Felicity Huffman
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Aufnahmetest für Kinder

Wie US-Promis Eliteunis betrogen

Um ihre Kinder an Eliteuniversitäten wie Yale und Stanford „unterzukriegen“, sollen etliche Prominente und andere wohlhabende Eltern diese und weitere US-Colleges und -Universitäten betrogen haben. Die US-Behörden kündigten bereits an, dass noch weitere Verdächtige dazukommen dürften.

Unter den mehr als 30 bisher ausgeforschten Verdächtigen seien auch Schauspielerin Felicity Huffman, bekannt aus der TV-Serie „Desperate Housewives“, und Lori Loughlin aus der Sitcom „Full House“, wie US-Medien am Dienstag unter Berufung auf die Anklage aus Boston berichteten. Die Fälle reichten bis ins Jahr 2011 zurück. Laut NBC wurden mindestens 40 Menschen angeklagt.

15.000 Dollar Schmiergeld

Durch „Bestechung und andere Formen des Betrugs“ hätten die Betroffenen versucht, die Annahme ihre Kinder zu erwirken, heißt es in der Anklage. Betroffen seien unter anderem die Universitäten Georgetown in Washington, Yale in Connecticut, die University of Texas sowie Stanford, die University of Southern California und die UCLA in Kalifornien.

Lori Loughlin
AP/Invision/Rich Fury
Loughlins Tochter postete auf Instagram ihre Aufnahme, bei der sie offenbar viel irreguläre Hilfe bekam

Schauspielerin Huffman soll laut Anklage 15.000 Dollar (13.000 Euro) Schmiergeld gezahlt haben, um zu erreichen, dass Antworten ihrer ältesten Tochter beim landesweiten Einstufungstest SAT nachträglich aufgebessert werden. Es war unklar, wann sich „Full House“-Star Loughlin den Behörden stellen würde. Loughlins Ehemann, der Modedesigner Mossimo Giannulli, wurde nach Hinterlegung einer Kaution von einer Million Dollar in Los Angeles auf freien Fuß gesetzt. Den Beklagten drohen teils Haftstrafen von bis zu 20 Jahren.

Zentrale Figur kooperiert mit Behörden

Im Zentrum des Skandals steht William „Rick“ Singer, Gründer des Edge College & Career Network of Newport Beach in Kalifornien. Er war als Berater beim Aufnahmeprozess an Unis tätig. Singer bekannte sich bereits schuldig – und sein Anwalt teilte mit, dass Singer voll mit den Behörden kooperieren werde und alles „bereue“.

Laut Staatsanwaltschaft zahlten Eltern Singer von 2011 bis heuer große Geldsummen, um Trainer und Uniangestellte, die in der Zulassungsabteilung arbeiteten, zu bestechen. Die Kinder wurden in den Einreichungsunterlagen als viel sportlicher dargestellt, als sie tatsächlich waren, um ihre Aufnahmechancen zu verbessern. Außerdem bezahlte er Insider, die falsche Antworten der Jugendlichen bei den Tests korrigierten.

Felicity Huffman
Reuters/Mario Anzuoni
Huffman „unterstützte“ laut Anklage ihre Tochter via Bestechung

Eltern bezahlten bis zu 6,5 Millionen

Einige Eltern gaben Hunderttausende Dollar aus, einige sogar bis zu 6,5 Millionen Dollar, um ihren Kindern die Zulassung zu sichern. „Diese Eltern sind ein Katalog an Reichtum und Privilegien“, so Staatsanwalt Andrew Lelling. Studentinnen oder Studenten wurden nicht angeklagt. Laut Behörden wussten die Teenager in vielen Fällen nichts von dem Betrug. Einige der betroffenen Unis gaben bisher keine Stellungnahme ab, ob sie gegen die Betroffenen Schritte unternehmen werden.

Bestechungsgeld als Spenden angegeben

„Für jeden Studenten, der durch Betrug zugelassen wurde, wurde ein ehrlicher und tatsächlich talentierter Student abgewiesen“, brachte es Lelling auf den Punkt. Er kündigte an, dass die Ermittlungen noch laufen, und er erwartet, dass weitere Eltern verwickelt sind. Die Finanzbehörde ist ebenfalls eingeschaltet. Angeblich sollen die Eltern die Bestechungsgelder teils als Spenden ausgewiesen haben. Die Unis selbst sind offenbar nicht verwickelt und nicht Ziel der Ermittlungen. Einige feuerten oder suspendierten umgehend in die Ermittlungen involvierte Trainer und distanzierten sich von dem Skandal.

In einem Kommentar wies die „New York Times“ darauf hin, dass das nur das letzte – und vor allem kriminelle – Anzeichen dafür ist, wie unfair der Zugang zu guten Unis in den USA mittlerweile ist. Der Skandal sei alles andere als eine Überraschung. Alle wüssten, dass im Aufnahmeprozess getrickst und betrogen werde – und wie wichtig Geld und Einfluss dabei seien.