Paketlogistik Österreich der Post AG
APA/Hans Punz
Amazon als Rivale

Neue Strategien auf dem Paketmarkt

Hermes, GLS, Amazon und einige mehr: Wer in Österreich ein Packerl verschicken will, hat eine große Auswahl. Der Markt wächst durch den Boom beim Onlinehandel, und die Anbieter kämpfen erbittert um ihr Stück vom Kuchen. Die Post AG landete dabei am Dienstag einen Coup, indem sie mit DHL einen starken Gegner ins Boot holte. Ob der Deal hält, ist aber fraglich.

Die Post will den Großteil des Zustellgeschäfts der deutschen DHL in Österreich im Laufe des nächsten Jahres übernehmen. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die meisten der Logistikstandorte sollen übernommen werden, hieß es am Dienstag. Bis 2022 will die Post es so schaffen, 150 Millionen Pakete zu transportieren. Letztes Jahr waren es rund 108 Millionen.

Sollte es zu dem Deal kommen, würde die Post künftig drei von vier Paketen in Österreich befördern. Sie hält 47 Prozent am Paketmarkt. Im Jahr 2018 bescherte der Paketdienst der Post die schwarzen Zahlen: Das Wachstum im Paketgeschäft mit 11,5 Prozent auf 552 Mio. Euro glich den Rückgang im Briefgeschäft um 2,5 Prozent auf 1,412 Mrd. Euro aus.

Post jüngst in Turbulenzen

DHL Paket kommt als Nummer zwei auf 27 Prozent Marktanteil in Österreich. DHL, 1969 in den USA gegründet, gehört seit 2002 zur Deutschen Post. Das Unternehmen betreibt zur Abholung und Einlieferung von Sendungen „Packstationen“, in Deutschland alleine gibt es 20.000 Filialen und 2.500 dieser Stationen. Seit 2015 stellt DHL in Österreich zu, Partner als Paketshop war vorrangig Billa.

Grafik zeigt die Martkanteile 2018 der Paketzusteller in Österreich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Branchenradar

Für die Post wäre die Partnerschaft nach einigen Rückschlägen ein Erfolg. Zuletzt hatte dem Unternehmen Protest gegen seine Datensammlungen zu schaffen gemacht. Der Post AG wurde dabei vorgeworfen, statistisch hochgerechnete Daten zu den Parteipräferenzen ihrer Kunden an Dritte weiterverkauft zu haben. Die Datenschutzbehörde stellte Mängel fest und forderte die Löschung der Daten. Nun muss sich die Post auf eine Sammelklage einstellen.

Konkurrenz wächst weiter

Um gegen die Konkurrenz vorzugehen, startete die Post kürzlich auch ihr lang zuvor beworbenes Service „AllesPost“, das sich vor allem an Onlineshopper wendet. Paketdienste wie GLS und Hermes liefern damit ihre Sendungen in das Logistikzentrum der Post, diese übernimmt dann die Zustellung zum Privathaushalt. Mit dem kostenpflichtigen Service reagiere man auf den Ärger der Kundschaft, die ihre online bestellten Pakete nur durch die Post zugestellt haben wolle, hieß es. Laut Post-Chef Georg Pölzl hätten sich schon 22.000 Kundinnen und Kunden vorangemeldet.

Dass man sich vor allem für die wachsende Onlinekundschaft wappnet, kommt nicht von ungefähr. Die Konkurrenz ist nach wie vor groß und wächst weiter: Derzeit gibt es noch Hermes, das zur deutschen Otto Group gehört. 2018 beförderte Hermes knapp zwölf Prozent der Pakete in Österreich. Weiters gibt es DPD mit rund zehn Prozent und seit Kurzem auch Amazon. Der US-Handelsriese startete Ende 2018 in Österreich seinen Paketdienst und eröffnete nördlich von Wien ein Verteilzentrum.

Amazon als große Variable

Hochgerechnet auf das Gesamtjahr spricht das Analyseunternehmen Branchenradar Amazon einen Marktanteil von nur zwei Prozent zu. Laut Pölzl werden sich durch den neuen Player die Marktanteile aber bald deutlich verschieben. Wie groß Amazons Paketgeschäft in Österreich werden könnte, wollte er am Dienstag aber nicht abschätzen.

Der Einstieg von Amazon in die Paketzustellung dürfte den Druck auf alle Mitbewerber spürbar erhöhen. Christoph Schultes, Analyst der Erste Group, sagte zu Jahresbeginn, Amazons Markteintritt könnte dazu führen, dass DHL mittelfristig ungefähr drei Millionen Pakete weniger ausliefern wird. Für DHL werde es unter diesen Umständen „schwierig, wenn nicht sogar unmöglich“, profitabel zu werden. Auch DHL dürfte also die Partnerschaft mit der Post mehr als gelegen kommen.

Zustimmung könnte dauern

Voraussetzung ist allerdings grünes Licht der Wettbewerbsbehörden in Österreich und Deutschland. Und zumindest die heimische Behörde BWB kündigte bereits an, den Deal wegen der hohen Marktanteile genau zu untersuchen. Man werde die Fusionsanmeldung abwarten „und dann intensiv prüfen und analysieren“, sagte BWB-Chef Theodor Thanner.

Grundsätzlich wird im Kartellrecht in Österreich ab 30 Prozent Marktanteil von einer marktbeherrschenden Stellung ausgegangen. In der Vergangenheit hatte die BWB bei Zusammenschlüssen mit hohen Marktanteilen Marktbefragungen durchgeführt. Das wird auch in diesem Fall erwogen, wie Thanner sagte. Üblicherweise hat die Behörde vier bis sechs Wochen Zeit.