Zerstörte Straße nahe Beira
Reuters/CARE International/Josh Estey
„Binnenmeer“ in Mosambik

Vervielfachung der Opferzahlen befürchtet

Nach dem tropischen Wirbelsturm „Idai“ wird befürchtet, dass Tausende weitere Menschen in Mosambik den Überschwemmungen zum Opfer gefallen sind. In der Region Buzi, in der Hunderttausende Menschen leben, hat sich ein 125 Kilometer langer und elf Meter tiefer See gebildet – über das Schicksal der Bevölkerung kann im Moment nur spekuliert werden.

Wichtigste Aufgabe sei es zunächst, die auf von Wassermassen umschlossenen Flecken Land festsitzenden Menschen mit Nahrung, Decken und Medikamenten zu versorgen, sagte der mosambikanische Umweltminister Celso Correia am Donnerstag. Es handle sich um ein „Rennen gegen die Zeit“: „Jede Minute zählt“, warnte der Minister. Laut Correia stieg die Zahl der Todesopfer in Mosambik mittlerweile auf 242. Im benachbarten Simbabwe stieg die Zahl der Todesopfer nach Angaben des staatlichen Senders ZBC auf 139.

Zwei große Flüsse hätten bereits „kilometerlange Binnenmeere“ gebildet, sagte der Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP), Herve Verhoosel. Da weite Landstriche im Südosten von Afrika überschwemmt und von der Außenwelt abgeschnitten seien, sei das ganze Ausmaß der Katastrophe aber noch nicht absehbar. In der Schneise des Wirbelsturms lebten 1,7 Millionen Menschen – der Hilfsbedarf sei deshalb womöglich deutlich größer als bisher angenommen.

Fotostrecke mit 8 Bildern

Überflutung in Beira
Reuters/IFRC/Red Cross Climate Centre
Ein Drohnenvideo zeigt das Ausmaß der Zerstörung in Beira
Menschen in überflutetem Gebiet nahe Beira
AP/CARE/Josh Estey
Per Boot werden Menschen aus den überfluteten Gebieten gerettet
Überflutete Straße nahe Beira
AP/CARE/Josh Estey
Flüsse sind über die Ufer getreten und haben weite Landstriche überflutet
Überflutung nahe Beira
APA/AFP/Yasuyoshi Chiba
Fünf Tage nach dem Zyklon ist die Hilfe längst angelaufen – der Weg zu Lebensmitteln und Trinkwasser ist für viele beschwerlich
Verteilung von Hilfsgütern
APA/AFP/Yasuyoshi Chiba
Der Andrang bei der Ausgabe von Hilfsgütern ist groß
Menschen in Boot
Reuters/CARE/Josh Estey
In Booten suchen die Helfer nach Überlebenden
Menschen bei Essensverteilung
AP/WFP/Deborah Nguyen
Schulen und andere öffentliche Gebäude dienen als Notunterkünfte
Überflutung nahe Beira
AP/CARE/Josh Estey
Im Hinterland von Beira steigen die Pegelstände der Flüsse wegen anhaltenden Regens weiter

400.000 Menschen hätten alleine in Mosambik aus ihren Wohngebieten flüchten müssen. Für Malawi nannte er 920.000 Betroffene. Das WFP rechnet zunächst mit einem Bedarf von rund 60 Millionen Dollar. Weitere 80 Millionen Dollar könnten aber nötig sein, wenn sich zeige, dass mehr Menschen auf Hilfe angewiesen seien.

Situation für 260.000 Kinder „lebensbedrohlich“

Für rund 260.000 Kinder ist die Situation laut SOS-Kinderdorf „lebensbedrohlich“. „In ihrer Not trinken sie verunreinigtes Wasser“, sagte die Geschäftsführerin von SOS-Kinderdorf Österreich, Elisabeth Hauser, am Donnerstag in Wien. Ein Einsatzteam der Organisation hatte am Mittwoch die vom Tropensturm „Idai“ fast völlig zerstörte Hafenstadt Beira erreicht.

Karte von Mosambik, Simbabwe und Malawi
Grafik: Map Resources/ORF.at

Es sei nur eine Frage von Tagen, bis Krankheiten ausbrechen würden, denn die sanitäre Infrastruktur sei komplett zerstört, sagte der örtliche SOS-Kinderdorf-Einsatzleiter Simiao Mahumana. „Kinder, deren Eltern getötet wurden oder die im Chaos der Katastrophe von ihren Eltern getrennt wurden, sind jetzt völlig auf sich alleine gestellt.“

Notstand und Staatstrauer ausgerufen

Der Zyklon „Idai“ mit der Stärke vier von fünf war in der Nacht auf Freitag vom Indischen Ozean in der Nähe von Beira auf Land getroffen. In der Hafenstadt mit rund 500.000 Einwohnern gab es immer noch keinen Strom und keine Wasserversorgung, das Leichenhaus war überfüllt. Am Mittwoch funktionierte allerdings erstmals das Handynetz wieder, erklärte die Mobilfunkgesellschaft Tmcel.

Weite Landstriche in Mosambik sind überflutet

In der Region Buzi, in der Hunderttausende Menschen leben, hat sich ein 125 Kilometer langer und elf Meter tiefer See gebildet.

Die Regierung rief unterdessen den Notstand aus, um mehr Hilfe zu mobilisieren. Zudem galten ab Mittwoch drei Tage Staatstrauer, um der Opfer zu gedenken, wie Präsident Filipe Nyusi sagte. Unzählige Gebäude, rund 30 Krankenhäuser und 500 Schulen wurden beschädigt. Die indischen Streitkräfte schickten drei Militärschiffe nach Beira, um humanitäre Hilfe zu leisten. Die UNO gaben am Mittwoch als Anschubfinanzierung des Hilfseinsatzes 20 Millionen Dollar frei. Die Regierung im ostafrikanischen Tansania, das im Süden an Mosambik grenzt, schickte mehr als 200 Tonnen Hilfsgüter in die Region.

Bitte um Spenden

Zahlreiche Hilfsorganisationen bitten um Spenden für die Menschen in Mosambik:

  • Licht für die Welt: IBAN: AT92 2011 1000 0256 6001
  • CARE: IBAN: AT77 6000 0000 0123 6000
  • UNICEF: IBAN: AT46 6000 0000 0151 6500, Kennwort: Nothilfe
  • SOS-Kinderdorf: IBAN: AT62 1600 0001 0117 3240, Kennwort: Zyklon
  • World Vision: IBAN: AT22 2011 1800 8008 1800, Kennwort: Zyklon
  • Caritas: IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004, Kennwort: Nothilfe Mosambik
  • Ärzte ohne Grenzen: IBAN: AT43 2011 1289 2684 7600
  • Diakonie: IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333, Kennwort: Zyklon Mosambik
  • Hilfswerk International: IBAN: AT71 6000 0000 9000 1002, Kennwort: Nothilfe Mosambik
  • Arbeiter-Samariter-Bund: IBAN: AT97 1200 0006 5412 2001
  • Rotes Kreuz: IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144, Kennwort: Katastrophenhilfe
  • Missio Österreich: IBAN: AT96 6000 0000 0701 5500, Kennwort: Nothilfe Zyklon