Polizisten
APA/AFP/Robin Van Lonkhuijsen
Terrorfahndung in Utrecht

Einwohner sollen Häuser nicht verlassen

In der niederländischen Großstadt Utrecht sind mehrere Menschen durch Schüsse in einer Straßenbahn verletzt worden. Das teilte die Polizei am Montag auf Twitter mit. Berichten zufolge wurde ein Mensch getötet. Der Bürgermeister sprach von drei Todesopfern. In Utrecht gilt die höchste Terrorwarnstufe. Bürger sollen ihre Häuser nicht verlassen.

Nach Angaben der Polizei waren in einer Straßenbahn im Westen von Utrecht gegen 10.45 Uhr Schüsse gefallen. Tatort war der Platz des 24. Oktober, ein Verkehrsknotenpunkt in der Stadt. Der Vorsitzende der niederländischen Behörde für Terrorismusbekämpfung, Pieter-Jaap Aalbersberg, widersprach bei einer Pressekonferenz, dass Schüsse auch an mehreren Orten in Utrecht gefallen seien. „Vieles ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, und die lokalen Behörden arbeiten hart daran, alle Fakten zu ermitteln.“ Angaben zu Toten und Verletzten wollte er weder bestätigten noch dementieren.

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte sagte bei einer sehr kurzen Pressekonferenz, dass er von einem Anschlag ausgehe. Auch er schloss – wie Anti-Terror-Chef Aalbersberg zuvor – einen terroristischen Hintergrund nicht aus. Es habe Verletzte und möglicherweise Tote gegeben, so Rutte. Der Bürgermeister von Utrecht, Jan van Zanen, sprach von drei Toten und neun Verletzten, die Nachrichtenagentur ANP berichtete von einem Todesopfer. Drei Verletzte seien ins Krankenhaus gebracht worden, so die Zeitung „De Telegraaf“.

Suche nach 37-jährigem Mann

Der Täter ist noch auf der Flucht, die Fahndung läuft auf Hochtouren. Ein Bild des mutmaßlichen Angreifers wurde bereits veröffentlicht. Es handelt sich um einen 37-jährigen Mann, der in der Türkei geboren sein soll. „Gehen Sie nicht auf den Mann zu, rufen Sie die Polizei“, hieß es auf Twitter. Auch ein zuvor gesuchtes rotes Fahrzeug wurde entdeckt. Damit soll der Verdächtige geflüchtet sein. Der Wagen sei verlassen gefunden worden, wie der niederländische Rundfunk NOS berichtete.

Darüber hinaus werde an der abgesperrten Straße Beweismaterial aus einer Wohnung gesichert. Bei einem weiteren Polizeieinsatz in einem anderen Wohngebäude auf der anderen Seite des Tatorts seien angeblich zwei Menschen festgenommen worden, berichtete ein Reporter des Senders.

Öffentliche Einrichtungen geschlossen

Die Stadt Utrecht empfahl ihren Bürgerinnen und Bürgern, die Häuser nicht zu verlassen. Weitere Zwischenfälle seien nicht ausgeschlossen. Schulen und Kindergärten in der Stadt wurden angewiesen, die Türen geschlossen zu halten. Eltern sollten ihre Kinder vorerst nicht abholen. Auch alle Moscheen schlossen vorsorglich. An der Universität wurden alle Studierenden aufgefordert, in den Gebäuden zu bleiben. Auf den Flughäfen wurden die Sicherheitskontrollen verschärft. Wie die Militärpolizei mitteilte, galten auch an zentralen Gebäuden strengere Sicherheitsvorschriften.

Rettungsautos bei Straßenbahn
APA/AP/Peter Dejong
Der Tatort in Utrecht wurde abgeriegelt. Die Fahndung nach dem Täter läuft noch.

An der deutschen Grenze werden von der Polizei in Zügen und Straßen Kontrollen durchgeführt. Die politischen Parteien unterbrachen nach Berichten niederländischer Medien ihren Wahlkampf für die am Mittwoch anstehenden Wahlen für die Provinzparlamente. Der Utrechter Bürgermeister Jan van Zanen sprach von einem „abscheulichen und schwerwiegenden Vorfall“. Utrecht ist die viertgrößte Stadt der Niederlande mit etwa 350.000 Einwohnern.

Attacken in den letzten Monaten

Anders als in vielen Nachbarländern sind die Niederlande in den vergangenen Jahren von Terroranschlägen verschont geblieben. In den vergangenen Monaten gab es allerdings eine Reihe bedrohlicher Vorfälle. So vereitelte die niederländische Polizei erst im September nach eigenen Angaben einen großen Anschlag.

In den Städten Arnheim und Weert wurden sieben Verdächtige festgenommen, die einen islamistischen Anschlag auf eine Großveranstaltung geplant haben sollen. In den Wohnungen der Verdächtigen fanden die Ermittler große Mengen an Materialien zur Herstellung von Bomben, darunter hundert Kilogramm Dünger. Ende August war ein 19-jähriger Afghane mit Wohnsitz in Deutschland auf dem Amsterdamer Bahnhof mit einem Messer auf Passanten losgegangen. Zwei US-Bürger wurden dabei schwer verletzt. Die Ermittler gingen von einem „terroristischen“ Motiv aus.