OMV will Petrochemie-Geschäft im Nahen Osten ausbauen

Die börsennotierte OMV und die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) haben gestern zwei Absichtserklärungen unterschrieben, um mögliche gemeinsame Projekte im Bereich Petrochemie zu eruieren. Die Unterzeichnung der Memoranden fand anlässlich eines Besuchs von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei Kronprinz Scheich Mohammed bin Zayed al-Nahyan in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) statt. Die beiden Memoranden of Understanding (MoU) wurden vom VAE-Staatsminister und ADNOC-Vorstandschef Sultan Ahmed Al Jaber sowie OMV-Vorstandschef Rainer Seele unterzeichnet.

Geschäfte Österreichs mit den Vereinigten Arabischen Emiraten

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind der wichtigste Handelspartner Österreichs im Nahen Osten. 2018 wurden Waren im Wert von 368 Millionen Euro in die Vereinigten Arabischen Emirate ausgeführt.

Eine Vereinbarung sieht die Zusammenarbeit im petrochemischen Bereich vor, einschließlich der Evaluierung möglicher Projekte in Rahmen einer Erweiterung der bestehenden Partnerschaft. Geplant ist außerdem der Wissens- und Erfahrungsaustausch in Bezug auf petrochemische Anlagen sowie die Integration und Optimierung petrochemischer Prozesse in der Raffinerie. Weiters werden OMV und ADNOC Möglichkeiten einer Unterstützung im Petrochemie-Marketing prüfen.

Die zweite Vereinbarung sieht vor, Möglichkeiten einer Zusammenarbeit im Rahmen des von der OMV patentierten ReOil-Verfahrens auszuloten. Dieses Verfahren wandelt Altkunststoffe in synthetisches Rohöl um, das wiederum zu Treibstoffen oder zu Grundstoffen für die Petrochemische Industrie weiterverarbeitet werden kann. Es soll die Realisierbarkeit einer solchen Anlage in den Vereinigten Arabischen Emiraten evaluiert werden.

Kurz lobt „visionäre“ Entscheidung

Kurz, der sich mit dem Kronprinzen verständigt hat, noch heuer ein bilaterales strategisches Partnerschaftsabkommen abzuschließen, bedankte sich bei Seele für den Einstieg der OMV „in einen sehr visionären und auch nachhaltigen Bereich“, der nicht nur wirtschaftliches Potenzial – und damit Beiträge zum Bundesbudget – bedeute, „sondern auch noch nachhaltig und gut für die Umwelt ist“. Seele gab den Dank zurück.

Kurz auf Wirtschaftsmission im Nahen Osten

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist an diesem Wochenende zu Besuch in den Vereinten Arabischen Emiraten und in Kuwait – dabei geht es um den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen.

Die geplante Zusammenarbeit im petrochemischen Bereich sei als integrierte Kooperation ausgelegt. „Wir fördern das Öl und das Gas und wir veredeln diese beiden Produkte“, so Seele, „aber wir können mehr machen.“ Und das sei das gemeinsame Ausloten des Potenzials von Investitionen im petrochemischen Bereich – darunter ein „hochinnovatives Verfahren ’home-made in Austria“: Die Gewinnung von hochreinem synthetischen Rohöl aus Plastikmüll.

Von diesem Projekt habe man ADNOC überzeugt „und wir werden jetzt entscheiden, ob wir in ein Forschungsprojekt oder direkt in ein gemeinsames Investitionsprojekt investieren werden, um dann auch hier unter dem Motto ‚let’s clean the desert‘ den Müll in dieser Region wiederzuverwerten und direkt in diese Wertschöpfungskette einzuspeisen.“ Die Technologie habe die OMV sich weltweit patentieren lassen „und wir haben ein großes Interesse, diese Technologie auch möglichst schnell zur Marktreife zu entwickeln“, sagte Seele. „Das Interesse ist enorm.“