Spätabtreibungen: AKH-Primar verteidigt jetzige Regelung

Während derzeit eine von Regierungspolitikern und -politikerinnen unterstützte Petition zur Einschränkung von Abtreibungen für heftige Debatten sorgt, hat der Gynäkologe und Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Wiener AKH, Peter Husslein, die derzeit bestehende Regelung verteidigt. Im ZIB2-Interview warnte Husslein auch eindringlich vor einem „Abbruchtourismus“ ins Ausland, sollten Spätabtreibungen vollkommen verboten werden.

Hierzulande sind laut aktueller Regelung Abtreibungen auch nach dem dritten Schwangerschaftsmonat straflos, wenn die „ernste Gefahr besteht, dass das Kind geistig oder körperlich schwer geschädigt“ sein wird. Die Initiative mit dem Titel „#FairÄndern“ will das ändern und fordert, dass solche Spätabtreibungen verboten werden.

Husslein warnt vor „Vervierfachung der Abbrüche“

„In Wirklichkeit geht es darum, der Frau die Autonomie zu ermöglichen, wenn sie sagt: ‚Mit dieser Situation kann ich einfach nicht umgehen‘“, so Husslein über die aktuell geltende Regelung. Laut Husslein erlaubt diese es, Verdachtsmomente der ersten Monate einer Schwangerschaft noch zu einem späteren Zeitpunkt auszuräumen. Bei einem überwiegend Teil sei zu einem späteren Zeitpunkt feststellbar, dass das Baby ohnehin gesund sei.

„Wir kämpfen um jeden einzelnen Fall“

Peter Husslein ist Gynäkologe und Vorstand der Uniklinik für Frauenheilkunde am Wiener AKH, in der jedes Jahr mehr als 100 Spätabtreibungen durchgeführt werden.

„Wenn diese Petition durchgeht und es nicht mehr möglich ist, einen Schwangerschaftsabbruch nach der 14. Woche zu machen, dann werden wahrscheinlich alle diese Kinder auf Verdacht hin abgebrochen werden, sodass es in Wirklichkeit zu einer – wahrscheinlich – Vervierfachung dieser Abbrüche kommen wird“, so Husslein.

Die Petition, die bisher rund 60.000 Menschen unterzeichnet haben, zählt unter anderen Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ), ÖVP-Behindertensprecherin Kira Grünberg, den ehemaligen niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) und einen SPÖ-Bürgermeister zu ihren Unterstützern. Im Mai wird im Parlament darüber diskutiert.