WTO-Urteil um illegale Boeing-Subventionen erwartet

Dem nach zwei Flugzeugabstürzen innerhalb weniger Monate unter Druck geratenen US-Konzern Boeing droht ein weiterer Schlag: Die Welthandelsorganisation (WTO) veröffentlicht am Donnerstag das abschließende Urteil in einem seit Jahren laufenden Fall um illegale Subventionen. Dabei ging es um Entwicklungshilfen für den Boeing-Verkaufsschlager „Dreamliner“. Das Urteil könnte den Weg für die EU frei machen, Schadenersatz in Milliardenhöhe zu verlangen. Über Summen entscheidet letztlich ein WTO-Schlichter.

WTO-Streitschlichter stellten bereits 2012 fest, dass der US-Flugzeugbauer illegale Zuwendungen bekam. 2017 bestätigten sie teilweise die Beschwerde der EU, dass die USA die beanstandeten Begünstigungen nicht wie angeordnet eingestellt hatten. Am Donnerstag geht es um die letzte Berufung gegen das Urteil von 2017.

Illegale Subventionen auch für Airbus?

Vor einem Jahr wurde ein ähnlicher Fall, der ebenfalls von den USA und der EU durch alle Instanzen gezogen worden war, beendet. Dabei ging es um illegale Subventionen für Airbus. Die WTO-Streitschlichter gaben einer US-Klage über illegale Anschubfinanzierungen für den Großflieger Airbus A380 statt.

Ein paar Jahre später urteilten sie, dass die EU die Zuwendungen nicht wie angeordnet in vollem Umfang zurückgenommen hatte. Deshalb läuft in der WTO zurzeit der Schlichterprozess um Schadenersatz. Im Februar lief dazu eine Anhörung – hinter verschlossenen Türen. Eine Tonaufnahme der Anhörung wird am 30. April in der WTO präsentiert.

Defekt der Boeing 737 Max 8 behoben?

Boeing behob indes nach Angaben aus informierten Kreisen den technischen Defekt, der für den Absturz zweier Maschinen des Typs 737 Max 8 verantwortlich gemacht wird. Das Unternehmen habe eine Korrektur am Trimmsystem MCAS vorgenommen, hieß es gestern aus mit dem Vorgang vertrauten Kreisen.

Am 10. März war eine 737 Max 8 der Ethiopian Airlines kurz nach dem Start in Addis Abeba abgestürzt, im Oktober verunglückte eine Lion-Air-Maschine des gleichen Typs vor der indonesischen Insel Java. Die Abstürze wiesen Ähnlichkeiten auf, weshalb die gesamte Flotte des 737 Max seit eineinhalb Wochen nicht mehr fliegen darf.

Die Auswertung der Flugschreiber lenkte den Verdacht auf das Trimmsystem. Das MCAS soll verhindern, dass der Schub der Triebwerke im Steigflug derart stark wird, dass sich die Maschine nicht mehr gerade ausrichten lässt.

FAA muss System genehmigen

Boeing muss seine Korrektur des Systems nun den drei US-Fluggesellschaften American Airlines, Southwest und United präsentieren, wie es aus Industriekreisen weiter hieß. Die US-Luftfahrbehörde FAA muss dann das überarbeitete System genehmigen.

Boeing selbst lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab. Seit dem Unglück in Äthiopien steht der US-Flugzeug- und -Rüstungskonzern durch fallende Kurswerte an der Börse sowie durch einen enormen Imageschaden unter Druck.