Bundeskriminalamt rückt Glücksspielmafia in Fokus

Seit Sommer hat das Bundeskriminalamt das illegale Glücksspiel als Form der organisierten Kriminalität in den Fokus genommen. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem Zusammentragen von Daten, mit Vernetzung und operativen Maßnahmen. Gesetzliche Hindernisse sorgen aus Sicht der Polizei für Probleme, rechtlich gesehen handelt es sich nämlich um ein Verwaltungsdelikt.

„Illegales Glücksspiel ist organisierte Kriminalität“, sagte der Leiter der Arbeitsgruppe, Robert Klug, heute zum Auftakt eines mehrtägigen Vernetzungstreffens von Polizei und Finanzpolizei aus ganz Österreich am Wörthersee in Kärnten. Er sieht es als Problem, dass es für die Kriminalpolizei relativ schwierig ist, die Tätigkeiten mit den Mitteln des Strafrechts zu verfolgen.

Für illegale Automaten sind Verwaltungsstrafen fällig, die angesichts der Gewinnspannen schnell abbezahlt sind. Dass es sich um organisierte Kriminalität handle, hätten Auswüchse in der Vergangenheit gezeigt, sagte er: Schutzgelderpressung und Brandanschläge rivalisierender Banden, aber auch Drohungen gegen Beamte sorgten vor allem in Tirol und Vorarlberg für Probleme. Die Polizei spricht von „polykriminellen“ Gruppen.

Polizei: Rund 4.000 illegale Automaten

Die Polizei geht davon aus, dass rund 4.000 illegale Spielautomaten in Österreich stehen. Mit einem Automaten lassen sich mehr als 10.000 Euro „Gewinn“ pro Monat machen. Wie hoch die Begleitkriminalität ist, ist im Detail unklar. Statistik wird keine erhoben.

Allerdings zeige die Erfahrung der Polizei, dass bei gewissen Delikten, etwa bei Banküberfällen und Straßenraub, ein Großteil der Täter spielsüchtig ist, so Klug. Die Hintermänner würden wissen, wie sie ihre Lokale vor Verfolgung schützen können – etwa mit zentral gesteuerter Videoüberwachung in und vor Lokalen, Zugangsschleusen und mit Reizgasfallen, die Beamte beim Beschlagnahmen von Geräten schwer verletzen könnten.

„Überaus lukratives Geschäft“

Andreas Holzer, Chef der Abteilung für organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt: „Das ist ein überaus lukratives Geschäft.“ Die Polizei geht nach den bisherigen Ermittlungen davon aus, dass es vier, fünf hochprofessionell und arbeitsteilig agierende Organisationen gibt, die sich Österreich in Sachen illegales Glücksspiel aufgeteilt haben. Teilweise werden auch in Tankstellen und Cafes, deren Inhaber von einem legalen Geschäft ausgehen, Automaten aufgestellt.

Die mafiösen Gruppen dahinter seien monokratisch organisiert, die Bosse befänden sich im Inland und angrenzenden Ausland. Einerseits würden dort die Automaten legal erworben, andererseits könnten aus dortigen Lagern in Österreich beschlagnahmte Geräte schnell ersetzt werden.

Die Kriminalisten hoffen auf eine Verschärfung des Strafrechts in dem Bereich. Das illegale Glücksspiel soll strafrechtlich verfolgt werden, etwa in Italien.