Südkoreanische Boyband BIGBANG
Sex, Lügen und Videos

Skandale erschüttern K-Pop-Welt

Die Glitzerwelt des südkoreanischen K-Pop wird von Negativschlagzeilen überschattet: Zwei bekannte Sänger mussten sich am Donnerstag in zwei unterschiedlichen Fällen Fragen der Polizei in der Hauptstadt Seoul stellen. Die Vorwürfe sind schwerwiegend: Es geht um heimlich angefertigte Sexvideos und den Vorwurf der Zuhälterei.

Letzteres Delikt wird dem 28-jährigen Lee Seung Hyun, besser bekannt als Seungri, vorgeworfen. Er ist das jüngste Mitglied der äußerst populären Boyband Big Bang – sie zählt zu den größten Acts des K-Pop. Konkret wird ihm vorgeworfen, in Nachtclubs in Seouls Nobelbezirk Gangnam Prostituierte an Geschäftsleute vermittelt zu haben, die sich an seinen Geschäften beteiligen sollten.

In Südkorea ist Prostitution illegal. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu drei Jahre Haft. Anfang der Woche hatte Seungri seinen Rücktritt vom Showgeschäft verkündet – er wolle damit seinem Management und den anderen Bandmitgliedern weitere Blamagen ersparen, hieß es. Auch gab er sich noch kämpferisch, als er die Vorwürfe zurückwies und ankündigte, die Anklage zu bekämpfen.

„Großer Gatsby“ gab sich kleinlaut

Doch bei seiner Ankunft bei der Polizeibehörde in Seoul entschuldigte sich Seungri am Donnerstag „bei der Nation und allen, die geschädigt wurden“, wie er sagte. Von der Polizei hieß es, dass Seungri, wegen seines verschwenderischen Lebensstils „Großer Gatsby“ genannt, „sexuelle Bestechung“ vorgeworfen wird.

K-Pop-Star Seungri
AP/Ahn Young-Joon
Seungri vor seinem Termin bei der Polizei – es ist nicht das erste Mal, dass er mit dem Gesetz in Konflikt kommt

Die Kontakte zu den Prostituierten soll er über einen Gruppenchat in einer Messenger-App angebahnt haben. Zudem soll er Mitglied in einer Chatgruppe gewesen sein, in der heimlich aufgenommene Sexvideos geteilt wurden. Bereits im Februar hatte die Polizei den Sänger befragt. Damals ging es um sexuelle Übergriffe und Drogenmissbrauch in einem Nachtclub, in dem er für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war. Seungri sagte alle öffentlichen Auftritte ab.

„Es tut mir leid, es tut mir leid“

Große Aufregung gibt es aktuell auch um und für den Sänger und TV-Star Jung Joon Young. Der 30-Jährige hat bereits gestanden, Frauen beim Sex mit ihm gefilmt zu haben. Die Aufnahmen und Fotos soll er in privaten Chatgruppen mit Freunden geteilt haben – auch soll er in einer gemeinsamen Chatgruppe mit Seungri gewesen sein.

Auch Jung hatte zuletzt gesagt, er werde sich aus dem Musik- und TV-Geschäft zurückziehen. Er werde mit den Ermittlern kooperieren, sagte er bei seiner Ankunft vor der Polizei. Auch er entschuldigte sich: „Es tut mir leid, dass ich Menschen Sorgen bereitet habe. Es tut mir leid, es tut mir leid“, so Jung.

K-Pop-Star Jung Joon-young
APA/AFP/Jung Yeon-Je
Jung bei seiner Ankunft vor der Polizeibehörde

„Ich war dumm“

Inzwischen gab sich noch ein dritter Künstler reumütig: Der Singer-Songwriter Yong Jun Hyung bekannte sich via Instagram dazu, die von Jung geteilten Videos angeschaut und unangemessen kommentiert zu haben. „Ich war dumm“, so der 29-Jährige – doch bestritt er, selbst illegale Aufnahmen angefertigt oder geteilt zu haben. Yongs Agentur Around US Entertainment gab bekannt, der Künstler sei bereit, die Boyband Highlight zu verlassen, um „den Ruf der Gruppe vor Schaden zu bewahren“.

Umsätze in Milliardenhöhe

K-Pop ist ein Milliardengeschäft. Allein die Boyband BTS soll mit ihren Umsätzen jährlich umgerechnet rund drei Mrd. Euro zu Südkoreas Wirtschaftsleistung beitragen, berichtete der „Guardian“. Die Musiker sehen in der Regel sehr gestylt aus, was ihr glattpoliertes Image unterstreicht. K-Pop wurde in den vergangenen Jahren weltweit bekannt – um die Musik herum hat sich eine eigene Industrie für modische Accessoires entwickelt.

Bereits nach Bekanntwerden der Anklage brach der Aktienkurs von Seungris Management YG zweistellig ein. Auch andere Mitglieder von Big Bang waren in den vergangenen Jahren im Zentrum von Skandalen. 2011 wurde gegen Bandleader G-Dragon wegen angeblichen Marihuanakonsums ermittelt. Zu einer Anklage kam es damals nicht. Big-Bang-Mitglied T.O.P. dagegen wurde 2017 ebenfalls wegen Marihuanakonsums zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.