Eindrücke von der Demonstration „FridaysForFuture“
APA/Georg Hochmuth
„Fridays For Future“

Zehntausende bei Klimademos in Österreich

In über 2.000 Städten und mehr als hundert Ländern sind am Freitag weltweit Schüler und Schülerinnen gegen die Klimapolitik ihrer Regierungen auf die Straße gegangen. Auch in Österreich protestierten mehr als 20.000 Jugendliche – deutlich mehr als im Vorfeld erwartet.

„Es ist unsere Zukunft“, „Verändert das System, nicht das Klima“ und „Das Klima ist aussichtsloser als meine Matura“, diese und ähnliche Sprüche waren auf den Plakaten der Demonstrierenden in Wien zu lesen. 10.500 Schüler und Schülerinnen versammelten sich am späteren Vormittag bei den Treffpunkten für den Sternmarsch zum Heldenplatz. Auch aus umliegenden Gemeinden in Niederösterreich reisten Jugendliche an. Vor der Karlskirche in der Wiener City forderten sie auf einem großen Transparent: „Klimaschutz auf Schiene bringen!“ – mehr dazu in wien.ORF.at.

Es war der erste weltweite Tag des Schüler- und Schülerinnenstreiks für stärkere Maßnahmen im Kampf gegen die Klimakrise. Die Organisatoren von „Fridays For Future“ wollten so umfassende internationale Schulstreiks auf die Beine stellen wie nie zuvor. Und das scheint ihnen gelungen zu sein: Insgesamt haben sich 2.052 Städte in 123 Ländern daran beteiligt – von Argentinien über Australien bis Österreich.

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Schülerstreik in Wien
Flora Grillmayer
Schüler und Schülerinnen demonstrieren vor der Hofburg: „Wir sind eure Zukunft, deshalb kümmert euch um unsere!“
Schülerstreik in Wien
Flora Grillmayer
Ein trauriger Pinguin warnt vor den Konsequenzen der CO2-Emissionen
Schülerstreik in Wien
Flora Grillmayer
Umweltschutz und Feminismus vereint: „Vielleicht würden sie an die globale Erwärmung glauben, wenn Mutter Natur ein Mann wäre“
Eindrücke von der Demonstration „FridaysForFuture“
APA/Hans Peter Ziegler
Schüler und Schülerinnen demonstrieren in Linz gegen die österreichische Klimapolitik
Eindrücke von der Demonstration „FridaysForFuture“
APA/Kathrin Spaltl
„Es gibt keinen Planeten B“, steht auf den Schildern der Jugendlichen im Burgenland
Eindrücke von der Demonstration „FridaysForFuture“
APA/Peter Lindner
Auch in Klagenfurt gingen Schüler und Schülerinnen auf die Straße
Eindrücke von der Demonstration „FridaysForFuture“
APA/Markus Stegmayr
Ein eindeutiger Appell einer jungen Demonstrantin in Innsbruck, die sich auch vom Regen nicht abhalten ließ
Eindrücke von der Demonstration „FridaysForFuture“
APA/Peter Kolb
1.300 junge Steirer und Steirerinnen zogen zusammen mit ihren Lehrern und Lehrerinnen durch die Straßen
Eindrücke von der Demonstration „FridaysForFuture“
APA/Jochen Hofer
„Laber net, tua was“ – ein Appell der Schüler und Schülerinnen in Bregenz an die Politik
Eindrücke von der Demonstration „FridaysForFuture“
APA/Georg Hochmuth
Mit 10.500 Teilnehmern und Teilnehmerinnen war die Demonstration in Wien die mit Abstand größte

4.000 Demonstrierende in Tirol

Auch in Innsbruck ließen sich zahlreiche Schüler nicht vom Regen abhalten. Die Polizei zählte 4.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Nach einer kurzen Rede bei der Annasäule startete die Demonstration zum Landhausplatz. Auf Plakaten waren Sprüche wie „Opa, was ist ein Schneemann?“ und „Es gibt keinen Planeten B“ zu lesen – mehr dazu in tirol.ORF.at. 3.000 Klimademonstrierende gab es auch in Linz – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Weltweiter Protesttag für den Klimaschutz

Am Freitag fanden in über 2.000 Städten weltweit Demonstrationen und Veranstaltungen von Jugendlichen zum Thema Klimaschutz statt. Auch in Österreich gingen viele auf die Straße.

„Die Zeit für Nettigkeiten ist vorbei. Geht auf die Straße, so lange, bis man uns nicht mehr ignorieren kann“, hieß es etwa bei der Schlusskundgebung in Graz. Nachdem gegen 11.00 Uhr der „Fridays For Future“-Demonstrationszug an der Grazer Burg, dem Amtssitz der Landesregierung, vorbeigezogen war, trafen die Schüler auf dem Freiheitsplatz ein. Laut Polizei beteiligten sich rund 1.300 Schüler und Schülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen sowie Passanten an der Demo – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Die Kundgebung in Klagenfurt startete mit rund 1.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen um 12.00 Uhr. Danach führte ein Demonstrationszug durch die Innenstadt. Für 15.00 Uhr war eine Abschlusskundgebung geplant. Auf den Plakaten der Schüler und Schülerinnen war etwa zu lesen: „Wieso für eine zerstörte Zukunft lernen?“ und „Wenn ihr nicht wie Erwachsene handelt, werden wir das übernehmen“ – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Auch in Eisenstadt gab es einen wenn auch kleinen Protest mit 60 Teilnehmern und Teilnehmerinnen – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

„Wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut!“

Rund 1.500 Schüler und Schülerinnen trotzten in Bregenz dem strömenden Regen und demonstrierten auch hier für mehr Klimaschutz. Kurz nach 9.00 Uhr setzte sich der Demonstrationszug vom Bahnhof in Richtung Landhaus in Bewegung. Dabei ließen die Schüler lautstark wissen, worum es ihnen geht.

Sie skandierten: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut!“ Zum Abschluss der Demo ließen die Schüler auf dem Vorplatz des Vorarlberger Landhauses gemeinsam ihre Handywecker klingeln – um damit die Politiker aufzuwecken, wie Organisatorin Alexandra Seybal erklärte. – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Faßmann hätte Aktion nach Schulschluss lieber gesehen

Weiter nicht sehr angetan von den während der Unterrichtszeit stattfindenden Demos zeigte sich ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann. Er hätte eine „schlichte österreichische Antwort“ präferiert und gesagt: „Macht doch die Demos nach Schulschluss um 13.00 oder 14.00 Uhr“, so Faßmann bei einem Pressegespräch in Innsbruck. Die Demonstrationen an sich seien eine „wichtige Aktion“, sagte Faßmann. Der Bildungsminister erneuerte aber sein Argument, wonach man „nicht das Demonstrationsrecht gegen die Schulpflicht ausspielen lassen“ solle.

Zudem finde er das Wort „Schülerstreik“ deplatziert, so Faßmann. Der Begriff sei angebracht, wenn beispielsweise Arbeitnehmer Unternehmen bestreiken würden, um höhere Löhne zu verlangen: „Die Schule ist aber Verbündeter der Schüler. In der Schule wird über den Klimawandel gelehrt und gesagt, was man dagegen tun kann.“ Auf die völlig unterschiedliche Handhabung der Teilnahme an den Demos durch die Bildungsdirektionen der Länder ging Faßmann indes nicht weiter ein. In Salzburg stellte sich Bildungsdirektor Rudolf Mair trotzdem hinter die rund 1.000 Schüler und Schülerinnen, die am Freitag auf die Straße gingen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Van der Bellen: „Ihr jungen Leute gebt mir Hoffnung“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen richtete sich am Freitag via Twitter an die Teilnehmer: Die Weltgemeinschaft stehe angesichts der Klimakatastrophe vor der größten Herausforderung in der Geschichte. „Ihr jungen Leute, Schülerinnen & Schüler & Studierende, gebt mir Hoffnung, dass wir diese große Herausforderung meistern können.“ Die Erwachsenen nahm das Staatsoberhaupt in die Pflicht. „Wir Erwachsene, Politikerinnen und Politiker müssen euch zuhören, denn es geht um eure Zukunft, um die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder“, schrieb Van der Bellen.

Unterstützung von Opposition

Unterstützung für demonstrierende Schüler kam hingegen von der SPÖ, Jetzt, der Caritas und der Landjugend. „Der Klimawandel bedroht besonders die jungen Menschen“, sagte der stellvertretende SPÖ-Klubobmann Jörg Leichtfried und sprach von einem „wichtigen Signal“ für die Politikerinnen und Politiker. „Die Regierung sollte das ernst nehmen“, ergänzte Leichtfried.

Eindrücke von der Demonstration „FridaysForFuture“
APA/Georg Hochmuth
Schüler und Schülerinnen in Wien fordern eine Veränderung des Systems – nicht des Klimas

Kritik an der Regierung kam in Zusammenhang mit den Protesten von Jetzt: „Bundeskanzler Sebastian Kurz und Bundesministerin Elisabeth Köstinger von der ÖVP erklären sich solidarisch mit der Bewegung und verstehen offenbar nicht, dass sie die Angesprochenen sind“, sagte der Klubobmann und Umweltsprecher von Jetzt, Bruno Rossmann.

„Der Klimawandel ist ein Fakt und jetzt bereits mehr als deutlich spürbar. 2018 war das bisher wärmste Jahr in Österreich seit Beginn der Aufzeichnungen. Das zeigt einmal mehr, dass wir nicht länger die Augen verschließen dürfen und ein beherztes Handeln in der Klimapolitik dringend notwendig ist“, sagten NEOS-Umweltsprecher Michael Bernhard und -Bildungs- und Jugendsprecher Douglas Hoyos in einer Aussendung.

Thunberg warnte vor Existenzkrise

Angestoßen wurde die Streikbewegung von der 16-jährigen schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg. Sie begann im August 2018 damit, vor dem Parlament in Stockholm für einen stärkeren Einsatz Schwedens gegen den Klimawandel zu demonstrieren. Ihr „Schulstreik fürs Klima“ fand in den vergangenen Wochen Tausende Nachahmer in aller Welt, Thunberg wurde zum Gesicht der internationalen Klimaschutzbewegung.

Eindrücke von der Demonstration „FridaysForFuture“
AP/Pontus Lundahl
Greta Thunberg geht seit August 2018 jeden Freitag auf die Straße, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren

Thunberg hat auf die Dringlichkeit eines entschlossenen Handelns gegen die Erderhitzung hingewiesen. „Wir stehen vor der größten existenziellen Krise, vor der die Menschheit jemals gestanden ist. Und trotzdem ist das ignoriert worden. Ihr, die das ignoriert habt, wisst, wer gemeint ist“, sagte die 16-Jährige vor Tausenden jubelnden Demonstrierenden in Stockholm.

Schuld daran sei nicht die junge Generation. „Wir haben nicht zu dieser Krise beigetragen. Wir sind nur in diese Welt hineingeboren worden und müssen mit dieser Krise unser ganzes Leben lang leben.“ Man werde das nicht akzeptieren, kündigte die schwedische Schülerin an. „Deshalb streiken wir. Und wir werden weitermachen.“

Begleitet wurde Thunbergs kurze Ansprache von „Greta, Greta, Greta“-Sprechchören. „Ganz schön was los hier“, sagte Thunberg zu dem ungewohnt großen Protest am Ort ihres Schulstreiks. Der Fernsehsender TV4 schätzte, dass sich etwa 2.200 Menschen für den Klimaprotest auf dem Mynttorget vor dem Reichstag versammelten. Thunberg selbst sprach von „weit über 10.000“ Teilnehmern in Stockholm. Normalerweise kommen freitags nur einige Dutzend Mitstreiter, um gemeinsam mit Thunberg zu demonstrieren.