 16.00 Uhr offen stehen.

„Qualifiziertes Personal“ für Lernzeiten

Außerdem muss in den Lernzeiten „qualifiziertes Personal“ mit Lehramtsstudium oder Befähigungsprüfung eingesetzt werden, damit „die Eltern die Sicherheit haben, dass die Hausübungen mit Qualität erledigt werden“. Gruppen dürften außerdem maximal 25 Kinder umfassen, und die Raumausstattung müsse stimmen. Geld fließt nur, wenn die Kriterien eingehalten werden, und auch nur für tatsächliche Betreuungszeiten etwa in den Ferien.

Ein Teil der Mittel könnte allerdings für einen anderen Bereich gewidmet werden: Geht es nach dem Bildungsministerium, sollen zehn Mio. Euro als Anreiz für die Länder eingesetzt werden, die zuletzt aus dem „Integrationstopf“ finanzierten Schulsozialarbeiter, Psychologen und Sozialpädagogen weiterzubeschäftigen. Bund und Länder sollen sich die Kosten zur Hälfte teilen, kündigte Faßmann an. Die Novelle versteht man im Bildungsministerium als Übergangsregelung. Nach 2022 soll die Finanzierung der Ganztagsschulen idealerweise im Finanzausgleich festgehalten sein, so Generalsekretär Martin Netzer.

Deutschförderklassen hinter Erwartungen

Hinter den Prognosen der Regierung zurück bleibt unterdessen der Erfolg der Deutschförderklassen. Wie die ZIB2 am Montag berichtete, haben von 9.800 Kindern und Jugendlichen in Deutschförderklassen österreichweit nur 16 Prozent den Umstieg in die Regelklasse geschafft – viel weniger als von der Regierung prognostiziert.

Nur 16 Prozent schafften Sprung in Regelschule

Für 9.800 Kinder und Jugendliche wurden am Beginn des Schuljahrs knapp 700 Deutschförderklassen eingerichtet, aber nur 16 Prozent haben nach dem ersten Semester den Umstieg in die Regelklasse geschafft.

Insgesamt gab es im ersten Semester in Österreich knapp 700 Deutschklassen, etwas mehr als die Hälfte davon in Wien. Über den Umstieg in eine Regelklasse entscheiden die Direktorinnen und Direktoren. Ab dem Sommer erhalten sie dafür ein einheitliches „Messinstrument zur Kompetenzanalyse – Deutsch“.

Faßmann betonte am Dienstag, dass es nach einem Semester zu früh sei, die Wirksamkeit der Deutschförderklassen zu bewerten. Es gebe sehr große Unterschiede zwischen den Bundesländern beim Anteil an Schülern, die nach einem Semester Intensivsprachförderung in die Regelklasse wechseln konnten. „Ich kann nicht davon ausgehen, dass die Schülerinnen und Schüler in Deutschförderklassen in Oberösterreich so viel sprachbegabter sind als in Niederösterreich“, so der Minister. „Ich glaube, da hängt vieles davon ab, wie das in der Verwaltungspraxis umgesetzt wird.“