Tatort in Utrecht
APA/AFP/John Thys
Niederlande

Verdächtiger gestand Anschlag von Utrecht

Der mutmaßliche Attentäter von Utrecht hat am Freitag gestanden, um sich geschossen zu haben. Drei Menschen sind bei dem Attentat am Montag gestorben. Das Rätselraten um sein Motiv geht dennoch weiter. Auch psychische Probleme könnten mitgespielt haben.

Gökmen T. hatte am Montag in einer Straßenbahn in der niederländischen Stadt um sich geschossen. Die Tat löste großen Schock und Anteilnahme aus. Am Freitag bekannte sich T. zur Tat und erklärte, allein gehandelt zu haben. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Utrecht mit. Ein weiterer Verdächtiger, der am Dienstag festgenommen worden war, wurde am Freitag aus der Haft entlassen.

Er werde nicht mehr verdächtigt, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der Mann war den Angaben zufolge in Verdacht geraten, weil T. bei ihm zu Hause festgenommen worden war. Die Ermittler versuchten herauszufinden, ob er an dem Anschlag beteiligt war oder dabei geholfen haben könnte. Dafür seien aber „keine Beweise“ gefunden worden, erklärten die Ermittler.

Haft verlängert

Am Freitag war T. auch einem Haftrichter vorgeführt worden. Dieser verlängerte am Freitag die Untersuchungshaft um die maximale Frist von weiteren zwei Wochen. Zum Motiv des 37-Jährigen wurde nichts mitgeteilt.

Die Staatsanwaltschaft legt ihm mehrfachen Mord oder Totschlag mit terroristischem Motiv zur Last. Der Terrorismusverdacht wird bisher vor allem mit einem Brief belegt, der im Fluchtauto des Verdächtigen gefunden wurde. Der Brief wurde nicht veröffentlicht. Auch die Art der Tat könnte auf einen Terroranschlag hinweisen, erklärte die Staatsanwaltschaft: Schüsse an einem öffentlichen Ort, viele Opfer und möglichst viel Schrecken verbreiten.

Kurz zuvor entlassen

Es wird auch untersucht, ob psychische Probleme ein Motiv sein könnten, „kombiniert mit einer radikalisierten Ideologie“, wie es seitens der Staatsanwaltschaft hieß. Es gab zunächst auch Gerüchte, es könnte sich um eine Beziehungstat gehandelt haben. Dafür fand die Polizei bisher keine Bestätigung. Täter und Opfer kannten einander nicht.

Der 37-Jährige war lang polizeibekannt. Er hat bereits zahlreiche Vorstrafen. Zuletzt war er wegen Vergewaltigung und Misshandlung angeklagt worden. Dennoch war er vor gut zwei Wochen vorläufig aus der U-Haft entlassen worden.

Das Gebäude, in dem der Utrecht-Attentäter verhaftet worden ist
AP/Peter Dejong
In diesem Haus wurde der Hauptverdächtige am Montagabend festgenommen

Am Tatort, dem Platz des 24. Oktober, im Utrechter Viertel Kanaleneiland legten Hunderte Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. In Moscheen gedachten Gläubige in Freitagsgebeten der Opfer. Auch ein Schweigemarsch war am Freitag geplant, um an die Opfer zu erinnern. Nicht nur drei Menschen kamen ums Leben, sieben weitere wurden zudem verletzt. Bereits am Dienstag wurde der Opfer mit einer Schweigeminute im niederländischen Parlament gedacht. „Utrecht liegt im Herzen unseres Landes“, sagte dabei Ministerpräsident Mark Rutte. „Die Niederlande sind ins Herz getroffen worden.“ Die Folgen seien groß, das Vertrauen habe gelitten.

Mehrere Vorfälle in jüngerer Vergangenheit

Anders als in vielen Nachbarländern blieben die Niederlande in den vergangenen Jahren von Terroranschlägen verschont. In den vergangenen Monaten gab es aber mehrere Vorfälle. So vereitelte die niederländische Polizei erst im September nach eigenen Angaben einen großen Anschlag.

In den Städten Arnheim und Weert wurden sieben Verdächtige festgenommen, die einen islamistischen Anschlag auf eine Großveranstaltung geplant haben sollen. In den Wohnungen der Verdächtigen fanden die Ermittler große Mengen an Materialien zur Herstellung von Bomben.