Flughafen Wien Schwechat
ORF.at/Christian Öser
Flughafen Wien-Schwechat

VwGH gibt grünes Licht für dritte Piste

Die dritte Piste auf dem Flughafen Wien-Schwechat darf gebaut werden. Zumindest ist die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nun letztinstanzlich abgeschlossen und die entsprechende Genehmigung erteilt. Denn der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) gab am Montag bekannt, dass die Einsprüche (Revisionen) von Bürgerinitiativen sowie Anrainerinnen und Anrainern abgelehnt wurden.

Das Verfahren zieht sich seit vielen Jahren und wurde auch schon vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) behandelt. Betroffene hatten zusätzlichen Fluglärm geltend gemacht, vor allem bei Landungen, die über das Wiener Stadtgebiet führen. Da die dritte Piste aber laut Antrag des Flughafens nicht für solche Landungen vorgesehen ist, gelte die Genehmigung auch nicht für diese Verwendung, heißt es in der Mitteilung des VwGH.

Der Flughafen Wien hatte 2018 und Anfang 2019 stark an Passagieren zugelegt und ist derzeit auf Wachstum ausgerichtet. Heuer sollen in Wien rund 30 Mio. Passagiere abgefertigt werden, nachdem sich 2018 ganz knapp, am letzten Tag des Jahres, 27 Millionen ausgegangen waren. Aber auch bei den Investitionen und Betriebsansiedlungen stünden die Zeichen auf Wachstum, wie es in einer Pressekonferenz zur Vorstellung der vorläufigen Zahlen Ende Februar hieß.

Grafik zur dritten Piste in Schwechat
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Hofer erleichtert und erfreut

Mit dem Entscheid des VwGH sei die dritte Piste nun endgültig auf Schiene, so Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) in einer Aussendung. Er zeigte sich erfreut und erleichtert: „Dieses Urteil garantiert die Fortsetzung der positiven Entwicklung des Flughafens und bringt den umliegenden Regionen in Wien und Niederösterreich Wachstum und Arbeitsplätze.“

Die Passagierzahlen seien 2018 gestiegen, und das solle auch weitergehen. „Die Errichtung der dritten Piste ist dafür notwendig und nun auch rechtlich gesichert. Die dritte Piste sichert zudem die Schaffung von 10.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen direkt am Airport und 20.000 weiteren indirekt in der Region Wien/Niederösterreich“, so Hofer. Auch die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) zeigte sich erfreut. Die dritte Piste werde wichtige Impulse für den Großraum Wien und den Wirtschaftsstandort Österreich insgesamt bringen, so WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf.

Flughafen-Vorstandsdirektor Günther Ofner zeigte sich in einer ersten Reaktion im Gespräch mit noe.ORF.at erfreut, „weil damit ein sehr, sehr langes, kostspieliges und kompliziertes Verfahren zu einem guten Ende gekommen ist“, wie er sagte. „Die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes ist eine endgültige und unanfechtbare, und damit besteht für dieses Projekt gottlob Rechtssicherheit. Weitere Rechtsmittel sind dagegen nicht mehr möglich“, so Ofner – mehr dazu in noe.ORF.at.

WWF: Teurer Irrweg

Laut der Umweltschutzorganisation WWF ist die dritte Piste „ein teurer Irrweg" „Wer in klimaschädliche Infrastruktur investiert, landet in einer fossilen Sackgasse. Mehr Flugverkehr wird Österreichs CO2-Bilanz weiter verschlechtern und die Abhängigkeit von fossilen Energien erhöhen. Aufwand und Kosten zur Bekämpfung der Klimakrise werden dadurch steigen“, so Karl Schellmann, WWF-Klima- und -Energiesprecher, in einer Aussendung.

Flughafen: Positive Aussichten für 2019

Die Dividende schlug der Flughafen-Vorstand für 2018 mit 89 Cent je Aktie vor, dabei werden 55 Prozent des Gewinns ausgeschüttet. 2019 soll die Quote auf 60 Prozent steigen, die Ausschüttung dann „bei einem Euro oder sogar deutlich darüber liegen“, kündigte Ofner bei der Vorstellung der vorläufigen Zahlen Ende Februar an. Basis dafür ist ein erwarteter Nettogewinn von mindestens 165 Mio. Euro im Jahr 2019 und ein Umsatz über 820 Mio. Euro.

Da bis Ende 2018 die Nettoverschuldung von 800 Mio. Euro auf 142 Mio. Euro gesenkt wurde und die Eigenkapitalquote bei 60 Prozent liege, sei man nun gewappnet für Investitionen. Als nächster Schritt soll im Office Park 4 Platz für Start-ups und für befristet gemietete Büros entstehen. 1.500 bis 2.000 Arbeitsplätze sollen dort entstehen.

Zwei neue Unternehmen haben laut Ofner bereits unterschrieben und werden sich heuer fix auf dem Flughafen ansiedeln, eines davon biete Simulatoren für Hubschrauberpiloten an. Sehr wahrscheinlich sei die Ansiedlung eines britischen „Brexit-Flüchtlings“, eines Unternehmens, das ein „neues Tool für das Reisen“ entwickle. Insgesamt erwarte der Flughafen heuer acht bis zehn Neuansiedlungen.

220 Mio. sollen investiert werden

Der Flughafen sieht sich mit den angesiedelten Firmen als Jobmotor: Inklusive aller auf dem Gelände tätigen Unternehmen soll die Zahl der Arbeitsplätze von rund 22.500 im Jahr 2018 auf 25.000 bis Ende 2019 steigen. Abgesehen vom Office Park ist es der Logistiker DHL, der ab Mai 200 bis 300 Jobs schafft, aber auch die Airlines brauchten mehr Personal, und die Exekutive stocke auch um 100 Posten auf. Die Flughafen Wien AG mit ihren Tochterfirmen dürfte heuer den Beschäftigtenstand von rund 6.250 Mitarbeitern in etwa halten.

Heuer investiert der Flughafen 220 Mio. Euro, etwas weniger als im Jänner angekündigt, da sich manche Projekte nach hinten verschoben haben. 16 Mio. Euro gehen in den Bau neuer Hangars auf dem Bedarfsflughafen (General Aviation Center) für mehr Abstellplätze für Business-Jets, eine halbe Million Euro lässt sich der Flughafen die Verbesserung der VIP-Terminals kosten.

Auskunftsbereich könnte erweitert werden

Der Flughafen hat aber auch eine Zehnjahresplanung, die 2,6 Mrd. Euro an Investitionen vorsieht. Der Bau einer dritten Piste ist darin noch nicht enthalten, dafür aber weitere Büroeinheiten (Office Park 5 und 6 ab etwa 2024) und drei neue Hangars, von denen zwei schon in Bau sind, über einen weiteren Großhangar wird nachgedacht.

Neue Vorfelder und Parkpositionen, eine zusätzliche Autobahnabfahrt für Lkws zum Cargo-Zentrum und die Erweiterung der Terminals Richtung Norden kommen dazu. 50 bis 60 Mio. Euro jährlich seien für die Instandhaltung der Straßen, Parkflächen und 150 Gebäude auf dem Flughafen nötig.